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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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hatte es ziemlich übel ausgesehen. Thomas mochte sich gar nicht vorstellen, welche neue Schattierung es über Nacht angenommen hatte.
    Er atmete tief durch und sah durch seine Finger hindurch, die sich noch immer vergeblich mit seiner Nase abmühten, zu Amelia hinüber.
    „Kopfschmerzen?“, fragte sie höflich.
    Sie hatte darauf gewartet, dass er sie ansah, wurde ihm klar. „Scheußliche.“
    „Haben Sie etwas dabei, was Sie einnehmen könnten? Laudanum vielleicht?“
    „Himmel, nein.“ Bei dem Gedanken fiel er beinahe in Ohnmacht. „Das würde mir noch den Rest geben.“
    „Tee? Kaffee?“
    „Nein, was ich jetzt brauche, ist …“
    Harry Gladdishs Rettmich.
    Warum hatte er nicht gleich daran gedacht?
    Es war ein lächerlicher Name, aber da man es auch nur dann brauchte, wenn man sich lächerlich benommen hatte, passte es wohl ganz gut. Harry Gladdish hatte es in jenem Sommer entwickelt, als sie beide achtzehn waren.
    Thomas’ Vater hatte die Saison in London verbracht und ihn auf Belgrave sich selbst überlassen. Er und Harry hatten sich nach Lust und Laune austoben können. Natürlich hatten sie nichts allzu Schlimmes unternommen, obwohl sie sich damals eingebildet hatten, sie seien durch und durch verdorben. Nachdem er allerdings miterlebt hatte, wie andere junge Männer sich in London zugrunde gerichtet hatten, blickte Thomas nun mit einiger Belustigung auf jenen Sommer zurück. Im Vergleich dazu waren Harry und er die reinsten Unschuldslämmer gewesen. Trotzdem hatten sie viel zu oft viel zu viel getrunken, und der Rettmich, den sie sich am nächsten Morgen einverleibten (schaudernd und mit zugehaltener Nase), erwies sich mehr als einmal als ihre Rettung.
    Oder zumindest ermöglichte der Trank es ihnen, es bis ins Bett zu schaffen, wo sie ihren Rausch dann ausschlafen konnten.
    Er sah Amelia an. „Können Sie noch eine weitere halbe Stunde erübrigen?“
    Sie sah sich um. „Anscheinend kann ich den ganzen Tag erübrigen.“
    Das war ein wenig peinlich. „Ah, ja …“, er räusperte sich und versuchte sich dabei gerade zu halten, „… tut mir leid. Ich hoffe, Sie mussten nicht irgendwelche wichtigen Pläne umwerfen.“
    „Nur einen Besuch bei der Putzmacherin und beim Schuster.“ Sie gab vor zu schmollen, aber man sah sofort, dass sie in Wahrheit lächelte. „Ich werde diesen Winter wohl ohne Hut und mit altmodischen Schuhen überstehen müssen.“
    Er hielt einen Finger hoch. „Einen Augenblick.“ Dann streckte er den Arm aus und schlug mit der Faust an die Wand der Kutsche. Sofort blieben sie stehen. Normalerweise wäre er ausgestiegen, um dem Kutscher das neue Ziel zu nennen, aber diesmal würde man es ihm wohl nachsehen, wenn er sich so wenig wie nötig bewegte. Schließlich war das Letzte, was sich irgendwer wünschen konnte, dass er sich in einer geschlossenen Kutsche übergeben musste.
    Sobald das neue Ziel genannt war und die Kutsche wieder unterwegs war, machte er es sich auf seinem Platz bequem. Schon der Gedanke an den Rettmich munterte ihn auf. Harry würde sich zwar fragen, warum er überhaupt getrunken hatte und warum er es anderswo getan hatte, aber er würde nicht nachfragen. Zumindest nicht an diesem Nachmittag.
    „Wohin fahren wir?“, erkundigte sich Amelia.
    „Zum Happy Hare.“ Es war ein Umweg, aber nur ein kleiner.
    „Der Poststation?“
    Allerdings. „Dort werde ich kuriert.“
    „Im Happy Hare?“ Sie klang erstaunt.
    „Vertrauen Sie mir.“
    „Und das von einem Mann mit einer Ginfahne, die von hier bis Belgrave reicht“, sagte sie kopfschüttelnd.
    Er sah sie an und hob eine Braue zum königlichen Wyndham-Bogen. „Ich habe doch keinen Gin getrunken.“ Lieber Himmel, so viel Kinderstube besaß er gerade noch.
    Sie sah aus, als unterdrückte sie ein Lächeln. „Tut mir schrecklich leid. Was haben Sie denn dann getrunken?“
    Er war sich nicht sicher, ob sich dieses Thema für ein Gespräch mit der Verlobten schickte, aber die ganze Begegnung schickte sich nicht für eine Verlobte. „Bier“, sagte er. „Haben Sie das je probiert?“
    „Natürlich nicht.“
    „Tss, tss. So empört?“
    „Das war keine Empörung“, gab sie zurück. Jetzt war sie tatsächlich empört. „Es handelt sich um eine schlichte Tatsache. Wer würde mir wohl ein Bier servieren?“
    Das war allerdings nicht von der Hand zu weisen. „Also schön“, meinte er überaus gnädig. „Aber es war kein Gin.“
    Sie rollte mit den Augen, worauf er beinahe gelacht hätte. Sie benahmen

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