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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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schlafen.
    Das überraschte ihn nicht. Tatsächlich hatte er sich, nachdem er sich den Reisestaub abgewaschen hatte, ein frisches Hemd und saubere Breeches angezogen. Ein Nachthemd hätte ihm in dieser Nacht nichts genutzt.
    Man hatte ihn in ein sehr schönes Schlafzimmer geführt, das nur dem nachstand, das seine Großmutter bekommen hatte. Der Raum war nicht sehr groß, auch die Ausstattung wirkte weder neu noch ausgesprochen kostbar, doch alles war von bester Qualität, liebevoll gepflegt und freundlich. Auf dem Schreibtisch standen Miniaturen; sie waren so auf einer Ecke arrangiert, dass man sie betrachten konnte, während man Briefe schrieb. Auf dem Kaminsims im Salon hatten ebenfalls Miniaturen gestanden, sorgfältig aufgereiht. An den Stellen, wo man die Bilder angefasst und hochgenommen hatte, um sie zu bewundern, waren die Rahmen schon ein wenig abgenutzt.
    Diese Miniaturen – die Leute auf den Miniaturen – wurden geliebt.
    Thomas hatte versucht, sich eine ähnliche Ausstellung auf Belgrave vorzustellen, und hätte beinahe gelacht. Natürlich waren sämtliche Cavendishs gemalt worden, die meisten sogar mehr als einmal. Doch die Bilder hingen in der Galerie und zeigten die Pracht und den Reichtum der Familie. Er schaute sie nie an. Warum auch? Dort hing ja niemand, den er zu sehen wünschte, niemand, dessen Lächeln oder Freundlichkeit er sich ins Gedächtnis rufen wollte.
    Er ging zum Schreibtisch und nahm eines der kleinen Porträts in die Hand. Es sah aus wie Jack, etwa zehn Jahre jünger.
    Er lächelte.
    Thomas ertappte sich dabei, dass er ebenfalls lächelte, obwohl er nicht wusste, warum. Dieses Haus gefiel ihm. Es hieß Cloverhill, Kleehügel. Ein schöner Name. Passend.
    Es wäre schön gewesen, an einem Ort wie diesem aufzuwachsen.
    Hier erwachsen zu werden.
    Er setzte die Miniatur ab, trat ans Fenster und stützte sich mit beiden Händen am Fensterbrett ab. Er war müde. Und gleichzeitig ruhelos. Eine ungesunde Kombination.
    Er wollte es hinter sich bringen.
    Er wollte nach vorne schauen, herausfinden – nein, wissen, wer er war.
    Und wer er nicht war.
    Eine ganze Weile stand er so da und blickte hinaus auf den gepflegten Rasen. Mitten in der Nacht gab es dort natürlich nichts zu sehen, und doch konnte er sich von dem Anblick irgendwie nicht losreißen. Und dann …
    Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung, und er rückte näher an die Fensterscheibe heran. Dort draußen war jemand.
    Amelia.
    Das konnte nicht sein, und doch war sie es. Niemand sonst hatte Haare von dieser Farbe.
    Was zum Teufel trieb sie da draußen? Bestimmt lief sie nicht davon, dazu war sie viel zu vernünftig, und außerdem hatte sie keine Tasche dabei. Nein, anscheinend machte sie nur einen Spaziergang.
    Um vier Uhr morgens.
    Das war ganz entschieden unvernünftig.
    „Verrücktes Huhn“, murmelte er, streifte sich einen Morgenmantel über das dünne Hemd und lief aus dem Zimmer. Ob daraus sein Leben bestanden hätte, wenn er sie geheiratet hätte? Ihr mitten in der Nacht hinterherlaufen?
    Kurz darauf verließ er das Haus durch die Vordertür, die einen Spaltbreit offen gestanden hatte. Er überquerte die Auffahrt und betrat den Rasen, wo er sie vorhin gesehen hatte, aber sie war nicht mehr da.
    Ach, um Himmels … er wollte jetzt nicht laut nach ihr rufen. Er würde nur den ganzen Haushalt aufwecken.
    Er bewegte sich vorwärts. Wo zum Teufel war sie nur? Sie konnte doch noch nicht weit gekommen sein. Vor allem würde sie nicht weit weg gegangen sein. Doch nicht Amelia.
    „Amelia?“, flüsterte er.
    Nichts.
    „Amelia?“ Dies so laut, wie er es wagte.
    Und dann war sie plötzlich da, saß aufrecht im Gras. „Thomas?“
    „Haben Sie auf dem Boden gelegen?“
    Ihr Haar war zum Zopf geflochten und hing ihr den Rücken hinunter. So hatte er sie seines Wissens noch nie gesehen. Wo hätte er sie auch so sehen sollen? „Ich habe mir den Sternenhimmel angesehen“, sagte sie.
    Er sah nach oben. Nach so einer Bemerkung blieb ihm gar nichts anderes übrig.
    „Ich habe darauf gewartet, dass sich die Wolken verziehen“, erklärte sie.
    „Warum?“
    „Warum?“, wiederholte sie und sah ihn an, als wäre er derjenige, der gerade etwas ganz Unbegreifliches geäußert hätte.
    „Es ist mitten in der Nacht.“
    „Ja, ich weiß.“ Sie zog die Füße an, stemmte sich vom Boden weg und stand auf. „Aber es ist meine letzte Gelegenheit.“
    „Für was?“
    Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Ich weiß nicht.“
    Er

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