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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wollte etwas sagen, sie ausschimpfen, den Kopf über ihre Verrücktheiten schütteln. Aber dann lächelte sie.
    Und sah dabei so schön aus, dass er es beinahe wie eine Ohrfeige empfand.
    „Amelia.“ Er wusste nicht, warum er ihren Namen sagte, er hatte ihr gar nichts Spezielles mitzuteilen. Aber sie stand vor ihm, und er hatte nie eine Frau – nein, überhaupt irgendetwas auf dieser Welt – so gewollt, wie er jetzt sie wollte.
    Er stand mitten in der Nacht mitten in Irland auf einem taufeuchten Rasen, und er wollte sie. Ganz und gar.
    Seit Tagen hatte er sich nicht erlaubt, darüber nachzudenken. Er begehrte sie; er hatte längst aufgegeben, so zu tun, als täte er es nicht. Aber er hatte sich nicht gestattet, davon zu träumen, es sich vorzustellen – seine Hände auf ihren Schultern, auf ihrem Rücken. Ihr Kleid, das unter seinen gierigen Fingern nach unten rutschte, ihren vollkommenen …
    „Sie müssen hineingehen“, sagte er heiser.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er tat einen langen, zittrigen Atemzug. Wusste sie denn, was sie riskierte, allein mit ihm hier draußen? Es kostete ihn alle Kraft, einfach stehen zu bleiben, nur zwei Schritte von ihr entfernt. Sie war so nah … so nah, und doch außer seiner Reichweite.
    „Ich will draußen sein“, sagte sie.
    Er begegnete ihrem Blick, was ein Fehler war, denn in ihren unglaublichen Augen spiegelten sich all ihre Gefühle, alle Verletzungen, alle Unsicherheiten.
    Es traf ihn bis ins Mark.
    „Ich war oben“, fuhr sie fort, „und im Zimmer war es heiß und stickig. Bloß war es gar nicht heiß, es hat sich nur so angefühlt.“
    Und das Erstaunliche war, dass er sofort verstand, was sie meinte.
    „Ich habe es einfach so satt, gefangen zu sein“, erklärte sie traurig. „Mein Leben lang hat man mir gesagt, was ich sagen soll, mit wem ich reden soll …“
    „Wen Sie heiraten sollen …“, nahm er den Faden auf.
    Sie nickte. „Ich wollte einfach frei sein. Und wenn es nur für eine Stunde ist.“
    Er sah auf ihre Hand. Es wäre so leicht, sie zu nehmen und zu halten. Nur ein Schritt, das war alles, was es brauchte. Nur ein Schritt, und sie läge in seinen Armen.
    Aber er sagte: „Sie müssen hineingehen.“ Denn das war es, was er sagen sollte. Was sie tun sollte.
    Er würde sie nicht küssen. Nicht jetzt. Nicht hier. Nicht, wenn er sich absolut nicht darauf verlassen konnte, dass er rechtzeitig aufhörte.
    Einen Kuss mit einem Kuss beenden. Er glaubte nicht, dass er dazu fähig war.
    „Ich will ihn nicht heiraten“, sagte sie.
    Etwas in ihm zog sich zusammen, spannte sich an. Er wusste es bereits, sie hatte es ihm unmissverständlich klargemacht. Aber dennoch … wenn sie so dastand im Mondlicht …
    Die Worte waren unmöglich. Nicht zu ertragen. Und nicht zu ignorieren.
    Ich will nicht, dass er dich bekommt.
    Aber er sagte es nicht. Das durfte er sich nicht erlauben. Denn er wusste, wenn am Morgen die Wahrheit ans Licht kam, würde sich mit ziemlicher Sicherheit herausstellen, dass Jack Audley der Duke of Wyndham war. Und wenn er jetzt zu ihr sagte, wenn er jetzt sagte: Werde die meine …
    Würde sie es tun.
    Das sah er ihr an.
    Vielleicht glaubte sie sogar, ihn zu lieben. Und warum auch nicht? Schließlich hatte man ihr ein Leben lang gesagt, dass sie ihn zu lieben und ihm zu gehorchen habe und dass sie dankbar sein solle für jede Aufmerksamkeit und das Glück, vor so vielen Jahren an ihn gebunden worden zu sein.
    Aber sie kannte ihn nicht richtig. Im Moment war er nicht mal sicher, ob er sich selbst kannte. Wie konnte er sie fragen, die Seine zu werden, wenn er ihr nichts zu bieten hatte?
    Sie hatte mehr verdient.
    „Amelia“, flüsterte er, denn irgendetwas musste er ja sagen. Sie wartete darauf, wartete auf Antwort.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht.“
    „Ihr Vater …“, sagte er mit erstickter Stimme.
    „Er will mich als Herzogin sehen.“
    „Er will nur das Beste für Sie.“
    „Aber er weiß nicht, was das ist.“
    „Sie wissen es auch nicht.“
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, war verheerend. „Sagen Sie das bloß nicht. Sie dürfen sagen, was Sie wollen, aber nicht, dass ich nicht weiß, was gut für mich ist.“
    „Amelia …“
    „Nein.“
    Es klang schrecklich. Nur eine kleine Silbe, aber sie kam ihr aus tiefstem Herzen. Und er konnte alles spüren. Ihren Schmerz, ihren Zorn, ihre hilflose Verzweiflung – sie durchbohrten ihn mit erstaunlicher Zielsicherheit.
    „Tut mir leid“, sagte er, weil er nicht wusste,

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