Verführt von einer Lady
verzog sich zu einem traurigen Lächeln. „Ich kann mir nichts denken, was Sie vielleicht wiedergutzumachen hätten, aber ich versichere Ihnen, wenn es etwas gäbe, würde ich Ihre Entschuldigung überaus gnädig annehmen.“
„Danke“, sagte er. Ein wenig fühlte er sich jetzt besser, aber nicht viel. Und dann erklärte er, und dabei griff er auf längst Bekanntes zurück: „In zwei Tagen reisen wir nach Liverpool ab.“
Sie nickte langsam. „Ich könnte mir denken, dass Sie vor der Abreise noch eine ganze Menge zu erledigen haben.“
Er dachte darüber nach. Eigentlich nicht. Die letzten vier Tage hatte er in der Annahme verbracht, dass er mit nichts nach England zurückkehren würde, und hatte gearbeitet wie verrückt, um jeden Winkel von Wyndham wirklich auf Vordermann zu bringen. Er wollte sich nicht nachsagen lassen, dass er dem neuen Herzog Steine in den Weg gelegt habe.
Aber nun war er mit allem fertig. Eine Saatgutbestellung musste noch geprüft werden, und dann musste er das Packen seiner persönlichen Dinge überwachen, aber abgesehen davon …
Seine Tage als Herzog waren vorüber.
„Fast nichts“, versetzte er und konnte dabei den bitteren Unterton nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten.
„Oh.“ Sie klang überrascht, nicht so sehr von der Antwort an sich als von dem Umstand, dass er sie ausgesprochen hatte. „Das ist sicher einmal eine angenehme Abwechslung.“
Er beugte sich vor und sah dabei, wie unangenehm ihr das war. Er hatte gerade genug getrunken, um dies ein bisschen zu genießen. „Ich übe, sehen Sie“, sagte er.
Verwirrt sah sie ihn an. „Sie üben?“
„Das Nichtstun. Vielleicht sollte ich Ihrem Mr. Audley nacheifern.“
„Er ist nicht mein Mr. Audley“, erwiderte sie sofort.
„Er soll sich keine Sorgen machen“, fuhr Thomas fort, als hätte sie nichts gesagt. Sie wussten schließlich beide, dass sie log. „Ich habe alle Dinge in bester Ordnung hinterlassen. Jeder Vertrag wurde überprüft, alle Zahlenkolonnen stimmen überein. Wenn er den Besitz ruiniert, liegt die Verantwortung dafür allein bei ihm.“
„Thomas, hören Sie auf“, sagte sie. „Reden Sie nicht so. Wir wissen doch noch gar nicht, ob er der Duke ist.“
„Ach nein?“ Lieber Himmel, wem versuchte sie hier etwas vorzumachen? „Kommen Sie, Grace, wir wissen doch beide, was wir in Irland vorfinden werden.“
„Nein“, beharrte sie, aber ihre Stimme klang hohl.
Und er wusste es.
Er tat einen Schritt auf sie zu. „Lieben Sie ihn?“
Sie erstarrte.
„Lieben Sie ihn?“, wiederholte er, schon ungeduldiger. „Audley.“
„Ich weiß , von wem Sie reden“, fuhr sie ihn an.
Er hätte beinahe gelacht. „Kann ich mir vorstellen.“ Bei sich dachte er: Wir sind verloren. Beide. Amelia war für ihn außer Reichweite gerückt, und Grace hatte sich ausgerechnet in Audley verliebt. Daraus konnte nichts werden. Er wäre damit durchgekommen, jemanden mit Graces Status zu heiraten, bei Audley wäre das anders. Sobald er der Herzog war, würde er eines dieser pferdegesichtigen Dinger heiraten müssen, die von ebenso hoher Geburt waren wie er selbst. Es würde jede Menge Kritiker und Skeptiker geben. Der neue Herzog würde eine brillante Partie machen müssen, um der Gesellschaft zu beweisen, dass er den Titel auch verdiente.
Und außerdem war Audley ein verantwortungsloser Narr, der eine Frau wie Grace gar nicht verdient hatte.
„Wie lange sind Sie schon hier?“, fragte er.
„Auf Belgrave? Fünf Jahre.“
„Und in all der Zeit habe ich es versäumt …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich frage mich, warum.“
„Thomas.“ Sie warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Wovon reden Sie?“
„Keine Ahnung.“ Er lachte bitter auf. „Was soll nur aus uns werden, Grace? Wir sind verdammt, wissen Sie. Wir beide.“
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden“, sagte sie.
Er konnte gar nicht fassen, dass sie die Stirn hatte, so zu tun, als hätte er sich nicht vollkommen klar ausgedrückt. „Ach, kommen Sie, Grace, dazu sind Sie viel zu intelligent.“
Sie blickte zur Tür. „Ich muss gehen.“
Doch er versperrte ihr den Weg.
„Thomas, ich …“
Und plötzlich dachte er: Warum nicht? Amelia war so gut wie verloren, und Grace, die gute, solide, verlässliche Grace, stand hier neben ihm. Außerdem war sie wunderschön, das hatte er schon immer gefunden. Ein Mann könnte es sehr viel schlechter treffen. Sogar ein Mann, der keinen Penny besaß.
Er umfasste ihr Gesicht mit den Händen und
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