Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Vergnügen, einen Streit mit ihr vom Zaun zu brechen. Und als Jungfer Janet schutzsuchend hinter sie trat, fiel ihr auf, dass er sie mit abschätzenden Blicken musterte wie eine Ware, um deren Preis es sich zu feilschen lohnte. „Ach ja, wir wurden einander noch nicht vorgestellt. Hugh of Leyland, Mistress. Sir Alex Somers rechte Hand. Ich komme, um Euch meine Hilfe anzubieten.“
Meg raffte die Röcke und machte einen Schritt zur Tür. „Komm, Janet. Mir steht nicht der Sinn nach unsinnigem Geschwätz. Ich bin in Eile. Seit wann bieten Räuber ihre Hilfe an? Gütiger Himmel, so etwas Lächerliches habe ich noch nie gehört. Erst versetzen sie alle Welt in Angst und Schrecken, verschleppen unsere Bewaffneten, durchwühlen unsere Vorratskeller, und dann bieten sie uns ihre Hilfe an.“ Ihre Stimme schwoll während ihrer Tirade schrill an, und als sie an ihm vorbei wollte, hielt er sie am Arm zurück, worauf sie mit Fäusten auf ihn einhämmerte und er gezwungen war, unter ihrem wütenden Angriff zurückzuweichen.
Jungfer Janet fasste Mut zu einer Zurechtweisung. „Sir! Ihr habt genug Schaden angerichtet!“
„Halt den Mund, Janet!“ herrschte Meg sie an. „Von diesem Tölpel lass ich mich nicht einschüchtern. Hinaus mit Euch! Hier findet Ihr weder Geld noch Gold, das Einzige was Euch interessieren könnte.“
„Gibt es Schwierigkeiten, Hugh?“ Alex drückte sich flach an den Türrahmen, als Meg mit wehenden Haaren an ihm vorbeirauschte, gefolgt von Jungfer Janet, deren gekränkte Miene frische Milch zum Stocken gebracht hätte.
Leise pfiff Hugh durch die Zähne. „Nur gut, dass ich mich rechtzeitig ducken konnte. Wieso greifen sie dich nicht an?“
„Weil ich nicht so dumm bin, sie anzufassen. Das mögen manche Frauen nicht.“
„Dann muss ich sie mir wohl über die Schulter werfen. Ist das dein Vorschlag?“
„Als letzter Ausweg.“ Alex feixte schadenfroh, bevor er einen Blick auf die Unordnung in der Schreibstube warf. Auf dem Fußboden standen Schüsseln mit blutigem Wasser, Töpfe mit Salben, eine Bettpfanne mit übel riechendem Urin, daneben lagen ein Haufen verkrusteter Verbände und ein Stapel sauberer Tücher. Auf dem Tisch lagen zerknitterte, verschwitzte Laken. Aus einer Falte des schmutzigen Bettzeugs zog er einen schwarzen Lederriemen, an dem ein kleiner silberner Schlüssel hing. „Was haben wir denn da?“ meinte er gedehnt und ließ das Band mit dem Schlüssel von seinen Fingern baumeln. „Den hat man ihm vom Hals geschnitten, wie mir scheint. Nun müssen wir nur noch das Schloss finden, zu dem er passt.“ Er ließ Schlüssel und Lederband in seine Tasche gleiten.
„Und das kann ein paar Tage dauern, willst du das damit sagen?“
„Mit dem Tod des Alten hat sich einiges verändert. Wir müssen bleiben, bis wir gefunden haben, wonach wir suchen, zumal wir aus ihm nichts mehr herausbekommen. Die Geiseldrohung bringt uns jetzt auch nicht mehr weiter, wobei ich das noch eine Weile für mich behalten möchte. Verstehst du, was ich meine?“
„Wenn du an der Drohung festhalten willst, um Schwierigkeiten zu vermeiden, meinen Segen hast du. Von diesen zwei Furien dürfte uns allerdings noch einiges blühen.“
„Uns in der Burg des Verstorbenen einzunisten, ist zwar etwas ungewöhnlich, aber hier können wir uns wenigstens verteidigen, falls nötig.“
„Vermutlich kommen Freunde und Kumpane zum Begräbnis des Alten, und ich nehme an, diese Herren zählen nicht zur Elite des Landes.“
„Umso mehr Grund, noch eine Weile zu bleiben. Die beiden Schönheiten werden die Gäste empfangen und bewirten. Ich wage nicht daran zu denken, welche Zudringlichkeiten sie von den raubeinigen Männern ertragen müssen.“
„Frauen verlieren ihr Wohnrecht ohne den Schutz eines Burgherrn, und die beiden Hübschen müssen demnächst packen und bei irgendwelchen Verwandten Unterschlupf finden.“
„Das ist auch ratsam in diesen unruhigen Zeiten, wo überall geplündert wird. Wir sind zwar nicht willkommen, aber wir gewinnen ein paar Tage Zeit, wenn wir die Frauen beschützen, und können in Ruhe unseren Auftrag für den König erledigen. Wir schlagen also zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir verteidigen die Burg und finden die Beweise, die den Verdacht des Königs erhärten.“
„Richtig. Ich sage unseren Leuten Bescheid, dass wir die Pferde noch nicht so schnell satteln.“
„Einverstanden, Hugh. Anschließend treffen wir uns zu einer Lagebesprechung. Wir müssen auf einen Angriff von
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