Verfuehrung Auf Hoher See
wusste nichts davon.“
„Oh doch. Nach der Verlobungsfeier hat sie im Wagen mit angehört, wie ihre Eltern sich darüber unterhielten, als sie dachten, sie schliefe. Ironie des Schicksals, findest du nicht? Sie hat mir noch viel mehr erzählt“, fuhr Selina fort, als Rion wie versteinert dastand. „Jason war Iris’ Freund. Sie hatte ihm den Weg zu ihrem Zimmer beschrieben, aber da er betrunken war, hat er sich in der Tür geirrt und seinen Rausch in meinem Bett ausgeschlafen. Ich hatte keine Ahnung davon, weil ich starke Schmerztabletten genommen und mich zeitig schlafen gelegt hatte.“
Endlich konnte sie sich alles von der Seele reden.
„Iris kannte die Wahrheit. Jason war von einem Geräusch aufgewacht. Als er das rotblonde Haar auf dem Kissen bemerkte, stürzte er entsetzt aus dem Raum. Ich habe sie angefleht, es dir zu sagen, aber sie hatte Angst vor ihrem herrischen Bruder. Iris hat mich auch über den Deal mit meinem Großvater und deinen Ruf als Womanizer aufgeklärt. Wer hätte mir sonst die Clips von dir und deinen Freundinnen zeigen können? Ich besaß damals noch keinen Computer. Iris sagte mir auch, Lydia sei die Frau, die du liebst und heiraten willst, aber sie habe sich für einen anderen entschieden.“
Schockiert sah Rion sie an. Selinas Geschichte war einfach zu verrückt, um erfunden zu sein. Seine Halbschwester Iris, die er stets vor allem behüten wollte, hatte ihm die Wahrheit all die Jahre verschwiegen. Selina hatte ihn nicht betrogen …
Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Selina hatte ihm ihre Unschuld geschenkt. Am Tag der Hochzeit hatte er sie für die schönste Braut der Welt gehalten. Sie hatte ihn bedingungslos geliebt, und er hatte ihre Liebe als selbstverständlich hingenommen. Wie hatte er nur so hart und verblendet sein können, sie brutal hinauszuwerfen?
Am Strand von Letos hatte er sie so verzweifelt begehrt, dass er sie erpresst hatte, damit sie mit ihm schlief …
„Warum hast du mir nichts davon …?“
„Gesagt?“ unterbrach Selina ihn verächtlich. „Du hast dich doch geweigert, auch nur mit mir zu sprechen.“ Es erfüllte sie mit Genugtuung, dass Rion zusammenzuckte. Die Wahrheit gefiel ihm nicht. „Und dann hast du, der Frauenheld, mich auch noch erbarmungslos als Ehebrecherin hingestellt. In meiner Not habe ich Beth eingeweiht. Ihr und ihrem Vater verdanke ich es, dass ich den Scheidungsprozess gewonnen habe. Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Beth fand sogar, du seist zu gut davongekommen, ich hätte viel mehr Geld fordern müssen. Mir genügte es, dass ich meine Selbstachtung wiedergefunden und eine Lektion fürs Leben gelernt habe.“
„Und die wäre?“ Rion war sich nicht sicher, ob er die Antwort hören wollte. Er musste erst verarbeiten, was er soeben erfahren hatte. Wie hatte er Selina das antun können?
„Daraufhin habe ich alles darangesetzt, um einen soliden Beruf zu ergreifen. Nie mehr wollte ich von einem Mann abhängig sein. Als warnende Beispiele hatte ich meinen leiblichen Vater, meinen Großvater und meinen Exmann vor Augen“, fuhr Selina zynisch fort. „Und jetzt möchte ich gehen.“ Sie verstärkte ihren Griff um die Umhängetasche und entzog ihm ihren Arm.
„Nein. Noch nicht.“ Ihm fiel ein, wie er sie aufhalten konnte. „Ich habe dir das versprochene Gehalt noch nicht gezahlt, das dir durch die beiden Wochen entgangen ist.“
„Vergiss es.“
„Nein, Selina. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Mehr als das. Du verzeihst mir nicht, dass ich dir damals nicht vertraut habe. Aber siehst du nicht ein, dass ich das Schlimmste annehmen musste, als ich einen halb nackten Mann aus deinem Bett stürmen sah?“
Gegen ihren Willen musste sie lachen. Rion und reuig? „Du hättest mich wenigstens anhören können.“ Sie tat so, als würde sie nachdenken. „Ach nein, das ging nicht. Du hast ja nicht mehr mit mir gesprochen.“
Sein Lächeln fiel etwas gequält aus. „Ich gebe zu, dass ich dir mehr als einmal Schreckliches angetan habe.“ Beschwörend drückte er ihre Schultern. „Ich würde alles tun, um mein Unrecht wiedergutzumachen.“
Selina sah den eindringlichen Ausdruck in seinen Augen. Und da war noch etwas, das ihr gefährlich werden konnte. Sie musste gehen, ehe sie wieder schwach wurde.
„Mit noch mehr Geld? Vergiss es.“ Wenigstens ihren Stolz musste sie sich bewahren.
„Nein. Das meinte ich nicht. Ich möchte dich wieder heiraten, mit dir eine Familie gründen, Kinder bekommen.“ Was er
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