Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Freunde, die uns zu Hilfe kommen werden, meinst du nicht? Freunde, die seinen Ruf wiederherstellen können.“
„Vorausgesetzt sie waren nicht an seinen dunklen Geschäften beteiligt. Wie Sir Alex richtig vermutet, war er gewiss nicht allein. Hältst du den König für so großherzig, dass er Verrätern verzeiht?“
„So etwas kommt vor. Weder König Edward von England noch König Robert von Schottland verfügt über genügend Festungen und ausreichend treue Gefolgsleute, um sie zu verteidigen. Er kann es sich nicht leisten, jeden, der sich einen Fehltritt zu Schulden kommen ließ, zum Tod zu verurteilen. Manchmal werden solche Männer mit hohen Bußgeldern bestraft, behalten aber ihre Positionen und Ämter, nachdem sie den Treueid zum zweiten Mal abgelegt haben.“
„Woher weißt du das alles?“
„Robbie hat es mir erklärt.“
„Aber wie die Dinge liegen, befinden wir uns in einer schwierigen Position, nicht wahr?“
„Gewiss. Es sei denn, es gelingt uns, Sir Josephs Freunde davon zu überzeugen, uns zu helfen.“ Diese Vorstellung gefiel ihr ebenso wenig wie Meg.
„Pah! Du weißt genau, wie diese Hilfe aussehen wird. Sie werden uns drängen, in ihre Familien einzuheiraten, und vor allem auf dich als Sams Vormund hätten sie es abgesehen.“
„Umso dringender müssen wir beweisen, dass dein Vater unschuldig war. Auch wenn er in jeder anderen Hinsicht Verbrechen begangen hat, Meg, er war kein Verräter. Es muss jemanden geben, der ihn verteidigt.“
„Davy wäre der Richtige. Er genoss Vaters volles Vertrauen. Sie haben seit Jahren zusammengearbeitet. Er wird uns helfen.“
„Es sei denn, er war daran beteiligt.“
„Unsinn, meine Liebe. Davy hat sich nie an Vaters Raubzügen beteiligt. Er ist ein erfolgreicher Weinhändler. Und ein Galloway-Pony kann er nicht von einem Maultier unterscheiden.“
Ebony machte ein skeptisches Gesicht. „Wenn du dich nur nicht täuschst, Meg.“
Davy Moffat war Sir Josephs einziger Neffe und ein urkundlich verbriefter Weinhändler. Er lebte in einem stattlichen Haus in Dumfries und unterhielt Handelsbeziehungen zu den vornehmen Adelshäusern im Lowland von Schottland sowie zu vielen Klöstern und Abteien. Davy Moffat belieferte jeden, der es sich leisten konnte, mit den besten Weinen aus der Gascogne, aus Kastilien, Anjou und Portugal, auch in Kriegszeiten und Hungersnöten. Nach Robbies Tod hatte Sir Joseph völlig selbstverständlich damit gerechnet, dass sein Neffe Ebonys zweiter Ehemann würde, ungeachtet ihrer heftigen Proteste, da sie nicht die Absicht hatte, ihn zu heiraten, auch keinen anderen. Eine Heirat mit ihm wäre in vieler Hinsicht von praktischem Nutzen, hatte Sir Joseph immer wieder betont. Der kleine Sam bekäme einen Stiefvater, den er bereits kennt. Davy war ein wohlhabender Mann, der mit einer der ältesten Familien Schottlands verwandt war; ein Witwer, der den Wunsch hatte, einen eigenen Sohn zu zeugen; ein kerngesunder, vitaler Ehemann, der ihrem Leben einen neuen Sinn geben konnte. Die Liste der Vorteile, ihr die Verbindung schmackhaft zu machen, war endlos.
Wovon Sir Joseph allerdings nicht sprach, was Ebony aber sehr wohl wusste, war die Tatsache, dass der Nachlass ihres ersten Gatten, den Ebony verwaltete, mit der Heirat auf Davy übergehen würde, und er würde in den Genuss sämtlicher Einnahmen aus Pachtverträgen und Zinserträgen des Besitzes, den Sam von seinem Vater geerbt hatte, bis zu Sams Volljährigkeit kommen. Wäre diese Verbindung für Ebony lukrativ, so hätte sie für Davy Moffat weit größere Vorteile.
„Trotzdem sollten wir es versuchen“, sagte Meg. „Ich würde lieber Davy um Hilfe bitten als einen Fremden. Aber etwas anderes, Ebbie. Wie erklären wir den Trauergästen die Anwesenheit der Fremden? Sollen sie gleichfalls als Trauergäste auftreten oder lieber für ein paar Tage des Feld räumen?“
„Ich weiß es wirklich nicht, meine Liebe. Wir können ihnen vorschlagen, für ein paar Tage zu verschwinden, aber es werden viele Menschen an der Trauerfeier und dem anschließenden Leichenmahl teilnehmen, die erst am nächsten Tag, wenn nicht später, wieder abreisen. Und so sehr es uns missfällt, dass die Soldaten des Königs ihre Nasen in unsere Angelegenheiten stecken, sie könnten sich hier nützlich machen und für Ruhe und Ordnung sorgen. Du weißt, wie ausfallend die Freunde deines Vaters werden, wenn sie zu viel getrunken haben. Ich fürchte, als Gastgeberinnen können wir männlichen Schutz gut
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