Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Mylady. Ist das nicht zu gefährlich für den Knirps? Welchen Sinn sollte das haben?“
Ebony nahm das leichte Hochziehen einer Augenbraue des Mannes hinter ihm wahr, ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Nun ja, um schneller und bequemer von einem Ort zum anderen zu gelangen, ohne sich die Füße wund zu laufen. Sir Joseph schenkte ihm das Pony in der Absicht, dass er reiten lernt, wie ich annehme.“
„Hm!“ Master Davy wandte sich an den hoch gewachsenen Fremden, als erwarte er ein geheimes Einverständnis. „Billigt Ihr das, Sir Alex?“
„Was Lady Moffat ihrem Sohn erlaubt, bedarf nicht meiner Billigung, Master Moffat. Sam wird in der Fürsorge seine Mutter immer in Sicherheit sein.“
Da die erhoffte Unterstützung ausblieb, ließ Davy das Thema fallen, und Ebony lenkte das Gespräch auf Meg und ihren verstorbenen Vater, das Begräbnis und die traurigen Umstände. Hugh of Leyland gesellte sich zu ihnen, stellte sich vor, und wieder drängte sich ihr ein Vergleich zwischen den Offizieren des Königs und dem Weinhändler auf, nicht nur in Bezug auf das Erscheinungsbild, sondern auch auf ihre Manieren. Sie ließ Wein auftragen, und Master Davy konnte sich die Bemerkung nicht versagen, der Wein stamme aus seinen Beständen, ein erlesener, kostbarer Tropfen; die Herren könnten sich glücklich schätzen, davon zu kosten, erklärte er, wobei ihm das kaum merkliche Zwinkern über seinen Kopf hinweg entging.
Unter den gegebenen Umständen war nicht daran zu denken, dass die Frauen die Mahlzeiten in ihren Privatgemächern einnahmen. Meg war mit Ebony einer Meinung, dass ihr schwelender Groll gegen die Eindringlinge vor den Gästen verborgen bleiben musste, andernfalls würde niemand sich bereit erklären, Fragen zu beantworten. Leider waren sie keine guten Schauspielerinnen. Ständig von Männern umgeben, die ihre Meinung in geradezu grober Offenheit von sich gaben, beschränkte sich ihr diplomatisches Geschick darin, ihren Widerwillen gegen Sir Josephs raue Sitten und ihre Abneigung gegen seine Freunde zu verbergen, was gewöhnlich bedeutete, dass sie den Männern aus dem Weg gingen. Dies war nun nicht mehr möglich, und sie sahen sich gezwungen, ihr Bestes zu geben.
Das Nachtmahl in der Sommerhalle war zwar nicht die Hauptmahlzeit des Tages, dennoch ging es dabei förmlich zu, und die beiden Gastgeberinnen bemühten sich aufmerksam um das Wohl ihrer Gäste. Ebonys stille Befürchtungen, die Gefolgsleute der Offiziere würden ähnlich schlechte Tischmanieren an den Tag legen wie Sir Josephs Freunde, erwiesen sich als unbegründet. Die Soldaten und ihre Anführer legten eine Höflichkeit an den Tag, als hätten sie ihr ganzes Leben im Hause eines vornehmen Adeligen zugebracht. Darüber hinaus brachten sie die Gastgeberinnen nicht damit in Verlegenheit, eine Freundschaft vorzutäuschen, die nicht existierte. Master Davy schien sich in der angenehm gelösten Stimmung während des Mahls ausgesprochen wohl zu fühlen, war allerdings verblüfft über die fundierten Kenntnisse zu Weinanbau und Rebsorten der beiden Fremden, ein Gebiet, in dem er normalerweise an Wissen nicht zu schlagen war.
Nachdem die Tafel aufgehoben worden war und Musikanten im Hintergrund traurige Weisen auf Dudelsack und Tamburin spielten, nahm er Meg beiseite und stellte ihr einige Fragen. „Woher, sagtest du, kommen diese Männer, Meg?“
Als Tischdame von Master Leyland war sie gezwungen gewesen, von einem Tranchierbrett mit ihm zu essen und ihre spitze Zunge in Zaum zu halten, was ihr nun zugute kam. „Ich weiß nicht genau, woher sie kommen“, antwortete sie. „Aber wenn du versprichst, dir nichts anmerken zu lassen, erzähle ich dir, warum sie hier sind.“
„Dann sind sie also nicht nur auf der Durchreise?“
„Nicht unbedingt. Aber darüber darfst du nicht mit den anderen Gästen sprechen, sonst verweigern sie ihre Mitarbeit, und der Name meines Vaters wird niemals reingewaschen.“
„Wovon sprichst du? Wovon denn reingewaschen?“ fragte er aufbrausend.
„Ich sagte, du sollst dir nichts anmerken lassen, Davy.“
Er versuchte, eine starre Miene aufzusetzen, was ihm nicht wirklich gelang.
„Reinwaschen“, wiederholte er. „Wovon?“
„Die Männer untersuchen im Auftrag des Königs den Verkauf von Galloways an die Engländer.“
„Das ist ungesetzlich!“
„Das
weiß
ich. Darum geht es doch. Sie wollen herausfinden, wer an diesem Handel beteiligt war. Du solltest uns in dieser Angelegenheit helfen
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