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Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition)

Titel: Verführung der Nacht: Ein Vampirthriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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sieht. Ich erkenne gleich mehrere, darunter die Stellvertretende Bürgermeisterin von San Diego und den Polizeichef.
    Kein Wunder, dass Avery mit solcher Gewissheit behaupten konnte, meine Geheimnisse wären hier sicher.
    Eine Pause in der Unterhaltung entsteht, und Avery drängt darauf, dass ich mich der Gruppe anschließe. Aber ich fühle mich hier ebenso fehl am Platz wie mein Kleid von der Stange unter den Designerklamotten, die ich vor mir sehe.
    Averys Stimme kommt von hinten, und ich zucke zusammen.
    Sie sehen zauberhaft aus, bestätigt er mir ein zweites Mal. Diese Farbe passt perfekt zu Ihrem Haar und Ihrem Teint, und Seide schmeichelt Ihrer Figur. Sie sind eine schöne Frau, Anna. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass Sie vielleicht nicht konkurrenzfähig seien.
    Ich dachte nur an mein Kleid, erwidere ich spitz. Um meine Konkurrenzfähigkeit habe ich mir keine Sorgen gemacht.
    Er lächelt.
    Nein, wirklich nicht, beharre ich. Das klingt kindisch, finde ich sogar selbst.
    Himmel, was, wenn sie das auch gehört haben?
    So viel zum ersten Eindruck. Ich richte den Blick wieder auf die Gruppe, doch die anderen haben ihre Unterhaltung wieder aufgenommen, und niemand schaut auch nur in unsere Richtung. Falls sie etwas von diesem stummen Gespräch mitbekommen haben sollten, lassen sie es sich nicht anmerken. Ich berühre Avery am Arm.
    Können wir uns irgendwo anders unterhalten? Ich deute auf den Kamin. Ich bin noch nicht bereit dafür.
    Er wirkt ein wenig enttäuscht, versucht aber nicht, mich umzustimmen. Stattdessen führt er mich wieder hinaus ins Foyer, wendet sich nach rechts und geht zu einer geschnitzten, zweiflügeligen Tür. Er tritt vor, öffnet einen der Türflügel, und ich folge ihm hinein.
    Das ist die Bibliothek.
    Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Im Ernst? So nennt man also einen Raum mit Hunderten von Büchern? Eine Bibliothek? Schön, dass ich das endlich weiß. Avery, ich wohne vielleicht am falschen Ende der Stadt in Mission Beach, aber ich kann lesen.
    Er nimmt meinen Sarkasmus nicht zur Kenntnis. Ich kann seine Gedanken nicht hören, doch der angespannte Unterkiefer und der leicht verärgerte Ausdruck in seinen Augen sind unmissverständlich.
    Ich kann seine Gedanken nicht hören. Woran mag das liegen?
    »Entschuldigung«, sage ich laut. »Ich bin etwas nervös.«
    Die Entschuldigung funktioniert. Er entspannt sich, körperlich wie geistig, und öffnet mir erneut seinen Kopf.
    Sie müssen mir zeigen, wie man das macht, sage ich und drohe ihm mit dem Zeigefinger. Sie haben bisher vergessen zu erwähnen, dass Sie sich verschließen können, wenn Sie wollen, nicht wahr?
    Ein belustigtes Funkeln blitzt in den Tiefen dieser grünen Augen auf. Ich werde doch nicht alle meine Geheimnisse auf einmal enthüllen. Dann bräuchten Sie mich ja nicht mehr. Möchten Sie etwas trinken?
    Rotwein, wenn Sie welchen haben.
    Diesmal ist er es, der eine Augenbraue hochzieht. Ich denke doch, dass ich etwas nach Ihrem Geschmack auftreiben kann.
    Er geht zu einem großen Sideboard. Auf Knopfdruck gleitet eine Tür zur Seite. In dem beleuchteten Kabinett dahinter glitzern Kristallkaraffen wie Edelsteine auf einem Samtkissen. Er wählt eine aus, schenkt zwei Gläser ein und bedeutet mir, ihm zu folgen.
    Wir treten auf einen breiten Balkon hoch oben über dem dunklen Pazifik. Ich kann nichts sehen außer der unendlichen Dunkelheit des Ozeans, aber ich höre die Brandung.
    Er reicht mir ein Glas. Ich hoffe, der schmeckt Ihnen. Er kommt aus den Weinbergen meiner Familie.
    Oh, Sie stammen aus Napa Valley?
    Er hat das Glas schon an die Lippen gehoben, setzt es aber wieder ab, weil er lachen muss. Nein, sagt er. Nicht Napa Valley. Aus der Provence.
    Provence? Die in Frankreich?
    Er lächelt. Genau so habe ich immer Schüler angelächelt, die besonders schwer von Begriff waren.
    Na schön. Ich habe einen Augenblick lang vergessen, dass Sie wahrscheinlich tausend Jahre alt sind und die Wurzeln Ihrer Familie bis in die Steinzeit zurückreichen. Aber ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich bei dieser Sache noch nicht ganz mitkomme. Sie müssen ein bisschen Geduld mit mir haben.
    Avery trägt immer noch dieses Lächeln auf dem Gesicht, aber er hat sich auf einem Stuhl niedergelassen und winkt mich mit dem Weinglas zu sich heran.
    Ich setze mich ihm gegenüber und hebe das Glas an die Lippen, um den ersten Schluck von einem Wein zu trinken, den ich mir vermutlich nie leisten könnte. Ich erwarte auch gar nicht, dass er mir

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