Verführung auf Burg Kells (German Edition)
gebrauchen.“
Megs Schweigen war nur zu verständlich. Diese doppelzüngigen Schurken um Hilfe zu bitten, käme einem Pakt mit dem Teufel gleich. „Das gefällt mir nicht“, sagte sie schließlich und lehnte den Rücken gegen die Wand. „Natürlich brauchen wir Hilfe, nachdem unsere eigenen Soldaten verschleppt wurden, aber ich halte es für ratsam herauszufinden, was die beiden Anführer im Schilde führen, bevor wir sie um Hilfe bitten.“
„Wir haben zwei Tage gebraucht, um herauszufinden, was die beiden vorhaben, Meggie. Es bleiben uns zwei weitere Tage bis zum Begräbnis. Wir müssen es versuchen.“
„Und morgen wird dieser Söller ausgeräumt und gründlich geputzt. Wir lassen Strohmatratzen heraufbringen, dann können die Betrunkenen direkt von der Halle hier herauf wanken und ihren Rausch ausschlafen. Vergiss nicht, deine Tür zu verriegeln, Ebbie. Hast du deinen Schlüssel wieder?“
„Nein“, antwortete Ebony. „Aber ich kümmere mich darum.“
Sam und Biddie schliefen friedlich auf einer neuen Federmatratze in der kleinen Turmkammer unter ihrem Gemach, zugedeckt mit Schaffellen in einem Baldachinbett, dessen Vorhänge geschlossen waren. Zuoberst auf dem gefalteten Kleiderstapel auf der Eichentruhe lag Sams Holzschwert, und Ebony fragte sich schuldbewusst, ob es richtig sei, dass der Kleine so gut wir gar nicht um den Tod seines Großvaters trauerte, oder ob die Männer ihr einen Gefallen erwiesen, ihren Sohn abzulenken.
Nachdem sie über die gewundene Holzstiege in ihr Schlafgemach gelangt war, stellte sie fest, dass die Fensterläden geschlossen und die Kerzen angezündet waren und im Kamin ein behagliches Feuer knisterte. Sie spielte mit dem Gedanken, ihre Tür mit einer Truhe zu verbarrikadieren, entschied sich aber dagegen, um Sam oder Biddie nachts den Zutritt nicht zu verwehren.
„Was soll nur aus uns werden?“ seufzte sie und griff damit Megs bange Frage auf.
Sie öffnete einen Fensterladen, lehnte den Kopf gegen das Mauerwerk und atmete die würzige Nachtbrise vom See her tief ein, in der Hoffnung, Frieden zu finden. Doch die Sorgen und Nöte, die sie mühsam unterdrückt hatte, stürmten wieder auf sie ein, und in ohnmächtigem Zorn krallte sie die Finger um das Sims. Dieser elende Schurke hatte zugelassen, dass sie sich ihm angeboten hatte im guten Glauben, selbstlos und in mütterlicher Fürsorge zu handeln. Darüber hinaus hatte er die Frechheit besessen, an ihren Motiven zu zweifeln, und sie damit noch tiefer beschämt, und er hatte eine Art Teilzahlung von ihr gefordert. Statt ihre Ängste zu beschwichtigen und ihr Hilfe anzubieten, hatte er sie in ihrer Dummheit noch bestärkt. Der Mann war ein Scheusal, ein hinterhältiger, niederträchtiger Abenteurer.
Ihr Blick glitt zu dem weichen verlockenden Bett hinüber, und die Erinnerung an einen Traum streifte sie flüchtig wie der sanfte Flügelschlag einer Nachteule. Einer plötzlichen Eingebung folgend, trat sie ans Bett, nahm den welken Weißdornzweig aus dem gerafften Bettvorhang, trug ihn zum Fenster und warf ihn im hohen Bogen in die dunkle Nacht.
Sie schlief unruhig, nicht wirklich tief genug, um dunkle Erinnerungen an die Nacht zuvor zu bannen. Mehr als einmal setzte sie sich auf und spähte durch einen Spalt im Bettvorhang zur Tür, in der Gewissheit, ein Geräusch gehört zu haben, dann legte sie sich wieder zurück. Doch die Tür öffnete sich nicht, bis der Morgen grau und eintönig anbrach, ohne dass ihr bewusst wurde, dass sie auch in dieser Nacht nicht von Robbie geträumt hatte.
Ohne den ungebetenen Gästen ein Friedensangebot zu machen, verrichteten Meg und Ebony ihre Arbeit mit dem festen Vorsatz, den Männern aus dem Weg zu gehen, um eine Verschärfung der Feindseligkeiten zu vermeiden. Während Meg kühl und sachlich Anweisungen gab, den Söller ihres Vaters leer zu räumen, begab Ebony sich in die Kapelle, um mit Bruder Walter Einzelheiten der Totenmesse zu besprechen, nur um festzustellen, dass der Mann, dem sie nicht begegnen wollte, den Kaplan bereits in ein Gespräch gezogen hatte.
Sie trat den Rückzug an, doch Sir Alex war in zwei Sätzen bei ihr und hielt sie zurück.
Bruder Walter entging ihr trotziges Stirnrunzeln, als sie sich unter dem Griff des Ritters anspannte. „Ah Lady Ebony, wie gut, dass Ihr kommt, obwohl die Morgenandacht schon vorüber ist. Sir Alex sagte mir, dass er und seine Männer dem feierlichen Begräbnis am Freitag beiwohnen werden, und da wir erst jetzt den wahren Grund
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