Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
das nächste Mal komme, dann nur auf deine ausdrückliche Einladung hin.”
Da kannst du lange warten, sagte sie sich und brachte ihn zur Tür.
Dort streichelte er ihr die Wange. “Ich möchte dir wirklich nicht wehtun, Jane”, sagte er zärtlich.
Das glaubte sie ihm sogar. Dennoch hatte er es schon getan, denn er hatte ihr neues Leben in seinen Grundfesten erschüttert. “Niemals könntest du mich verletzen”, behauptete sie.
Er lächelte nur. “Pass gut auf dich auf, Jane Smith”, ermahnte er sie. “Einem anderen erlaubst du das ja nicht.”
Kaum war er über die Schwelle gegangen, schloss Jane die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. Seufzend schloss sie die Augen, aber es nützte nichts, denn das Bild wollte nicht weichen. Das Bild, als sie in seinen Armen gelegen und auf seine Küsse reagiert hatte …
7. KAPITEL
Langsam fuhr Jane die Zufahrt entlang. Das Haus, das ihr von Kindheit an vertraut war, sah aus wie immer. Auf dem Rasen, den Bäumen und Sträuchern lag noch etwas Schnee, auf dem Kiesweg jedoch nicht mehr. Sie hatte das Landhaus und den Park, die Wälder und Felder der Umgebung stets geliebt, denn hier war sie aufgewachsen und hatte mit ihren Eltern die glücklichste Zeit ihres Lebens verbracht.
Jane stellte ihren Lieferwagen ab und stieg aus. Das Haus wirkte längst nicht mehr so gepflegt wie früher, die Fassade hätte dringend gestrichen werden müssen, und die meisten Fensterläden waren geschlossen, denn ihre Eltern bewohnten nur noch einen Teil des Hauptgebäudes. Die Seitenflügel wurden überhaupt nicht mehr benutzt, weil es viel zu teuer gewesen wäre, sie zu heizen und in Ordnung zu halten.
Ihre Eltern beschäftigten jetzt nur noch eine Haushälterin, Mrs.
Weaver, und ein Mädchen aus dem Dorf, das Mrs. Weaver zwei Tage in der Woche beim Putzen half. Früher hatten sich fünf Angestellte um das Haus gekümmert und drei Gärtner um den Park. Vor drei Jahren hatten sie sie entlassen müssen …
Jane öffnete die Schiebetür ihres Transporters und nahm den Kuchen und die Blumen heraus. Dann betrat sie durch die schwere Eingangstür, zu der sie immer noch einen Schlüssel besaß, das Haus.
In der riesigen Halle blieb sie einen Moment stehen. Nachdem sie ihre Mitbringsel auf dem großen runden Tisch abgelegt hatte, betrachtete sie gedankenverloren die breite Treppe, die Erinnerungen an den Ball heraufbeschwor, den ihre Eltern zu ihrem achtzehnten Geburtstag gegeben hatten.
Strahlend vor Glück war sie damals diese Treppe hinuntergeeilt, um ihre Gäste zu begrüßen. Ein schlichtes schwarzes Kleid hatte sie getragen, und ihr honigblondes Haar, ganz schlicht hinter die Ohren gekämmt, hatte ihr bis zur Taille gereicht. Damals hatte sie das Gefühl gehabt, die Welt würde ihr zu Füßen liegen, und nur darauf gewartet, dem Mann ihres Lebens endlich zu begegnen. Nie wäre sie auf die Idee gekommen, dass ihre wunderbare Welt zehn Jahre später in Scherben liegen würde.
Unwillkürlich musste Jane an Gabriel Vaughan denken. Zwei Tage war es ihr gelungen, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen, denn sie war vor lauter Arbeit kaum zur Besinnung gekommen. Am Vortag hatten für sie sowohl ein Brunch als auch ein Abendessen auf dem Programm gestanden, und nachts war sie nur noch todmüde ins Bett gesunken.
Obwohl sie natürlich froh war, dass Gabriel sich die letzten beiden Tage nicht gemeldet hatte, ahnte sie nichts Gutes. Was mochte Gabriel, der sie vorher so unnachgiebig verfolgt und bedrängt hatte, veranlassen, sich plötzlich in Schweigen zu hüllen?
“Janette, Darling!” Ihre Mutter stand auf, als Jane das gemütliche Wohnzimmer betrat. Im Kamin brannte ein gemütliches Feuer, aber nicht nur zur Zierde, sondern vor allem wegen der Wärme, denn die Zentralheizung einzuschalten war zum unerschwinglichen Luxus geworden.
Daphne Smythe-Roberts, elegant und gepflegt wie stets, kam Jane entgegen und küsste sie auf die Wange. Ihr blondes Haar war perfekt frisiert, und ein dezentes Make-up betonte ihr hübsches Gesicht. Trotz ihrer einundfünfzig Jahre wirkte sie grazil und jugendlich.
Ihren Vater dagegen konnte Jane längst nicht so ungezwungen begrüßen, denn der Anblick seiner zusammengesunkenen Gestalt und seines verhärmten Gesichts bedrückten sie zu sehr. Obwohl David Smythe-Roberts nur zehn Jahre älter war als seine Frau, wirkte er wie ein alter Mann.
Nichts deutete mehr auf den dynamischen, erfolgreichen Geschäftsmann hin, der er einmal gewesen war. Jane musste sich
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