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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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»als einen anzusehen.«
    In dem Moment ließ Daigh die Bestie heraus. In einem Sturzbach schwarzer Magie, die sogar die Luft zum Knistern brachte, ließ er sie aus sich hervorbrechen. Ein scharfer Schmerz durchfuhr dabei sein Hirn und griff mit schlangenartiger Geschwindigkeit auf jeden seiner Nerven über.
    Er war frei.
    Blitzschnell legte er die Hände um Lancelots Kehle und drückte zu.
    Und schrie gellend auf über den schneidenden Schmerz, der ihn durchfuhr, als würde er vom Schädel bis zum Unterleib gespalten, durch Knochen und durch Sehnen hindurch, die sich buchstäblich zu verflüssigen schienen. Schreiend brach er zusammen und wand sich stöhnend auf dem Boden. Aber sämtliche Geräusche, die von seinen Lippen kamen, wurden von Lancelots Hand auf seinem Mund erstickt.
    »Dachtest du wirklich, du könntest einen Amhas-draoi besiegen? Beruhige dich, mein schönes Monster! Je mehr du dich wehrst, desto mehr wirst du leiden.«
    Der Zauber und der Schmerz ließen nach, und gierig presste sich der Mund des Mannes auf Daighs. Eine Zunge schob sich zwischen seine Lippen und begann ein lüsternes Spiel mit seiner, saugte ihn förmlich aus in einem perversen, machtbesessenen Akt der Schändung.
    Daigh riss den Kopf weg, aber Lancelot packte ihn am Kinn und nahm sich, was er wollte, bevor er ihn mit einem zufriedenen Seufzer wieder freigab.
    Dann straffte er sich und zog seinen Rock zurecht, strich sich übers Haar und stürzte den Wein in einem einzigen langen Schluck hinunter. »Ein Jammer, dass wir unser kleines Zwischenspiel vorzeitig beenden müssen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber Sie können Máelodor ausrichten, dass ich tun werde, was immer nötig ist, um Douglas lebend und unversehrt zu fassen. Er wird es sehr genießen, Kilronans Bruder nach und nach zu brechen. Máelodor ist ja so einfallsreich, was das Zufügen von Schmerz angeht.« Eine Hand schon an der Türklinke, drehte er sich mit einem letzten triumphierenden Blick noch einmal zu Daigh um. »Aber das wirst du ja selbst am besten wissen, Lazarus.«
    Sabrina holte tief Luft und musste augenblicklich niesen.
    Staub kitzelte ihre Nase, klebte an ihren Fingern und bedeckte das Buch, das sie las, und den Tisch, an dem sie saß. Schwester Ursula, die Bibliothekarin des Ordens, schien ebenso mit Spinnweben bedeckt und verblichen zu sein wie die Bücher, Schriftrollen und Pergamente, die sie hütete.
    Oder vielleicht war sie auch nur so bläulich blass vor Kälte.
    Teresa hatte recht gehabt. Es war wirklich eisig kalt hier drinnen. Obwohl Sabrina zwei Unterröcke trug und die dicksten Socken, die sie besaß, klapperten ihr die Zähne.
    »Haben Sie gefunden, was Sie suchten?« Schwester Ursula stopfte eine Strähne feinen weißblonden Haares unter ihr Tuch zurück und blickte Sabrina aus hellen blauen Augen an.
    Sabrina, die sich gerade die Nase putzte, erwiderte das Lächeln und versuchte, die Seiten mit ihrem Ellbogen zu verdecken. »Ja, das habe ich, vielen Dank!«
    Die Schwester hatte ihre Neugierde und Überraschung über Sabrinas Erscheinen in ihrer Domäne nicht verbergen können. Und sie beobachtete sie noch immer mit leicht verwirrtem Blick.
    Gut, es gehörte vielleicht nicht zu Sabrinas Gewohnheiten, sich mit gelehrten Schriften zu befassen, aber das hieß noch lange nicht, dass sie nicht las. Sie liebte gute Kriminalromane oder eine spannende Liebesgeschichte, in der Gespenster mit Ketten rasselten und die arme Heldin, nur mit einem Kerzenstumpf bewaffnet, in höhlenähnlichen Gängen herumirrte.
    Das war zwar nicht gerade hochgeistige Literatur, doch Schwester Ursula brauchte sie dennoch nicht so anzusehen, als könnte sie nicht zwischen Poesie und Prosa unterscheiden.
    Mit einem kleinen Nicken ging die Priesterin weiter, und Sabrina war wieder allein mit ihren Versuchen, das Kauderwelsch zu verstehen, das ihr aus dem riesigen verstaubten Buch entgegenstarrte.
    In der Hoffnung, dass es beim zweiten Mal mehr Sinn ergeben würde, las sie den letzten Abschnitt noch einmal durch. Der Verfasser dieses Traktats setzte sich mit großer Detailgenauigkeit und vielen Fußnoten mit der Natur des Erinnerungsvermögens auseinander. Mit der Biologie, Physiologie, Psychologie, ja sogar mit der Chemie des Ganzen. Es gab Diagramme, Tabellen, Schautafeln und Quellenangaben. Aber den umständlichen Formulierungen zu folgen brachte Sabrina nur wieder genau dorthin, wo sie begonnen hatte. Wie ein Hund, der sich in den Schwanz beißt.
    Trotzdem war es die

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