Verfuehrung Auf Hoher See
ihm lag zu viel an dem Geschäft, um darauf zu verzichten. Im Geiste ging er bereits neue Verhandlungsmöglichkeiten durch …
„Du bist also weiter in Kontakt mit Beth? Wie nett“, bemerkte er geistesabwesend. „Leider habe ich heute zum Tauchen keine Zeit. Mir ist etwas dazwischengekommen, und ich muss arbeiten. Dimitri kann dich begleiten.“
Den Ausdruck in seinen Augen kannte Selina. In Gedanken war Rion ganz woanders. Zu spät dachte sie an die warnende innere Stimme: Es ist zu schön, um von Dauer zu sein. Er hatte sich nicht geändert. Seine Welt war die Arbeit … Tauchen und Sex stellten nur eine angenehme Nebenbeschäftigung dar.
Am Abend sollte sich zeigen, dass Selina recht hatte.
Beim Essen kamen sie auf die geplanten Tauchgänge für die nächsten Tage zu sprechen, doch Rion teilte ihnen bedauernd mit, dass sie am nächsten Morgen zum letzten Mal tauchen und anschließend nach Malta aufbrechen müssten. Kapitän Ted habe bereits eine entsprechende Route ausgearbeitet. Am kommenden Nachmittag müsse er, Rion, in der Hauptstadt Valetta an einer wichtigen Besprechung teilnehmen.
Selina war enttäuscht. „Du brichst alles ab?“, hakte sie verärgert nach. „Einfach so?“
Seine Miene wurde hart. Er mochte es nicht, wenn man seine Entscheidungen infrage stellte.
„Tut mir leid, Selina, aber es lässt sich nicht ändern“, erklärte er bestimmt. „Ich muss eine Firma leiten. Das Geschäftliche geht vor.“
„Ja, natürlich“, bemerkte Selina ironisch. Dennoch überraschte sein Verhalten sie nicht. Schließlich wusste sie, wie unerbittlich er in geschäftlichen Dingen reagierte. Er war reich und mächtig und setzte sich stets durch. Aus geschäftlichen Erwägungen hatte er sie geheiratet … und sich aus den gleichen Gründen von ihr scheiden lassen.
„Malta wird dir gefallen, Selina“, versuchte er ihr die neue Situation schmackhaft zu machen. „Aus zuverlässiger Quelle weiß ich, dass man dort wunderbar einkaufen kann.“
Sein herablassender Ton ärgerte sie. „Das weiß ich“, erwiderte sie kühl. „Ich war schon dort.“ Bei der „zuverlässigen Quelle“ handelte es sich bestimmt um eine seiner Freundinnen.
„Das hätte ich mir eigentlich denken können. Für euch Engländer gehört Malta schließlich zu den beliebtesten Urlaubszielen.“
„Ich habe dort keinen Urlaub gemacht, sondern für einen arabischen Scheich gearbeitet“, konterte Selina. „Er war sehr großzügig und hat mir viel freie Zeit gelassen.“
Seine Miene blieb ausdruckslos, und nur in seinen Augen blitzte es auf. „Schön für dich.“
„Es war sogar sehr schön. Vor der Insel Gozo habe ich faszinierende Tauchgänge unternommen.“ Selina lächelte Dimitri zu. „Du solltest es auch mal versuchen … falls du nicht schon dort warst. Die Felsformationen vor der Insel und im Meer sind einfach atemberaubend. In größeren Tiefen liegen immer noch alte Wracks – aus der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg.“
Dimitri strahlte. „Nein, ich war noch nicht dort. Aber du könntest mir alles zeigen, da Rion anderweitig beschäftigt sein wird.“
„Gern“, versprach sie.
„Vergiss es“, mischte Rion sich grimmig ein.
Sobald Selina den Raum betreten hatte, war Rion aufgefallen, dass sie verändert wirkte. Statt des verspielten gelben oder blauen Kleids trug sie eine eng sitzende weiße Hose, dazu ein knappes grünes Top. Und zum ersten Mal, seit sie an Bord war, hatte sie sich geschminkt.
Forschend betrachtete er sie. Sie sah fantastisch aus. Das Seidenoberteil modellierte ihre festen Brüste, das Haar fiel ihr in weichen Wellen über die Schultern und verlieh ihr eine unschuldige Aura. Überraschte ihn das? Nein. Wie er von Anfang an vermutet hatte, war Selina eine gerissene Frau, auf deren Tricks er hereingefallen war. Und wie so viele ihres Schlages bediente sie sich des uralten Schachzugs, ihn eifersüchtig machen zu wollen. Wahrscheinlich weil er heute gearbeitet und sich ihr nicht genügend gewidmet hatte. Jetzt flirtete sie mit Dimitri, und sein alter Freund sprang glatt darauf an. Derart idiotische Regungen wie Eifersucht fand er, Rion, jedoch schlichtweg lächerlich. Keine Frau brachte ihn von der Arbeit ab. Selina warf ihren Köder umsonst aus.
„Wenn wir vor Malta ankommen, dürfte es nicht mehr hell genug zum Tauchen sein“, gab er kühl zu bedenken. „Außerdem habe ich ein amerikanisches Ehepaar zum Abendessen eingeladen. Da solltest du an Bord sein, Selina. Tut mir leid. Vielleicht
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