Verfuehrung Auf Hoher See
endgültig überzeugte, war ein Clip, der Rion mit einer gewissen Lydia vor einem Nachtclub zeigte, wo er sich ein Handgemenge mit einem Paparazzo lieferte. Er liebe Lydia und habe sie schon vor Jahren heiraten wollen, aber sie habe sich für den reichen Bankier Bastias entschieden, vertraute Iris ihr an.
Selina packte der Zorn, als ihr einfiel, dass Rion sie einmal in einem Restaurant mit dieser Lydia und deren Freundin bekannt gemacht hatte. Das brach ihr endgültig das Herz.
Am Boden zerstört und wütend auf sich selbst, kehrte sie nach England zurück, entschlossen, es Rion mit gleicher Münze heimzuzahlen. Und erstaunlicherweise gelang es ihr.
Der erfolgreiche Gegenschlag hatte ihr geholfen, ihre Selbstachtung wiederzufinden …
Gefasst trank Selina ihr Weinglas aus. Im Lauf der Jahre war sie klüger und weltgewandter geworden und fürchtete sich nicht mehr vor Rion. Er war es nicht wert, dass sie kostbare Zeit mit ihm verschwendete.
Getäuscht und ausgenutzt hatte er sie. So einfach war es. Hinzu kam natürlich auch verletzter Stolz …
„Wir waren nie Freunde“, erwiderte sie schneidend. „Und du musst mir nicht verzeihen. Das Gegenteil wäre angebracht: Du müsstest dich bei mir entschuldigen. Wie du jedoch ganz richtig bemerkt hast, liegt das alles weit zurück und ist längst vergessen.“
„Ach komm, Selina.“
Ehe sie reagieren konnte, hatte Rion sie an sich gezogen. Seine Nähe verwirrte sie, und es war verrückt, aber ihr Herz pochte wie wild.
„Ich habe dich mit einem anderen Mann erwischt – und nicht umgekehrt, wie du es in der Scheidungsverhandlung hinzustellen versucht hast.“
Sein spöttischer Ton machte Selina wachsam. „Das musste ich gar nicht. Schließlich warst du als Womanizer bekannt. Du hast die erstbeste Gelegenheit genutzt, um mich als Ehebrecherin hinzustellen … weil ein betrunkener Junge seinen Rausch im falschen Bett ausgeschlafen hat“, erwiderte sie locker, obwohl sie innerlich bebte.
„Du scheinst mich gut zu kennen, Selina.“ Kalt lächelnd löste Rion sich von ihr.
„Mein Problem war, dass ich dich überhaupt nicht kannte. Aber das ist nicht mehr wichtig.“ Sie schüttelte den Kopf und wich zurück. „Und jetzt muss ich in der Küche nach dem Rechten sehen.“
Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er Selina. Die Frau hatte Nerven! Beharrte sie doch tatsächlich weiter auf dem lächerlichen Märchen vom Betrunkenen, der ahnungslos in ihrem Bett gelandet und dort eingedämmert war. Aber er beherrschte sich. Warte, meine Liebe, bald liegst du wieder in meinem Bett!
Schulterzuckend trat Rion zur Seite, um sie vorbeizulassen. „Oh doch, Selina, es ist wichtig. Aber ich kann warten.“
Warten? Auf was? Sie hatten einander nichts mehr zu sagen. Genau genommen von Anfang an nicht. Damals war sie ein naiver, leichtgläubiger Teenager gewesen, der sich in den ersten Mann verliebt hatte, der sie küsste. Und für Rion war es ein einträglicher Schachzug gewesen, sie zu heiraten. Er hatte sie für seine Zwecke eingespannt und sich ihrer bei der ersten Gelegenheit entledigt. Freundinnen hatte er genug. So einfach war das. Wieso ihre Zeit mit sinnlosem Gerede über die Vergangenheit vergeuden? Sie hatte sich weiterentwickelt. In wenigen Tagen konnte sie ihr gewohntes Leben wieder aufnehmen und sich mit Wichtigerem beschäftigen.
Hocherhobenen Hauptes ging Selina an Rion vorbei in die Küche. Sie lächelte Anna zu, die Gebäck auf einem Tablett anordnete, und nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Aufatmend setzte sie sich mit einem Glas an den Tisch, schenkte sich ein und trank es in einem Zug aus.
„Du siehst aus, als hättest du das nötig gehabt“, bemerkte Anna mitfühlend.
Ihre Anteilnahme tat Selina gut. „Da hast du recht, Anna. Die Beerdigung kam mir endlos vor. Und die Hitze war so stark, dass ich mehrmals das Gefühl hatte, gleich umzufallen.“
„Kein Wunder. Für alle war es ein belastender Tag. Aber es hilft auch nichts, wenn du dich hier drinnen versteckst.“
„Ich verstecke mich nicht, sondern gönne mir nach dem Ansturm der Gäste eine Atempause. Die meisten kannte ich nicht einmal“, gestand Selina.
Aber natürlich kannten alle sie und die Gerüchte, die über sie kursiert waren. Von der unehelichen Enkelin zur Ehebrecherin, dachte sie verbittert.
„Einen Gast kanntest du aber sehr gut. Es muss ein Schock für dich gewesen sein, Orion Moralis hier zu sehen, Selina. Ich hätte nicht erwartet, dass er zur
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