Verfuehrt zur Liebe
Stückes kannte, das sie zusammen ersonnen hatten, wusste, was er als Nächstes tun würde, erschrak sie dennoch, als er sie mit sich zog, ihren Arm gnadenlos festhielt und zu den Terrassentüren ging.
Sie musste mit ihm kommen - sonst würde er sie offen hinter sich herzerren. Oder sie würde stolpern und fallen. In ihrem ganzen bisherigen Leben war sie nie körperlich zu etwas gezwungen worden; das Gefühl - die Hilflosigkeit - war genug, ihr Temperament zu wecken. Sie spürte, wie ihre Wangen flammend rot wurden.
Er öffnete eine Tür und schob sie nach draußen, steuerte sie vor sich her, bis sie von den Fenstern aus nicht mehr zu sehen waren.
Aber sie waren nicht außer Hörweite.
Sie waren übereingekommen, dass, nachdem sie die Bühne bereitet hatten, sie nicht darauf verzichten konnten, die Szene bis zum Höhepunkt zu spielen.
Schließlich gelang es ihr, Luft zu holen. »Wie kannst du es wagen?« Außer Sicht der anderen blieb sie stehen, versuchte sich ihm zu entwinden.
Er ließ sie los, aber sie spürte sein kurzes Zögern - einen Bruchteil einer Sekunde, in der er sich dazu zwingen musste, seinen Griff zu lockern.
Sie stellte sich vor ihn, starrte ihn an, suchend - sah, dass er kurz davor stand, wirklich die Beherrschung zu verlieren - so wie sie.
»Wag es ja nicht, mir Vorwürfe zu machen.« Sie wich einen Schritt zurück - ihr fiel wieder ein, was sie besprochen hatten, was sie einstudiert hatten. »Du hast mir nichts zu befehlen ... ich gehöre dir nicht.«
Sie hätte nicht gedacht, dass seine Miene noch finsterer werden könnte, aber genau das geschah.
Er machte einen Schritt auf sie zu, verringerte den Abstand zwischen ihnen wieder. Seine Augen waren wie Splitter aus blauem Schiefer, sein Blick so scharf wie eine Klinge. »Und was ist mit mir?« Die unterdrückte Wut in seiner Stimme durchdrang sie. »Bin ich ein Spielzeug, mit dem du dich amüsierst und das du dann einfach so beiseitewirfst? Ein Schoßhündchen, das du erst mit Gunstbeweisen überhäufen und dann mit einem Tritt aus deinem Leben entfernen kannst, wenn du dich zu langweilen beginnst?«
Sie starrte ihm in die Augen, und ihr Entschluss geriet ins Wanken. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie erkannte, dass das echte Ängste von ihm waren - das Spiel, das sie aufführten, sprach das an, was er insgeheim befürchtete, zeigte seine Verwundbarkeit....
Der Drang, das Verlangen, ihn zu beschwichtigen, raubte ihr beinahe den Atem. Sie musste jede Unze ihres Willens zusammennehmen, um seinen Blick zu erwidern, das Kinn vorzuschieben und die Schultern zu straffen, bis ihr der Rücken wehtat, und zurückzuschlagen. »Es ist doch nicht meine Schuld, wenn du die Dinge missverstehst - dass dein unerschütterliches männliches Selbstbewusstsein es einfach nicht glauben kann, dass ich nicht blindlings von dir fasziniert bin.« Ihre Stimme wurde lauter, verächtlich und trotzig. »Ich habe dir nie etwas versprochen!«
»Ha!« Sein Lachen war hart und hohl. »Du und deine Versprechen.«
Simon schaute sie an, ließ seinen Blick absichtlich langsam an ihr hinabwandern, dann wieder zu ihrem Gesicht. Seine Lippen verzogen sich höhnisch. »Du bist doch nichts als eine hochwohlgeborene, aber trotzdem billige Kokotte.«
Ihre Augen blitzten auf. Dann gab sie ihm eine Ohrfeige.
Obwohl er vorgehabt hatte, sie dazu zu verleiten, erschreckte es ihn dennoch. Schmerzte ihn, nicht nur körperlich.
»Und du bist nichts als ein gefühlloser Klotz!« Ihre Stimme bebte in echter Leidenschaft; ihre Brust hob und senkte sich mit jedem schweren Atemzug. »Warum ich mich je mit dir abgegeben habe ... ich kann nicht glauben, dass ich derart meine Zeit verschwendet habe! Ich will dich nie wieder sehen, nie mehr mit dir sprechen oder ...«
»Wenn wir nie wieder in diesem Leben ein Wort miteinander wechseln, ist das immer noch zu früh für mich.«
Sie erwiderte seinen Blick. Zwischen ihnen, um sie herum waberte Wut - ihre und seine, sie war da, aber nicht echt empfunden. Noch spielten sie nur ...
Zitternd atmete sie ein, richtete sich auf und betrachtete ihn hochmütig. »Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Ich will dich nie wieder sehen - niemals wieder!«
Seine Wangenmuskeln mahlten. »Das ist ein Wunsch, dem ich nur zu gerne entspreche.« Er stieß die Worte aus, fügte noch hinzu: »Wenn du dasselbe tust.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein. Lebewohl!«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und stürmte von der Terrasse auf den Rasen. Ihre schnellen
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