Verführung der Nacht (German Edition)
mehr bist?“
Sie lächelt ihr perfektes Lächeln, wobei sie gekonnt ihre spitzen Fänge verbirgt. Als sie beginnt zu reden, platze ich fast vor Neugier.
„ Weißt du noch, als David dich angerufen hat und dir erzählt hat, dass ich einen äußerst ansteckenden Grippevirus hätte und du mich lieber nicht besuchen solltest? Da hatte ich meine Verwandlung und ich habe tatsächlich 34 Stunden lang nur geschlafen. Zwei Tage danach haben wir uns verbunden und sind nun seit über viereinhalb Jahren verheiratet.“
Ich bin froh, dass Liz so glücklich ist und die Liebe ihres Lebens gefunden hat. Denn jedes Mal, wenn ich das Paar sehe, sind sie so verliebt, wie am ersten Tag ihrer Beziehung. Doch bei dem Wort ‚verheiratet‘ zucke ich unwillkürlich zusammen.
„ Nun bei dem Problem mit der festen Nahrung“, fährt sie fort, „hatte David eine gute Idee. Jedes Mal, wenn wir beide Essen gingen, habe ich nur Suppen gegessen. Du hast mich immer die Suppen-Queen genannt.“
Ich erinnere mich gut an den Moment, wo ich ihr diesen Spitznamen verpasst habe. Damals hatte sie mir weiß machen wollen, dass Suppen der neuste Gesundheitstrend wären.
„ Alle anderen Fähigkeiten sind leicht zu verbergen. Man muss einfach vorsichtig sein.“
„ Und was ist mit deinem Spiegelbild?“ frage ich.
Sie grinst mich verschwörerisch an, ehe sie flüsternd antwortet: „Es gibt in der Pariser Unterwelt einen Schwarzmarkt, wo es lauter schöne und illegale Sachen gibt. Dort habe ich einen Trank gefunden, der dein Spiegelbild wieder sichtbar macht. Ein Tropfen im Monat reicht, damit du dich jeden Tag wieder betrachten kannst.“
Ich bin erstaunt… und begeistert. Ich muss diesen Trank unbedingt haben!
„ Er ist jeden ersten Samstag im Monat“, erzählt sie mir. „Ich gehe diese Woche. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Da es deine erste Reise dorthin wäre, würde ich dich einladen.“
„ Aber Liz, das geht nicht…“
„ Und ob das geht! Du hast mich damals auch finanziell unterstützt, als ‚die Sache‘ war.“
Als ‚die Sache‘ bezeichnen wir immer, was passiert war, als Liz Eltern bei einem Autounfall starben. Sie hatten ihrer Tochter nichts als Schulden hinterlassen, in denen sie mehrere Jahre lang tief drin gesteckt hatte.
„ Aber das Dasein als Vampir ist eigentlich ganz angenehm“, sagt sie und wechselt damit schnell das Thema. Es ist ihr immer noch unangenehm, darüber zu sprechen, weshalb wir uns einen Namen dafür haben einfallen lassen, um das Kind nicht beim Namen nennen zu müssen.
Sie nimmt den letzten Schluck aus ihrer Tasse als sie fortfährt: „Man kann nicht sterben, es sei den man trennt unseren Kopf von unserem Körper. Was ja eigentlich heißen müsste, dass wir nicht unsterblich sind, aber ich glaube das ist einfach kürzer als Langlebige-Wesen-die-nur-geköpft-werde-können zu sagen. Auch kriegen wir Frauen unsere Tage nicht mehr, was uns einen ganzen Haufen Sauerei erspart…“
„ Stopp, Moment mal! Wir haben keine Monatsblutungen mehr?“
„ Süße, wir sind untot. Unsere Eierstücke produzieren keine Eier mehr, weshalb wir nicht mehr fruchtbar sind.“
Es erleichtert mich ein wenig, denn diese eine Woche im Monat, hatte ich mir immer als Horrorwoche markiert und ich hatte eh nie vorgehabt Kinder zu kriegen. Aber es macht mich auch ein wenig traurig, denn dieser Aspekt beweist nur, dass ich nicht mehr menschlich bin und es vermutlich auch nie wieder sein werde.
Wir sitzen noch eine Weile im Café, quatschen über diese und jene Affäre, über die neue Schuhkollektion und verabreden uns für morgen zum shoppen.
Kyle hatte meinen Boss so lange bearbeitet, bis dieser mir die ganze Woche lang Urlaub gegeben hatte und Liz arbeitet nicht mehr seit sie mit David zusammen ist. Ihm gehört eine Firma, die Luxuswagen herstellt und ist dadurch so reich geworden, dass es für beide reicht.
Es ist fünf Uhr nachmittags, als ich zu Hause ankomme und beschließe eine kleines Nickerchen zu machen. Diese ganze Vampirsache macht mich so fertig, dass ich gar nicht anders kann, als mich ins Bett zu legen und meinen erschöpften Augen eine Pause zu gönnen.
Doch diese Erschöpfung hält nicht lange an, denn mein Durst nach Blut macht sich bemerkbar. Er quält mich, bringt die Dornen meiner Verwandlung wieder zum Vorschein. Es ist nicht so schlimm, wie beim ersten Mal, doch der Schmerz treibt mir die Tränen in die Augen.
Die Dornen kratzen meine Haut von innen auf und zwingen
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