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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ganzen Körper zu streicheln, überall.
    Er wusste zwar nicht, welches Instrument Bettina meinte, überließ sich aber ganz ihren Anweisungen. Nachdem sie ihre Reise an den Füßen beendet hatte, nahm sie sein Glied und führte, wie eine geübte Geigerin den Bogen, ihre Hand mit langsamen Bewegungen auf und nieder. Als er gerade dachte, da müsse noch mehr kommen, steckte sie, was sie gerade noch gehalten hatte, wie eine Blockflöte in ihren Mund. Das war nun eine Musik, die er ständig hätte hören können.
    Was ihre Hände getan hatten, das kannte er zwar auch, doch dieses neue Spiel, die Wärme ihres Mundes, das Saugen, war für ihn zu viel, und es kam zu einer Explosion, wie er es selbst noch nie bei sich geschafft hatte.
    Irgendwie hatte er sich das Liebemachen dennoch etwas anders vorgestellt, obwohl es bei Gott keine Enttäuschung gewesen war. Er wusste aber, dass es danach immer eine kleine Weile dauerte, bis sein Glied wieder hart wurde, und schaute sie etwas verzweifelt an.
    Bettina lächelte. »Du hast doch gerade gesehen, dass du mehr als ein Instrument hast. Jetzt bist du an der Reihe. Mach alles für mich, was ich für dich getan habe.«
    Da hatte sie recht, und es war nur gerecht. Dankbar begann Giacomo bei ihren Brustwarzen, ließ seine Zunge um sie spielen, saugte, glaubte auch schon wieder Stärke da zu fühlen, wo gerade noch Ruhe geherrscht hatte, als er von der Haustür her die Stimme Dottore Gozzis hörte.
    Das durfte nicht wahr sein, aber schon hörte er erneut die Stimme des Dottore. Panisch sprang er aus dem Bett und hatte gerade noch Zeit genug, um durch die Fenster in sein Zimmer zu schlüpfen, seine Hose anzuziehen und sich ein Hemd überzuwerfen.
    Schon stand der Dottore vor seiner Tür. »Ihre Mutter ist hier, Giacomo«, sagte Gozzi und wedelte aufgeregt mit dem Brief, den er in der Hand hielt. »Hier im Goldenen Ochsen ist sie abgestiegen und wünscht, Sie zu sehen, mein Sohn.«
    Giacomo bemühte sich, ein möglichst gleichgültiges Gesicht zu machen, und das Buch, nach dem er schnell gegriffen hatte, betont langsam zuzuschlagen. Es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, den Lehrer nicht wegen seiner Störung zu verfluchen und zugleich die Freude zu verstecken, die er trotz allem bei dieser Nachricht empfand. Ein Teil von ihm wollte sofort aufspringen, um zu seiner Mutter in den Goldenen Ochsen zu eilen.
    Er hatte sie bestimmt drei Jahre nicht mehr gesehen, nicht, seit man sie nach St. Petersburg im fernen Russland engagiert hatte, doch nun schien dieses Engagement ausgelaufen, und sie war wieder hier. Diesmal, dachte er, würde alles anders werden. Er war bereits bei ihrer Abreise nicht mehr das stille, kränkliche Kind gewesen, das ihr peinlich gewesen sein musste. Seit seinem achten Lebensjahr war es mit ihm aufwärtsgegangen, und er hatte sogar lateinische Witze über Kuckuckskinder, die sie niemals verstehen würde, vor dem Senator Grimani und seinem Bruder, dem Abbate, von sich gegeben, wohl wissend, dass einer seiner Brüder durchaus das Kind einer dieser beiden Männer sein konnte. Dennoch hatten seine Scherze schallendes Gelächter ausgelöst. Sein so gezeigtes Lernvermögen, von dem seine Mutter selbstverständlich erfuhr, hatte diese veranlasst, auf die Großmutter zu hören und ihn in Padua in einer Schule unterzubringen, ehe sie nach Russland entschwand. Dabei hatte sie es jedoch so eilig gehabt, dass ihr sein Schrecken über den Dreck, die Wanzen, die abgemagerten Kinder auf engstem Raum, die man in die Schlafräume gepfercht hatte, überhaupt nicht aufgefallen war. Es war seine Großmutter gewesen, nicht seine Mutter, die ihm mit etwas Geld zu Hilfe gekommen war und darauf bestanden hatte, dass ihn Dottore Gozzi stattdessen in seinem eigenen Haus unterbrachte.
    Bei dem Dottore hatte er auch gesellschaftliche Umgangsformen gelernt. Diesmal würde seine Mutter so stolz auf ihn sein, dass sie ihn garantiert an ihrer Seite würde behalten wollen. Wie es sich gehörte. Schließlich war er ihr ältester Sohn. Sie brauchte keinen anderen Beschützer. An Padua hing er nicht, auch wenn er mindestens noch ein Mal zu Bettina zurückkehren musste, um da fortzufahren, wo sie aufgehört hatten. Ansonsten wollte er nach Venedig zurück und dann die Welt sehen. Seine Mutter würde ihn mitnehmen, ganz gleich, wohin es sie als Nächstes verschlug, und er würde nicht mehr jeden Tag aufwachen, um in den gleichen Hinterhof zu starren, sondern in Winterpalästen von Petersburg speisen oder in

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