Verführung auf Burg Kells (German Edition)
können.“
Davy erbleichte. „Aber ich weiß über seine Handelsbeziehungen nicht Bescheid, Meg.“
„Es geht darum zu beweisen“, fuhr Meg ungeduldig fort, „dass er
unschuldig
ist, Davy. Mein Vater hatte nichts mit Hochverrat zu tun. Du weißt genau, was er von Verrätern hielt, und du kennst seine Geschäftsverbindungen. Du weißt mehr über das, was mein Vater tat, als irgendein anderer. Ihr beide habt euch stundenlang über seine Geschäfte unterhalten.“
„Mein Gott … das ist eine sehr ernste Sache, Meg.“
„Das musst du mir nicht sagen. Wir brauchen deine Hilfe. Ebony und ich werden möglicherweise gezwungen, die Burg zu verlassen, wenn diese Kerle beweisen können, was sie glauben, bereits zu wissen.“
„Haben sie mit dir darüber gesprochen?“
„In Andeutungen, gestern Abend. Auch mit Ebony. Sie haben alle seine Dokumente geprüft. Alles.“
„Guter Gott! Auch die Vorratslager?“
„Ja, obwohl ich nicht weiß, was sie dort zu finden hofften.“ Davy stöhnte auf, und sein Blick flog unstet zu den zwei Fremden hinüber, die sich mit Bruder Walter unterhielten. „Wo ist sein Schlüssel, Meg?“ fragte er. „Hast du ihm den Schlüssel abgenommen, den er um den Hals trug?“
Meg stutzte. „Ich weiß nichts von einem Schlüssel um seinen Hals … aber warte. Trug er ihn an einem Lederriemen?“
„Ja.“
Hastig strich sie sich über die Stirn. „Ich musste das Band durchschneiden, um seine Verbrennungen säubern zu können. Er muss verloren gegangen sein, Davy. Ich ließ die Laken und seine Kleider verbrennen. Es war alles so …“
„Keine Sorge. Ich kann die Kassette aufbrechen, hoffe ich.“
„Welche Kassette?“
„Nun ja … nur seine persönlichen Unterlagen. Sei unbesorgt, die werden sie nicht gefunden haben. Wo ist sein Siegelring?“
„Den hat Ebony.“
„Es ist besser, sie gibt ihn mir. Bei mir ist er in Sicherheit.“
„Der Ring ist in Sicherheit. Niemand kann ihn verwenden, außer Sam.“
„Und Ebony, als sein Vormund.“
„Ja, wir werden eine Inventarliste aufstellen, sobald das alles vorüber ist. Seine Rechtsberater werden nächste Woche eintreffen, dann werden wir Ordnung schaffen.“
Davy antwortete nicht, und niemand außer ihm selbst bemerkte, wie flach sein Atem ging und wie sehr sein Pulsschlag raste.
Sein nächstes Ziel war Ebony, die bislang keine Veranlassung gesehen hatte, Davys Interesse an ihrer Person zu fördern, woran sich auch jetzt nichts geändert hatte; dennoch würdigte sie seine Anteilnahme. „Das ist sehr freundlich von Euch“, dankte sie ihm für seine mitfühlenden Worte. „Meg hat Euch also die Situation erklärt.“
„Ja, das hat sie“, antwortete er, nahm seine langen Ärmel hoch und legte sie sorgsam über die Knie. „Das ist eine sehr bedenkliche Situation, Mylady. Sehr bedenklich.“
Sie hätte sich gewünscht, er würde kein so betretenes Gesicht machen. „Ja“, entgegnete sie. „Meg und ich hoffen, Ihr könnt uns bei der Aufklärung helfen.“
„Ich weiß nicht. Vielleicht kann ich es.“ Er schürzte die Lippen und wandte den Blick ab.
Das war nicht der zuversichtliche Ton, den sie von ihm erwartet hatte, da er stets seine Bewunderung für die Tüchtigkeit seines Onkels zum Ausdruck gebracht und gern betont hatte, er sei sein engster Vertrauter. Auch Sir Josephs Raubzüge waren von ihm als Tatsache hingenommen worden, ebenso wie die von anderen Lords und Landeignern. „Ihr
wisst
es nicht?“ entgegnete Ebony erstaunt. „Ihr könnt doch nicht daran zweifeln, dass Sir Joseph nicht zu Hochverrat fähig gewesen wäre?“
„Nun, nein … äh … nein, natürlich nicht. Aber wir leben in schwierigen Zeiten, Mylady, und wenn diese Männer stichhaltige Beweise haben, wird es nicht leicht sein, sie von seiner Unschuld zu überzeugen.“
Erst kürzlich hatte ein anderer sie an die schweren Zeiten erinnert. „Ich hätte nicht gedacht, dass es einem Mann mit Euren Fähigkeiten nicht möglich wäre, den Ruf seines Onkels reinzuwaschen“, sagte sie bescheiden, „wenn so viel auf dem Spiel steht. Er hätte gewiss von Euch erwartet, dass Ihr in diesen Zeiten die Zügel in die Hand nehmt.“
Erst als sein Blick sich eindringlich auf ihre Augen heftete, erkannte sie, wie ungeschickt sie sich ausgedrückt hatte und dass die gemeinsamen Interessen von Onkel und Neffe hinsichtlich ihrer Person ihn nun die völlig falschen Schlüsse ziehen ließen. Das war das Letzte, was sie sich wünschte, aber es war bereits zu
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