Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
abgesehen davon war die Prophezeiung ihres Vaters falsch. Sie, Jane, hatte schon einen Mann in der Küche fremder Leute gefunden, und zwar Gabriel Vaughan!
Sie lachte nur. “Sag mir eins, Daddy, was wollte Gabriel Vaughan hier noch, außer euch Rosen zu bringen?” fragte sie dann.
Als sie kurz zuvor wieder ins Wohnzimmer gekommen war, hatte sie sich genau umgesehen. Fotos von ihr als erwachsene Frau waren nirgends zu sehen, nur ein Bild von ihr als Mädchen, mit langem blondem Haar, rundem Gesicht und Zahnspange stand auf einem Tischchen.
Nein, in diesem Raum ließ sich keinerlei Hinweis darauf finden, dass Jane Smith einst Janette Smythe-Roberts gewesen war. Und im ganzen Haus war kein Foto von ihr als Janette Granger oder gar eins von Paul zu finden, dessen war sie sich ganz sicher. Wie sie selbst hatten ihre Eltern alle Gegenstände entfernt, die auch nur im Geringsten an Paul erinnern konnten.
“So ganz bin ich daraus auch nicht schlau geworden, Darling.” Ihre Mutter blickte in ihre Tasse. “Er schien nichts Bestimmtes zu wollen, oder, David?” wandte sie sich Hilfe suchend an ihren Mann.
“Nein, es war ein reiner Höflichkeitsbesuch.” Die Antwort war für Janes Geschmack viel zu glatt und kam zu schnell. “Er ist ein Stündchen geblieben, wir haben uns sehr angenehm unterhalten, und dann ist er wieder gegangen.”
Das überstieg ihr Vorstellungsvermögen. “Daddy, dieser Mann hat ruhig zugeschaut, wie dein Lebenswerk ruiniert wurde. Und als du dann völlig am Ende warst, hat er dir ein Angebot gemacht, das du annehmen musstest, weil dir das Wasser bis zum Hals stand. Wie kannst du mit solch einem Mann Tee trinken und dich obendrein auch noch .angenehm’ unterhalten?”
“Was damals geschah, war eine geschäftliche Transaktion, wie sie alltäglich und durchaus üblich ist, Janette”, antwortete ihr Vater mit einem Nachdruck, der an den David Smythe-Roberts von damals erinnerte. “Und ich rechne es diesem Mann hoch an, dass er fast die gesamte Belegschaft übernommen und die Firma wieder in Schwung gebracht hat.”
Sie rechnete Gabriel Vaughan überhaupt nichts an! Ihren Eltern hielt sie jedoch zugute, dass sie nicht wussten, wie dieser Mann sie, Jane, vor drei Jahren gehetzt und verfolgt hatte. Natürlich hatte sich Gabriel damals auch bei ihren Eltern nach ihrem Verbleib erkundigt.
Aber sie waren der Meinung gewesen, dass ihre geliebte Tochter schon mehr als genug hatte durchmachen müssen, und hatten ihm ihren Aufenthaltsort verheimlicht.
Damals hatten die Lügereien ihren Anfang genommen. Da sie, Jane, sich für die Katastrophe verantwortlich gefühlt hatte, hatte sie ihren vom Schicksal schwer geprüften Eltern weiteren Kummer ersparen wollen.
Daphne und David wussten daher nicht, wie unnachgiebig Gabriel sie damals verfolgt hatte, wie er all ihre Freunde bedrängt hatte, ihm zu verraten, wo sie sich aufhielt. Drei Monate lang hatte sie völlig isoliert gelebt, sich bei niemandem gemeldet, aus Angst, Gabriel könnte sie finden.
Dass sie sich hauptsächlich deshalb unter dem Namen Jane Smith selbstständig gemacht hatte, war ihren Eltern ebenfalls nicht klar.
Beide waren der Auffassung, sie hätte es getan, um sich von dem skandalumwitterten Namen Smythe-Roberts zu distanzieren.
Doch nun war Gabriel bei ihren Eltern erschienen. Und so, wie sie ihn kannte, hatte er es bestimmt nicht getan, um bei einer Tasse Tee gemütlich zu plaudern.
“Du hättest deine Firma selbst wieder in die schwarzen Zahlen bringen können, wenn er dir Kredite und Unterstützung gewährt hätte, statt deine Firma zu schlucken”, wandte Jane ein. Was Gabriel für Richard Warner getan hatte, hätte er vor drei Jahren auch für ihren Vater tun können.
David Smythe-Roberts schüttelte den Kopf und lächelte traurig.
“Gabriel Vaughan ist ein Unternehmer und kein Wohltäter, Janette.
Außerdem war ich damals schon fast sechzig. Ich hatte einfach nicht mehr den Elan, den Karren noch einmal aus dem Dreck zu ziehen.”
Jane schwieg. So ganz Unrecht hatte ihr Vater schließlich nicht.
Und es war auch nicht Gabriel Vaughan gewesen, der ihren Vater in den Ruin getrieben hatte. Der eigentlich Schuldige hieß Paul Granger
- aber der war tot und konnte damit von niemandem mehr zur Rechenschaft gezogen werden.
Paul Granger, der Mann, den sie geheiratet hatte, hatte ihrer Familie diese Schande bereitet. Und wieder drohten die Schuldgefühle sie zu überwältigen, die stets im Vordergrund standen, wenn sie ihre
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