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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Absichten er hegt“, sagte sie, „aber wenn er bereit ist, alles für die Liebe zu wagen, solltest du das auch.“ Amelia ergriff ihre Hand und drückte sie. „Sei mutig, Grace.“ Sie lächelte, und es galt nicht nur Grace, sondern auch ihr selbst.
    Und dann flüsterte sie: „Ich will es auch sein.“

17. KAPITEL
    Die Reise nach Butlersbridge gestaltete sich so, wie Thomas es sich vorgestellt hatte. Er, Jack und Lord Crowland ritten, um das schöne Wetter genießen zu können. Sie redeten kaum miteinander; sie ritten viel zu selten gleichauf, um miteinander plaudern zu können. Immer wieder spornte einer sein Pferd an oder blieb zurück, und ein Pferd trabte am anderen vorbei. Hin und wieder tauschten die Männer flüchtige Bemerkungen.
    Manchmal wurde etwas zum Wetter gesagt.
    Lord Crowland schien zudem sehr interessiert an der heimischen Vogelwelt.
    Thomas versuchte, die Landschaft zu genießen. Alles war sehr grün, noch grüner als in Lincolnshire, und er fragte sich, wie viel Regen dort wohl im Jahr fiel. Wenn die jährliche Niederschlagsmenge höher war, bedeutete das, dass auch die Erträge höher waren? Oder würde dies …
    Stopp .
    Landwirtschaft, Viehhaltung … all das war jetzt rein theoretisch. Er besaß kein Land, keine Tiere, bis auf sein Pferd, und vielleicht nicht einmal das.
    Er hatte nichts.
    Niemanden.
    Amelia …
    Ihr Gesicht schob sich in seine Überlegungen, ungebeten, aber höchst willkommen. Sie war so viel mehr, als er sich vorgestellt hatte. Er liebte sie nicht – er konnte sie nicht lieben, nicht jetzt. Aber irgendwie … vermisste er sie. Was vollkommen lächerlich war, schließlich saß sie keine zwanzig Yards hinter ihm in der Kutsche. Und er hatte sie beim mittäglichen Picknick gesehen. Und sie hatten zusammen gefrühstückt. Er hatte keinen Grund, sie zu vermissen. Und dennoch tat er es.
    Er sehnte sich nach ihrem Lachen, wie es bei einer besonders fröhlichen Dinnerparty klingen mochte. Er sehnte sich nach dem warmen Glühen ihrer Augen, wie sie im Morgenlicht aussehen würden.
    Wenn er sie je im Morgenlicht zu sehen bekäme.
    Ziemlich unwahrscheinlich.
    Dennoch sehnte er sich danach.
    Er schaute sich nach der Kutsche um, fast überrascht, dass sie ganz normal aussah. Eigentlich hätten Flammen aus ihren Fenstern schlagen müssen.
    Seine Großmutter war an diesem Nachmittag mal wieder in exzellenter Form gewesen. Das wäre etwas, was er wirklich nicht vermissen würde, wenn er den Titel abgeben musste. Die Dowager Duchess of Wyndham war mehr als nur ein Ärgernis für ihn, sie war die reinste Heimsuchung – ihr einziger Daseinszweck schien darin zu bestehen, ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen.
    Aber seine Großmutter war nicht die einzige Last, die er gern ablegte. Den endlosen Papierkram würde er auch nicht vermissen. Die mangelnde Freiheit. Jeder dachte, er könne tun, was ihm beliebte – all das Geld und die Macht sollten ihm das ermöglichen. Aber nein, er war an Belgrave gebunden. Gewesen.
    Er dachte an Amelia und ihre Träume von Amsterdam.
    Ach, zum Teufel. Wenn er wollte, konnte er morgen nach Amsterdam reisen. Er konnte direkt von Dublin aus aufbrechen. Er konnte nach Venedig reisen. Auf die Westindischen Inseln. Es gab nichts, was ihn aufgehalten hätte, kein …
    „Sind Sie glücklich?“
    „Ich?“ Thomas sah Jack ziemlich überrascht an, doch dann wurde er sich bewusst, dass er vor sich hin gepfiffen hatte. Er hatte gepfiffen. Er konnte sich nicht entsinnen, wann er das zum letzten Mal getan hatte. „Vermutlich schon. Heute ist ein recht schöner Tag, finden Sie nicht?“
    „Ein recht schöner Tag“, wiederholte Jack.
    „Keiner von uns muss mit dieser bösen alten Hexe in der Kutsche sitzen“, meinte Crowland. „Wir sollten uns alle glücklich schätzen.“ Dann fügte er hinzu: „Bitte um Verzeihung.“ Schließlich war die böse alte Hexe die Großmutter seiner Reisebegleiter.
    „Meinetwegen brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen“, sagte Thomas jovial. „Ich stimme Ihrer Einschätzung vollkommen zu.“
    „Werde ich mit ihr zusammenleben müssen?“, platzte Jack heraus.
    Thomas schaute ihn grinsend an. Wurde ihm erst jetzt bewusst, welche Ausmaße seine Pflichten hatten? „Ich sage nur, die Äußeren Hebriden, mein Guter, die Äußeren Hebriden.“
    „Warum haben Sie es nicht schon längst getan?“, wollte Jack wissen.
    „Ach, ich werde es tun, glauben Sie mir, für den Fall, dass ich morgen immer noch irgendeine Macht über

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