Verfuehrung Auf Hoher See
geradezu unanständig fit und attraktiv aus.
„Wie spät ist es?“, fragte sie schläfrig. Ohne seine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort: „Um fünf Uhr hat mich fürchterlicher Lärm geweckt, aber du warst nicht da. Was war das?“ Sicher war er aufgestanden, um nachzusehen.
„Ach, nichts weiter. Jetzt ist es zehn.“ Rion reichte ihr einen Becher Kaffee. „Trink das, und zieh dir etwas an. Ich habe eine Überraschung für dich.“
Er nahm eine Münze aus der Tasche und reichte sie ihr.
Verwundert drehte Selina sie um und entdeckte das Datum: neunzehnhundertneunzig. „Soll das ein Scherz sein?“
Rion beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss. „Ich dachte, du möchtest sie vielleicht als Andenken behalten.“
„Sehr komisch. So toll ist sie nun auch wieder nicht. Falls das eine Überraschung sein soll, bin ich wenig beeindruckt.“ Dennoch lächelte sie vergnügt und legte die Münze auf den Nachttisch.
„Na gut. Ich habe eine echte Überraschung für dich. Wenn du so weit bist, komm zu mir zum Tauchplatz.“
Erstaunt betrachtete Selina den nagelneuen schwarzroten Tauchanzug in genau der richtigen Größe für sie. Fragend sah sie die beiden Männer an, die sie amüsiert beobachteten.
„Der ist fantastisch, Rion! Danke!“ Sie belohnte ihn mit einem Kuss auf die Wange. „Aber sag mal, woher hast du den hier mitten auf dem Mittelmeer?“
„Der Lärm, der dich heute Morgen geweckt hat, stammte von einem Hubschrauber. Ich habe den Tauchanzug aus Zypern einfliegen lassen.“
„Was?“ Selina war beeindruckt. Dass Rion sich ihretwegen so viel Mühe gemacht hatte! Dann fiel ihr etwas anderes ein. „Es muss dich doch ein Vermögen gekostet haben, den Hubschrauber zu bestellen. Auf der Welt gibt es unendlich viele bedürftige Menschen, und du hast so viel Geld für einen Tauchanzug verschwendet. Der alte hätte es auch getan“, hielt sie ihm vor.
„Ganz so war es nicht“, wehrte er ab, und Dimitri setzte erklärend hinzu: „Wir brauchten wichtige Vorräte und zusätzliche Sauerstofftanks, da habe ich den Tauchanzug einfach mit auf die Liste gesetzt. Probier ihn gleich mal an, dann kannst du in einer Stunde mit Rion einen Tauchgang unternehmen.“
„Wunderbar.“ Sie strahlte. „Wenn das so ist, muss ich keine Gewissensbisse haben.“
Abgesehen von den Neckereien wegen der „Schatzmünze“ war es ein traumhafter Tag, dachte Selina, als sie sich abends im blauen Seidenkleid zu Rion, Ted und Dimitri gesellte, die sich wie stets bei Sonnenuntergang im großen Salon zu einem „Sundowner“ eingefunden hatten.
Natürlich drehte das Gespräch sich wieder hauptsächlich ums Tauchen. Besonders Dimitri gab lustige Begebenheiten aus seiner Zeit als Tauchlehrer zum Besten. Es überraschte sie, zu hören, dass er und Rion sich seit ihrer Kindheit kannten. Dimitri hatte schon Rions Mutter Theodora das Tauchen beigebracht. Auf deren Namen war die Jacht getauft worden. Da Selina vermutet hatte, dass Rion diese nach einer seiner Freundinnen benannt hatte, war sie erleichtert über den Irrtum.
Wie sich dann herausstellte, war Dimitri auch ausgebildeter Geologe. In jungen Jahren hatte er in Griechenland als Tauchlehrer gearbeitet. Nachdem er seine Frau, eine Südamerikanerin, kennengelernt hatte, war er mit ihr nach Brasilien übergesiedelt, wo er mit großem Erfolg eine eigene Tauchschule betrieben hatte. Jetzt leitete sein ältester Sohn das Unternehmen, sodass Dimitri Zeit für eigene Erkundungen blieb. Er befasste sich intensiv mit Schriften über antike Wracks und erforschte den Meeresboden in der Hoffnung auf wertvolle Funde.
„Also deshalb warst du heute während des Tauchgangs ständig mit der Kamera unterwegs und wolltest nicht, dass ich etwas aufsammle“, bemerkte Selina.
„So könnte man es nennen“, mischte Rion sich lächelnd ein, und alle grinsten verschwörerisch.
Was geht hier vor? fragte Selina sich neugierig.
Später war an Schlaf nicht zu denken. Eng umschlungen lagen sie nackt in Rions großem Bett und liebten sich bis zur Erschöpfung.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Rion wollte nicht, dass Selina mehr als einen Tauchgang am Tag unternahm, und obwohl sie nichts Wertvolles fand, gab sie sich damit zufrieden. Das Tauchen machte ihr großen Spaß, aber sie genoss auch ihre Freizeit. Normalerweise stand sie spätestens um sieben auf, jetzt schlief sie bis neun oder länger. Ob es an der vielen Bewegung oder an dem von Sonne und Meer geprägten Tagesablauf lag, wusste
Weitere Kostenlose Bücher