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Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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haben, entgegnet er barsch. Also, möchten Sie jetzt eine Antwort auf Ihre Frage haben?
    Ich schlucke die ätzende Erwiderung herunter, die ich ihm entgegenschleudern wollte, und sage nur ja.
    Sie sind es, die überwacht wird.
    Ich? Warum?
    Das habe ich Ihnen heute Nachmittag schon gesagt. Womöglich sind Sie in Gefahr. Sie verfügen noch nicht über alle Ihre neuen Kräfte. Es ist bei uns Brauch, die Jungen zu beschützen, sozusagen, bis sie flügge geworden sind.
    Und Sie hielten es nicht für nötig, mir das zu sagen?
    Wären Sie denn damit einverstanden gewesen?
    Natürlich nicht. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen.
    Wie bei Ihrer Begegnung mit Donaldson?
    Das schleudert er mir entgegen wie eine Herausforderung, und seine Augen blitzen.
    Jetzt kocht meine Gereiztheit über und wandelt sich zu echter Wut. »Donaldson war einfach Pech. David und ich hatten es schon mit viel schlimmeren Situationen zu tun und haben immer die Oberhand gewonnen. Vampir hin oder her, wir hätten ihn geschnappt, wenn nicht auf einmal so ein Durcheinander ausgebrochen wäre.«
    »Ach, meinen Sie wirklich?«
    Bevor ich Atem holen kann, steht Avery auf. Er reißt mich aus meinem Sessel, und ich liege wehrlos unter ihm, mit dem Rücken am Boden. Ich kann weder Arme noch Beine bewegen. Sein Gewicht erdrückt mich fast. Seine Lippen streifen mein Ohr, als er flüstert: »Können Sie mich schnappen?«
    Ich verstehe nicht, was hier vorgeht. Avery ist stark, sogar noch stärker als Donaldson. Aber sein Angriff hat überhaupt nichts Sexuelles. Will er mich umbringen?
    Ich kann seine Gedanken nicht lesen. Sein keuchender Atem streift mein Ohr. Ich spüre seinen Mund an meinem Hals.
    Plötzlich schlägt es um.
    Sein Hals ist vor meinem Gesicht, ein pulsierender Herzschlag in meiner Reichweite. Meine Panik weicht der Gier nach seinem Blut. Er lockert den Griff, und ich hebe den Arm, zerre an seiner Krawatte, bis sie sich lockert, und reiße an seinem obersten Hemdknopf herum. Als er aufspringt, gehorche ich dem animalischen Instinkt und schlage die Zähne in seinen Hals. Ich beiße und nage, bis die Haut reißt und ein köstlicher Strom feurigen, flüssigen Adrenalins durch meine Kehle rinnt. Er schmeckt nach Wein und Sonnenschein, und ich winde auch die andere Hand aus seinem Griff, um seinen Kopf festzuhalten, während ich trinke.
    Ich trinke.
    Ein Gedankensplitter bricht zu mir durch. Anna, genug.
    Doch ich umklammere Avery, ziehe ihn noch dichter heran. Ich will nicht aufhören.
    Du musst.
    Avery liegt ganz still. Er versucht nicht, sich zu befreien. Sein Geist ist offen, und er strahlt ein Gefühl der Euphorie aus, wie Wärme von der Sonne ausgeht. Ruhig wartet er darauf, dass ich die Entscheidung treffe.
    Ich glaube, das rettet ihn schließlich. Ich lasse den Kopf auf den Teppich sinken, von Schuld und Scham überwältigt. Was habe ich getan?
    Avery hebt den Kopf und blickt lange auf mich herab. Dann erhebt er sich von mir und streckt mir die Hand entgegen, um mir aufzuhelfen.
    Du hast getan, was du tun wolltest, sagt er.

Kapitel 12
    D u wolltest, dass das passiert?
    Avery hält noch immer meine Hand. Er führt mich zum Sessel zurück, und ich lasse mich hineinsinken. Er tritt an das Sideboard und schenkt ein Glas Wein ein. Er hält es mir hin und fragt: Wie fühlst du dich?
    Ich nehme das Glas an, trinke aber nicht, sondern stelle es auf den Schreibtisch. Mir dreht sich der Kopf von dem, was ich eben getan habe, und allem, was das bedeutet. Ich werfe Avery einen Blick zu. Er drückt eine Hand an den Hals, als hätte er Schmerzen. An seinem Kragen sind Blutflecken.
    »Ich wollte nicht mehr aufhören.«
    Er lächelt.
    »Was, wenn ich nicht aufgehört hätte? Was, wenn ich dich leer getrunken hätte?«
    Aber das hast du nicht.
    »Hätte aber passieren können. Dieses Gefühl, dieser Genuss, zu trinken … Ich glaube nicht, dass ich mich immer werde beherrschen können.«
    Sein Lächeln wird breiter. Das kannst du, Anna, und du wirst es auch tun. Deshalb ist das hier geschehen.
    Avery beugt sich vor. Du musstest trinken. Das Blut einer alten Seele ist das machtvollste, und ich wusste, dass du wahrscheinlich nicht von allein beginnen würdest zu trinken. Du solltest merken, dass Trinken ganz instinktiv geschieht, genauso, wie das Atmen einmal instinktiv für dich war. Und du solltest erkennen, dass du deinen Wirt nicht zu verletzen oder zu töten brauchst, um dein Bedürfnis zu befriedigen.
    Aber du bist kein Sterblicher. Du hättest

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