Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
näher sein.«
»Wie schön für unsere Seite!« Wessen Seite es auch immer war. Daigh wollte verdammt sein, wenn er es wusste.
Der Mann stellte das Glas behutsam auf den Tisch. »Das klingt aber nicht besonders begeistert.«
»Weil ich nie mit Erfolg rechne, bevor er erlangt ist.«
»Oh, er ist uns sicher, vertun Sie sich da nicht. Die Sache ist seit Jahren in der Planung. Máelodor hat sein ganzes Leben der Vollendung des Werks der Neun gewidmet. Er wird die Welt in einem neuen goldenen Zeitalter für die Anderen zurückerobern.«
Ein goldenes Zeitalter? Unter der Herrschaft Anderer? Daigh setzte eine unergründliche, neutrale Miene auf, an der nichts auf das wilde Durcheinander der Gedanken hinwies, die ihm durch den Kopf jagten.
»Bloom erzählte mir, dass Sie ihn angegriffen haben. Dass Sie ihn sogar daran hindern wollten, den Rywlkoth-Wandbehang zu stehlen. Ein merkwürdiges Verhalten für jemanden, der ursprünglich beauftragt wurde, ihn zu stehlen.«
Daigh zuckte mit den Schultern. Er spielte mit, um Zeit und Informationen zu gewinnen. »Ich kannte diesen Bloom nicht und dachte, er sei dort, um mich daran zu hindern, den Wandbehang zu stehlen.«
Lancelots Augen wurden schmal. »Er glaubt, sie wären abtrünnig geworden. Dass Sie sich irgendwie von Máelodors Leine losgerissen haben.«
»Von mir aus kann er denken, was er will.«
Das Kerzenlicht flackerte wie Höllenfeuer in Lancelots Augen, und sein blondes Haar schimmerte im Feuerschein. »Vielleicht sollten Sie Bloom begleiten. Máelodor wird froh sein, zu erfahren, dass seine Kreatur noch lebt und wohlbehalten ist.«
»Fahren Sie auch mit?«
Lancelot bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln, doch seine Augen brannten immer noch von einem wilden, irren Licht. »Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie fragen, aber nein, ich fahre nicht mit. Es geht das Gerücht, dass Brendan Douglas sich mit seiner Familie in Verbindung gesetzt hat und auf dem Weg nach Dublin sein könnte. Máelodor würde den Verräter nur zu gern zu fassen bekommen. Er würde einen hohen Preis bezahlen für das Vorrecht, ihn zu brechen.«
Sabrinas Bruder in den Händen dieser Männer. Ein langer, grausamer Tod würde ihn dort erwarten. Ein Sterben in kleinen Schritten, bis das Opfer um den Gnadenstoß bitten würde, das Ende seiner Folterqualen. Aus irgendeinem Grund wusste Daigh das. Genauso sicher, wie er wusste, dass auch er einmal um diese Gnade gebeten hatte … und sie ihm verweigert worden war.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten, weil sein Zorn seine Vernunft allmählich überwog.
Der Mann kam zu Daigh herüber und blieb vor ihm stehen. Sein Blick glitt jetzt mit einer Gier über Daighs Körper, die er nicht einmal mehr zu verbergen suchte. »Ich muss Ihnen gestehen, dass ich neugierig bin.«
»Worauf?«, krächzte Daigh, dessen Mund plötzlich wie ausgetrocknet war.
Sie starrten einander in die Augen. Schweiß glitzerte auf der Oberlippe des Mannes, und ein Tropfen rann an seiner Wange hinunter. »Als einer der Domnuathi sind Sie mit Körper und Seele an Ihren Schöpfer gebunden. Ein Sklave jeder seiner Launen.«
Daigh spürte, wie ihm das Blut in die Wangen schoss und dicke, widerliche Galle in seine Kehle stieg. Aber er antwortete auf die einzige Weise, die ihm das Vertrauen dieses Mannes erhalten würde. »Aye.«
Lancelot beugte sich vor, so nahe, dass Daigh den starken Schweiß- und Moschusgeruch des Mannes wahrnehmen konnte. Er sah auch den Schnitt, den Lancelot sich beim Rasieren zugefügt hatte, und die winzige Narbe an einem seiner Mundwinkel.
»Wenn ich also das hier täte«, murmelte er und presste die Lippen an Daighs Nacken, »und Ihnen sagte, Máelodor habe es befohlen … Oder das …« Jetzt küsste er ihn auf die Wange.
Am ganzen Körper zitternd, sprang Daigh auf und packte Lancelot am Kragen. »Dann würde ich Ihnen den Kopf abreißen.«
Der Mann schien mehr belustigt als besorgt zu sein. »Tatsächlich?«
Im selben Moment hörte Daighs Lunge auf zu arbeiten. Sein ganzer Körper befand sich im Griff einer unsichtbaren Magie, die ihm Hände und Füße band und ihn gefangen hielt wie ein Kaninchen in der Falle.
Der Mann umkreiste ihn langsam, seine Wangen waren gerötet vor Triumph und noch etwas anderem, etwas Üblem, Sexuellem. »Es ist, als würde man einen menschenfressenden Tiger anketten«, sagte er und zog Daigh den Rock über die Schultern, »der einen eher in Stücke reißen würde …« – jetzt löste er Daighs Schalkrawatte –
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