Verführung der Nacht (German Edition)
seiner Haut und er ähnelt einer Katze, bereit zum Sprung auf ihre Beute. Was auch immer diese Beute ist.
Ich will gerade einen neuen Gedanken formulieren und ihn fragen, ob er vielleicht eine Vermutung hat, als ich ein lautes Fauchen höre und etwas schweres auf mir landet. Es ist schwarz, riesig und riecht nach einem teuren Rasierwasser. Und es versetzt mir einen kräftigen Schlag gegen den Kopf. Ich höre wie Kyle meinen Namen ruft und dann bedrohlich knurrt.
Nicht schon wieder , ist das letzte was ich denke, bevor die Ohnmacht sich wie eine dicke Decke über mich legt.
Als mein Bewusstsein zurück kehrt, sitze ich auf dem Boden und meine Hände sind hinter meinem Rücken gefesselt. Der Stein unter mir ist nass und kalt und ich höre es von überall ununterbrochen tropfen. Ein leises Geräusch, welches einen doch in schneller Zeit in den Wahnsinn treiben kann.
Ich hocke in einer Zelle ohne Fenster, mit nur einer eisenbeschlagenen Tür und einer verdreckten Glühbirne an der Decke, die immer wieder zuckt.
Vor mir steht Leon, die Hände in den Taschen seiner teuren Anzughose, und blickt auf mich herab. Heute ist er ganz in schwarz gekleidet und er erinnert mich mit seiner Sonnenbrille an einen Typen aus „Men in Black“. Sein Gesicht gleicht einer steinernen Maske als ich an den Fesseln zerre.
Mit ein bisschen mehr Anstrengung zerreißen sie und ich stehe langsam auf, klopfe mir den Dreck von meinem Hintern. Denn ich habe immer noch Kyles Hemd und meinen Tanga an, nicht mehr und nicht weniger.
„ Was soll das hier?“, frage ich ihn und sehe mich etwas unsicher um. „Wo bin ich hier?“
Ich benutze mit Absicht die Gedankensprache nicht, da ich weiß, dass er sie verabscheut. Ich möchte ein wenig freundlich sein, vielleicht beantwortet er mir ja dann meine Fragen.
„ Du bist in Paris“, sagt er und schmunzelt dann. „Naja, eher unter Paris.“
„ Unter? Du meinst in der Unterwelt?“
Wie zur Hölle bin ich den nach Europa gekommen? Oder besser gesagt: Wie lange war ich ohnmächtig?
Er nickt und ich sehe, wie er mich durch die Sonnenbrille von oben bis unten mustert.
„ Es ist eine Schande, dass du hier bist und eine größere Schande, dass du ein Vampir bist“, murmelt er, mehr zu sich selbst, als zu mir. „Wenn du noch ein Mensch wärst, dann würde ich dich gegen diese Wand drücken und dich von hinten nehmen. Solange bis du meinen Namen schreist und mich anbettelst, dass ich nicht aufhören soll.“
Ich bin etwas perplex, überrascht das von ihm zu hören. Naja, ‚etwas’ ist untertrieben. Gerade er, der sonst immer ein Gentleman war und mich mit Respekt behandelt hat, gerade von ihm hätte ich am wenigsten so etwas erwartet.
„ Woher dieser plötzliche Drang mir deine Phantasien zu offenbaren?“, frage ich ihn und versuche locker zu klingen.
Denn in meinem Inneren bebe ich. Ich bebe vor Angst und vor Wut. Was glaubt dieser Kerl wer er ist, einfach so mit mir zu reden!
Er lächelt und schüttelt dann leicht den Kopf.
„ Ich frage mich, was mein Bruder so an dir findet“, sagt er leise ohne meine Frage zu beantworten und seufzt dann. „Du bist uns ein Dorn im Auge, aber wir können dich nicht töten.“
„ Weil ihr dann Kyle auch töten würdet.“
Es ist keine Frage, sondern eine Tatsache und Leon nickt. Es juckt mich ihn zu fragen, wo er ist, doch damit würde ich ihm eine Schwäche zugestehen und das lasse ich im Moment nicht zu.
„ Das war ein kluger Schachzug von ihm. Doch er wird nicht weit damit kommen.“
„ Verdammt, wovon redest du? Ich verstehe kein Wort. Und warum zur Hölle bin ich hier?!“
„ Du bist hier, weil du angeklagt wurdest“, antwortet er.
„ Angeklagt? Weswegen?“
„ Du bist eine Blutsverbindung mit einer der königlichen Krieger eingegangen…“
„ Ja, aber nicht freiwillig!“
Ich bin nun wirklich wütend und spüre wie meine Fänge länger werden. Meine Sicht verbessert sich durch meine dunkle Augen und ich muss mich zusammen reißen, Leon nicht zu schlagen. Ich rieche den widerlichen Geruch von leicht verbranntem Fleisch.
„ Ob freiwillig oder nicht spielt keine Rolle“, sagt er tonlos. „Du bist ein Vampir und hättest ihn von dir stoßen können. Ich kenne meinen Bruder, er zwingt Frauen nie zu etwas. Dafür ist er sich zu fein…“
Neid und Hass tropfen von seinen Worten, wie heißer Wachs. Irgendetwas muss zwischen den zwei Männern vorgefallen sein. Denn Hass riecht wie ein schlechter Wein und
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