Verfuehrung auf Italienisch
Frage. "Dies war einmal das Zimmer meiner Mutter, als sie hier zu Gast war, bevor sie meinen Vater heiratete und er noch um sie warb." Er schien in Gedanken versunken. "Man achtete auf eine schickliche Distanz zu seinem Zimmer am Ende des Gangs, und außerdem schlief ihre Mutter direkt nebenan. Aber ich habe mich oft gefragt, ob die Liebe nicht doch einen Weg gefunden hat, damals, während jener langen, heißen Nachmittage. Denn es ist doch eine große Versuchung, mit dem Menschen, nach dem man sich sehnt, unter einem Dach zu leben, nicht wahr, Chiara?"
"Ich ... ich weiß nicht." Ihr Mund war plötzlich trocken geworden. Eine seltsame Erregung breitete sich in ihrem Körper aus, hervorgerufen durch die Bilder, die er heraufbeschworen hatte. Unendlich langsam rann ein Schweißtropfen auf der Haut zwischen ihren Brüsten hinab, ihre Brustspitzen richteten sich unter der Bluse auf, eine unerträgliche Hitze durchströmte sie. Und mit einem uralten weiblichen Instinkt wusste sie, wenn sie jetzt die Hand ausstreckte, ihn zu sich heranzog, würde er ihr gehören, für einige süße, wundervolle Mome nte ... Aber es wäre nichts als pure körperliche Lust. Es konnte nie mehr für ihn sein.
Während sie ihm ihr Herz und ihre Seele darbot. Wahnsinn! Von irgendwoher kam die warnende Stimme. Wahnsinn! Niemand würde je erfahren, wie nah sie davor gestanden hatte, ihren Stolz und ihre Selbstachtung zu verlieren, als sie mit beherrschter Stimme antwortete:
"Das waren andere Zeiten, signore. Und andere Menschen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden, ich möchte auspacken. Richten Sie Paola bitte aus, dass ich in ein paar Minuten zu ihr komme?"
Er schwieg lange, dann sagte er leise: "Das mache ich gern."
Clare sah ihm nicht nach, als er das Zimmer verließ, sie hörte nur, wie die Tür leise geöffnet und wieder geschlossen wurde. Sie stand regungslos vor dem Bett, die Arme um sich geschlungen, und starrte zu den großen Fenstern hinaus. Sie hatte es vom ersten Moment an gespürt, diese Gefahr, die von ihm ausging. Die Gefahr, dass sie sich bei ihm verlieren könnte. "Ich werde wirklich sehr, sehr vorsichtig sein müssen", wiederholte sie leise, aber umso eindringlicher.
7. KAPITEL
Natürlich konnte sie nicht für ewig hier oben bleiben, sich in ihrem Zimmer verstecken, auch wenn sie nichts anderes lieber getan hätte. Er durfte nie erfahren, wie sehr er ihr zugesetzt hatte. Wie sehr er ihre Gefühle in Aufruhr versetzt hatte. Dass er ihre Mauer der Selbstbeherrschung, die sie immer für unzerstörbar gehalten hatte, eingerissen hatte. Er hatte Paola gewählt und würde sie heiraten. Das stand fest, nichts würde das ändern. Alles andere war nur ein Spiel, eine kleine Ablenkung, ein Intermezzo. Also musste sie ihm die Stirn bieten, aber nicht, indem sie Feuer mit Feuer bekämpfte. Nein, es gab nur eine Möglichkeit: Sie würde sich freundlich, höflich und vor allen Dingen sachlich und professionell geben. Ihm zeigen, dass sie immun war gegen seinen tödlichen Charme. Vielleicht dauerte es etwas, aber irgendwann würde er es merken, und dann würde es ihn langweilen.
Die Herausforderung würde ihm fehlen. Den härtesten Kampf hatte sie allerdings mit sich selbst auszufechten. Sie musste sich ständig unter Kontrolle halten, musste jeden weiblichen Instinkt in sich abtöten. Am besten fing sie gleich damit an. Sie nahm ihre Sachen aus dem Koffer und wählte ein dunkelblaues, einfach geschnittenes Kleid mit züchtigem runden Ausschnitt und kurzen Ärmeln, dazu flache Sandalen. Sie kämmte ihr Haar und band es im Nacken zu einem Knoten. Dann betrachtete sie sich im Spiegel. Sehr gut, dachte sie, sehr professionell und sehr zurückhaltend. Genau das Erscheinungsbild, das notwendig war. Es war wie eine Rüstung im Kampf gegen ihre eigenen Gefühle. Sie holte noch einmal tief Luft, dann machte sie sich über die breite Steintreppe auf den Weg nach unten, um sich zum Frühstück zu der Familie Bartaldi zu gesellen.
Matteo wartete an der Treppe auf sie, um sie zum Esszimmer zu führen.
"Grazie", dankte sie ihm lächelnd. "Es sind so viele Türen."
"Sie werden sich bald eingewöhnt haben, Signorina. Si, bald werden Sie sich wie zu Hause fühlen." Das war nun wirklich das Letzte, was sie hören wollte. Es half, dass das Esszimmer voller Menschen war und Paola sofort auf sie zukam und sich bei ihr unterhakte.
"Wir haben schon alle auf Sie gewartet." Paola geleitete Clare zu dem älteren Herrn, den sie bereits bei der
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