Verfuehrt zur Liebe
verwandelte diesen Lapsus in einen Vorteil; als sie den Speisesalon betraten, warf sie ihm einen spielerisch-wissenden Blick zu. »Sie sind viel zu fordernd.«
Das Lächeln, das diese Worte begleitete, lud ihn unverkennbar ein, so viel zu fordern, wie er wollte; das entging auch nur wenigen der anderen Gäste, die gerade um den Tisch herum Platz nahmen.
Die Hammond-Schwestern hatten ihren jugendlichen Überschwang zum Teil wiedergefunden. Da die Abreise in greifbare Nähe gerückt war, der Vorfall mit der Urne als Unfall erklärt worden war, waren sie so weit wiederhergestellt, dass sie lachen und unbeschwert mit Oswald und Swanston plaudern konnten. Allerdings war ihr Verhalten so offenkundig unschuldig, dass Portias dagegen umso unschöner wirkte.
Sie war Lady Glossup dankbar, die offensichtlich versucht hatte, die beiden kriegerischen Parteien zu trennen und so weitere mögliche Konflikte unwahrscheinlicher zu machen. Portia saß somit fast am einen Ende des Tisches, Simon in der Mitte auf der anderen Seite und Charlie am anderen Ende auf derselben Seite wie sie, sodass sie noch nicht einmal Blicke austauschen konnten.
Vollkommen gleichmütig und Simons unvermindert finstere Blicke schlicht nicht beachtend, machte sie sich daran, ihre Nachbarn zu unterhalten, Mr. Archer und Mr. Buckstead, die beide von dem unter ihren Nasen aufgeführten Drama am wenigsten mitbekommen hatten.
Als die Damen gingen, um die Herren ihrem Port zu überlassen, folgte Portia ihnen, als wäre nichts Besonderes. Dann jedoch, als sie in Höhe von Simons Stuhl am Tisch angekommen war und Simon gegenüberstand, der sich wie alle Herren erhoben hatte, während die Damen den Raum verließen, erwiderte sie seinen Blick kühl, hielt ihn herausfordernd. Mit Bedacht ging sie weiter zu Charlie und ließ ihre Finger über seine Schultern gleiten, zauste dabei kurz das Haar in seinem Nacken, ehe sie den wutbebenden Simon kühl anlächelte. Sie ließ die Hand wieder sinken und rauschte hocherhobenen Hauptes aus dem Speisesalon.
Den meisten war das kleine Zwischenspiel nicht entgangen.
Lady O.s schwarze Augen verengten sich zu funkelnden Schlitzen, sie sagte aber nichts, beobachtete sie nur scharf.
Die anderen Matronen hielten sich mit Tadel weit weniger zurück, aber unter den gegebenen Umständen konnten sie wenig tun, um einzuschreiten. Flirten, auch so heftig, wie sie es betrieb, war nie ein Verbrechen in den Augen der guten Gesellschaft gewesen; es war lediglich die Erinnerung an Kitty, die es in ihren Augen nun so gefährlich erscheinen ließ.
Nichtsdestotrotz bot sie ihnen keine weitere Angriffsfläche; sie benahm sich so, wie sie es gewöhnlich tat, voller Anmut und manierlich, während sie darauf warteten, dass die Herren zu ihnen stießen. Heute Abend, dem letzten der Hausgesellschaft, würde es als befremdlich angesehen werden, wenn einer der Herren sich entschuldigte, aus welchem Grund auch immer. Sie würden alle erscheinen, und das schon bald; sie würden alle anwesend sein, um Zeuge der finalen Szene zu werden.
Während die Minuten verstrichen, spürte Portia ihre Nerven immer deutlicher. Sie versuchte nicht daran zu denken, was jetzt kommen würde, doch das Band um ihre Brust zog sich immer enger zusammen.
Schließlich gingen die Türen auf, und die Gentlemen kamen herein. Lord Glossup führte sie an, Henry befand sich neben ihm, Simon war dicht dahinter, schlenderte neben James, der sich suchend umsah, bis sein Blick an ihr hängen blieb.
Wie sie es besprochen hatten, folgte Charlie ein paar Schritte hinter Simon.
Portia richtete ihren Blick auf Charlie, ließ ihre Miene erfreut aufstrahlen. Entzückt lächelnd verließ sie ihren Platz neben dem Sofa und durchquerte den Raum, um zu ihm zu gehen.
Simon trat vor, versperrte ihr den Weg. Seine Finger schlossen sich um ihren Ellbogen; er drehte sie zu sich um. »Wenn Sie mir ein paar Minuten Ihrer Zeit gewähren könnten, Miss Ashford ...«
Keine Frage, keine Bitte.
Portias Miene versteinerte sich. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden, zuckte zusammen, als der Druck seiner Hand schmerzhaft wurde. Sie hob den Kopf und erwiderte seinen Blick furchtlos - so trotzig und herausfordernd, wie es nötig war. »Ich glaube nicht.«
Sie spürte es - wie sein Ärger wuchs, sich wie eine Welle auftürmte und über sie hereinbrach.
»Nein?« Sein Ton war beherrscht; seine Wut war dennoch fast greifbar. »Da irren Sie sich aber, fürchte ich.«
Obwohl sie das Skript des
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