Verfuehrt von so viel Zaertlichkeit
frustrierter. Sie hatte ihre kostbare Freizeit geopfert, aber immer noch keine Antwort auf ihre Frage, warum Gabriel am Freitag ihre Eltern besucht hatte.
“Sind Sie mit dem Auto hier, Gabriel, oder können wir Sie nach Hause bringen?” fragte Richard, als sie schließlich aufbrachen.
“Ich dachte, Jane würde mich mitnehmen.” Gabriel sah Jane an.
“Du hast doch nur ein Glas Wein getrunken, daher habe ich angenommen, dass du fährst. Ich bin mit dem Taxi gekommen”, setzte er hinzu.
Dieser Mann nahm sich einfach zu viel heraus. Aber wenn sie auf seinen Vorschlag einging, würde sich vielleicht die Gelegenheit ergeben … Oder war die Vorstellung unrealistisch, das Gespräch irgendwie auf die Smythe-Roberts bringen zu können?
“Ich bringe dich nach Hause”, sagte Jane schließlich, da sie eine Auseinandersetzung vor den Warners vermeiden wollte.
“Vielen Dank für die Einladung”, wandte sie sich dann an die beiden. “Es war ein gelungener Abend.”
Und das war keine Lüge. Das Essen war ausgezeichnet gewesen, die Unterhaltung lebhaft, und nach seiner anfänglichen Übellaunigkeit hatte Gabriel dann doch wieder sehr schnell zu seinem Charme zurückgefunden. Nur dass sie keine Antwort auf ihre Frage gefunden hatte, ärgerte Jane.
“Jane!” Zum zweiten Mal an diesem Abend kam Antonio aus seiner Küche. Er nahm sie zum Abschied in die Arme und drückte sie.
“Ich habe zwei wunderbare neue Rezepte, die dir bestimmt gefallen würden! Schau einfach mal herein, wenn du Zeit hast, ja?”
Jane sagte zu, vertröstete ihn aber auf das neue Jahr und spürte die ganze Zeit, wie Gabriel sie stirnrunzelnd betrachtete.
“Antonio und ich sind alte Freunde”, erklärte sie ihm, als sie sich von den Warners verabschiedet hatten und zu ihrem Lieferwagen gingen.
“Das sagtest du bereits “, antwortete Gabriel kühl und stieg ein.
Jane setzte sich hinters Steuer und sah ihn von der Seite an.
“Antonio ist verheiratet”, erklärte sie.
“Und die Ehemänner anderer Frauen sind tabu für dich, ich weiß.”
“Ja.” Sie startete den Motor und schaltete das Gebläse ein, denn es war immer noch sehr kalt, obwohl der Schnee der vergangenen Woche getaut war. “Nie im Leben könnte ich einer anderen Frau einen solchen Schmerz zufügen.”
“Da hast du ja Glück, dass ich nicht mehr verheiratet bin.”
Zufrieden lehnte er sich in seinem Sitz zurück.
“Wo müssen wir hin?” fragte sie, weil sie das Thema nicht vertiefen wollte.
“Mayfair.”
Natürlich. Die beste Gegend war gerade gut genug für einen Gabriel Vaughan.
“Ich habe dich am Wochenende angerufen.”
Jane sah ihn kurz von der Seite an, bevor sie sich wieder auf die Straße konzentrierte. Auf den Anrufbeantworter hatte er nämlich nicht gesprochen.
Sie zuckte die Schultern. “Du weißt ganz genau, wie viel ich zu tun habe.”
“Es war am Samstagnachmittag. Gegen Abend wurde mir dann so langsam klar, dass du dich wohl von dir aus nicht melden würdest.”
Am Samstagnachmittag hatte sie ihre Eltern besucht.
“Ich war nicht in London”, antwortete sie und nahm dann allen Mut zusammen. Eine zweite derartige Chance würde sich ihr bestimmt nicht mehr bieten. “Ich hatte einen Auftrag in Berkshire bei einem Ehepaar, das seinen dreißigsten Hochzeitstag feierte. Smythe-Roberts heißen sie”, fügte sie atemlos hinzu.
Normalerweise wäre es ihr nicht im Traum eingefallen, ihre Kunden Dritten gegenüber namentlich zu erwähnen. Aber erstens waren ihre Eltern nicht ihre Kunden, und zweitens handelte es sich um einen Notfall.
“Ich kenne sie.” Gabriel nickte kurz. “Du arbeitest wirklich zu viel, Jane. Die nächste Straße links, dann der Wohnblock auf der rechten Seite.”
War das alles? “Ich kenne sie”? Nach all den Ränken, die sie geschmiedet hatte, nur diese drei Worte?
Außerdem war das stark untertrieben. Er kannte ihre Eltern nicht nur, er hatte sie am Freitag besucht und ihnen Rosen geschenkt!
Warum erwähnte er das nicht?
Jane war so mit sich selbst beschäftigt, dass sie beim Abbiegen beinah ein anderes Auto gerammt hätte. Sie parkte den Lieferwagen vor dem Wohnblock und stellte den Motor ab. Nein, so nah vor dem Ziel würde sie nicht aufgeben!
“Was für ein Zufall!” sagte sie.
Gabriels Gesicht wirkte im Schein der Straßenlampe ausdruckslos und maskenhaft. “Dass ich mir ausgerechnet in Mayfair ein Apartment genommen habe? Kennst du hier noch jemanden?”
Kaum, denn die Zeiten waren vorbei. So, wie die
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