Verfuehrung auf Italienisch
wendet", erwiderte Clare und fragte Paola dann nach den Namen der Pflanzen und Blumen in Englisch. Doch Paola kannte sie nicht, und unbeschwert gab sie zu, dass sie sie nicht einmal in Italienisch kannte.
"Lassen Sie uns an den Pool gehen und ein wenig schwimmen", schlug sie stattdessen vor.
"Paola, ich bin hier, um zu arbeiten, nicht um Urlaub zu machen."
Paola schmollte. "Aber es ist doch Ihr erster Tag. Guido wird es nie merken. Er und Tonio sitzen jetzt stundenlang im Arbeitszimmer und reden und reden. Wir müssen nur Zio Cesare aus dem Weg gehen, denn der ist schrecklich langweilig."
"Das ist er überhaupt nicht", widersprach Clare bestimmt, "im Gegenteil. Ich war fasziniert von seinen Erzählungen über die Villa und ihre Geschichte."
Paola starrte sie fassungslos an. "Chiara, reden Sie etwa wirklich gerne über Etrusker und Architektur und die Schule Raphaels?" Entsetzt warf sie die Arme in die Luft. "Dann sind Sie ein hoffnungsloser Fall."
"Ja", bestätigte Clare leise, "das muss ich wohl sein."
Mittlerweile waren sie beim Pool angekommen. Als Clare ihren Badeanzug holen wollte, hielt Paola sie zurück und führte sie zu den Umkleidekabinen, die versteckt zwischen ein paar großen Zypressen etwas oberhalb des Pools standen. Hier gab es sowohl eine Auswahl an Bikinis und Badeanzügen sowie frische Badelaken. Obwohl die Bikinis waren alle kaum mehr winzige Dreiecke, die Clare für viel zu offenherzig hielt, und so entschied sie sich für einen kupferfarbenen Einteiler. Allerdings musste sie feststellen, dass auch dieser großzügig ausgeschnitten war. Im Vergleich zu Paolas winzigem Bikini jedoch war er immer noch geradezu züchtig. Sie ging zum Pool und prüfte kurz die Wassertemperatur. Es war kalt, aber es würde sehr erfrischend sein. Mit einem eleganten Sprung hechtete sie kopfüber in das kühle Nass. Dann schwamm sie ein paar Bahnen und stemmte sich schließlich schwungvoll wieder hinauf auf den Rand.
Paola hatte ihr kopfschüttelnd zugesehen. "So viel Sport kann nicht gut sein. Sie werden noch Muskeln entwickeln wie ein Mann."
Clare wrang sich das Wasser aus den Haaren und lächelte. "Das Risiko nehme ich auf mich."
Sie frottierte sic h ab und legte sich auf die Liege, die neben der Paolas stand. Es war ein windstiller Morgen, und schon bald würde es heiß werden. Nach ein paar Bemerkungen darüber, wie sehr sie Fabio vermisste und wann sie wohl wieder von ihm hören würde, verfiel Paola in Schweigen und nickte schließlich ein.
Clare jedoch konnte unmöglich schlafen, ihre Gedanken wirbelten. Langsam zweifelte sie daran, dass es ihr gelingen würde, Paola überhaupt zu irgendetwas zu bewegen. Vielleicht wäre es besser, Guido Bartaldi zu sagen, dass seine zukünftige Braut noch immer vorhatte, sich mit ihrem Heiratsschwindler davonzumachen. Dann konnte er sich selbst um alles kümmern. Wenn ihm klar wurde, wie entschlossen Paola war, vielleicht würde er seine Heiratspläne dann aufgeben. Oder er würde sich endlich mehr Mühe geben, Paola für sich zu gewinnen. Sie seufzte. Es brachte nichts ein, wenn sie hier herumsaß und grübelte.
"Paola? Ich werde ins Haus zurückgehen und auspacken. Außerdem muss ich ein paar Vorbereitungen für unsere Stunden machen. Wir sehen uns ja nachher beim Lunch."
Als Antwort bekam sie nur ein schläfriges Murmeln. Also legte sie sich das Badelaken über die Schultern und stieg die Stufen zu den Umkleidekabinen hinauf. Süßer Blütenduft hing in der Luft, und Insekten surrten und zirpten eifrig. Zufrieden atmete sie tief durch und plötzlich roch sie etwas anderes, das nicht in diese friedliche Natur gehörte: Zigarettenrauch.
Mit gerunzelter Stirn sah sie sich um und entdeckte einen jungen Mann, der, an eine der Zypressen ge lehnt, eine Zigarette im Mundwinkel, ungeniert zum Pool hinunterstarrte. Seine Jeans war mit Erde beschmiert, und sein bloßer Oberkörper glänzte schweißfeucht im Wechselspiel des Sonnenlichts. Ein gut aussehender Mann, und an seiner Haltung merkte man ihm an, dass er es wusste. Das muss einer der Gärtner sein, dachte Clare erbost, der sich einen Blick auf Paola gönnt.
"Haben Sie nichts zu tun?" fragte sie eisig. Er war so vertieft gewesen, dass er zusammenzuckte und sich zu ihr drehte. "Tut mir Leid, Signorina". Er sprach höflich, fast demütig, aber seine Augen fixierten Clare in dem knappen Badeanzug unverschämt. „Ich habe Pause. Ich wusste nicht, dass jemand im Pool war.“
"Jetzt wissen Sie es, also machen Sie Ihre
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