Verfuehrung Auf Hoher See
spitzte Phoebe die Lippen und drückte dem Baby einen herzhaften Kuss auf die Wange. „Hallo, Theodore.“ Nachdem sie ihrem Vater auf den Schoß geklettert war, betrachtete sie das Baby eine Weile, dann seufzte sie. „Er redet gar nicht und ist noch zu klein, um mit mir zu spielen.“ Fragend sah sie Selina an. „Können wir jetzt nach Hause gehen, Mama?“
Rion blickte Selina an, und beide mussten lachen, weil ihre quicklebendige kleine Tochter sich bereits langweilte.
„Natürlich. Papa fährt jetzt mit dir nach Hause. Für dich ist es ja fast Schlafenszeit. Aber dein Brüderchen und ich müssen über Nacht bleiben und dürfen erst morgen nach Hause.“
Nach liebevollen Umarmungen und Küssen und einem leidenschaftlichen Kuss von Rion blickte Selina den beiden nach, bis sie gegangen waren.
Mit ihrem neugeborenen Sohn blieb sie allein zurück und tastete verträumt nach dem Anhänger an ihrem Hals.
Rion hatte ihr das kostbare Schmuckstück in ihrer zweiten Hochzeitsnacht geschenkt und ihr gestanden, dass es eigentlich zu ihrem neunzehnten Geburtstag gedacht gewesen war. Auf dem Platinanhänger befanden sich ihre und seine miteinander verschlungenen diamantenbesetzten Initialen. Damals hatte er mit ihr auf den Seychellen flittern wollen, doch da es nicht dazu gekommen war, wollte er jetzt mit ihr in die Karibik fliegen. Sie liebte Rion mehr denn je und war nun sicher, dass auch er sie von Anfang an geliebt hatte.
Erstaunlicherweise glaubte auch Beth das inzwischen, seit Selina sie in Kambodscha besucht hatte. Als am Tag ihrer Ankunft ein beachtlicher Spendenbeitrag im Kinderzentrum eingegangen war, hatte Beth die Wahrheit aus ihr herausgekitzelt. Was Selina berichtete, hatte ihrer Freundin imponiert, und alle vier waren inzwischen so eng befreundet, dass Trevor und Beth Phoebes Pateneltern geworden waren.
Entgegen seiner Behauptung war Rion sehr eifersüchtig, wie Selina gemerkt hatte, als er ihr nach der Rückkehr prompt einen anderen Mercedes bestellte. Dass ein anderer Mann ihr einen Wagen geschenkt haben sollte, war unerträglich für ihn.
Sie hätte sich den Wagen selbst gekauft, wie sie ihn aufgeklärt hatte. Ihr „Freund“ wäre ein älterer Nachbar, der ihr nur einen Gefallen getan hätte. Woraufhin Rion unerhört erleichtert gewirkt hatte.
In den vergangenen vier Jahren hatten ihre Träume sich mehr als erfüllt, sie hätte nicht glücklicher sein können. Ihr eigentliches Zuhause war ein romantisches Anwesen in den Bergen über Athen, die Rion nach eigenen Vorstellungen hatte bauen lassen. Seiner Stiefmutter Helen hatte er die Familienvilla überlassen. Auch in London besaßen sie ein Haus, außerdem ein Feriendomizíl in der Karibik und natürlich die renovierte Villa auf Letos, die Anna weiter bewirtschaftete.
Rion arbeitete abends nur selten länger. Reisen beschränkte er auf ein Minimum, und wann immer es möglich war, begleiteten Selina und Phoebe ihn. Rion vergötterte seine kleine Tochter, er war ein rührender Vater, spielte hingebungsvoll mit ihr und badete sie, wenn er zu Hause war. Und Selina konnte sich keinen liebenswerteren Ehemann wünschen, der ihr auch nachts immer wieder bewies, wie tief seine Gefühle waren.
Eine Schwester kam herein und legte den Kleinen in eine Wiege neben Selina, damit sie sich ausruhen konnte.
Lächelnd drehte sie sich zur Seite und beobachtete ihren schlummernden Sohn, bis auch ihr die Augen zufielen.
Ein Geräusch am Bett weckte Selina. Schläfrig blickte sie zu Rion auf, der sich zu ihr auf die Bettkante setzte.
„Was tust du hier?“, flüsterte sie ihm zu. „Wie spät ist es?“
„Nach zehn. Keine Sorge, Phoebe schläft, und Tante Peggy passt auf sie auf.“ Er beugte sich über sie. „Aber ihr Vater braucht dich“, gestand er und küsste sie innig. „Ich konnte nicht schlafen gehen, ohne dir gute Nacht zu sagen.“
Als das Baby sich meldete, kam die Schwester herein und forderte Rion auf, sich zu verabschieden. Noch ein Kuss für Selina, die staunte, wie brav er sich der Anordnung fügte.
„Sie können sich glücklich schätzen“, bemerkte die Schwester, nachdem er gegangen war. „Ihr Mann vergöttert Sie.“
„Ich weiß“, seufzte Selina und schlief glücklich lächelnd wieder ein.
– ENDE –
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