Verführung der Nacht (German Edition)
eindeutigen Blick von oben bis unten, bevor er sich an meinen Retter wendet. Wo ist bloß der Mann geblieben, der den Frauen hinterher gejagt hat?
Er lacht und bedeutet uns ihm in die Küche zu folgen. Ich tue so, als hätte ich diesen Kommentar nicht gehört, doch er beschäftigt mich. Frauen hinterher gejagt? Tut er das heute immer noch? Kyle sieht mich an und lächelt nur.
Die Küche ist klein, mit hohen Decken, aber gemütlich. Die Möbel sind in weiß und rot gehalten und der Duft von frischem Tee erfüllt die Luft. Kyle setzt sich auf einen der weich gepolsterten Stühle und zieht mich auf seinen Schoß, legt einen Arm um meine Taille und einen auf meine Beine. Ich bin viel zu verwirrt (und glücklich) um mich dagegen zu wehren und betrachte das ganze Szenario mit fragenden Augen.
Lilly, hast du vielleicht eine Hose oder ähnliches für Mary? , fragt Kyle und sie eilt, eifrig nickend, zurück in den Flur und die enge Treppe hinauf ins Schlafzimmer.
Was ist passiert, dass ihr nur noch mit Hemd und Hose bekleidet mitten in der Nacht bei uns auftaucht? , fragt Dorian und reicht uns jeweils eine heiße Tasse Tee.
Kyle drückt mich kurz an sich bevor er beginnt zu erzählen: Sie haben uns beide in der Nacht erwischt, die Wächter von Amalia. Mary haben sie bewusstlos geschlagen und verschleppt und ich konnte mit ihnen verhandeln, dass sie mich freiwillig mitnehmen. Bei Amalia wurde sie angeklagt, weil wir beide eine Blutsverbindung eingegangen sind. Sie kann es immer noch nicht ertragen, dass ich nicht ihr gehöre. Sie hat Mary schließlich ins Exil geschickt, nach Rom in das Haus von mir und Leon für einhundert Jahre.
Dorian lacht tief und laut und knallt die Hand auf den Tisch.
Diese Frau ist wirklich zu lange in ihrem unterirdischen Schloss geblieben , sagt er während er sich die Tränen aus den Augen wischt. Was für ein Glück, dass sie dir nicht deinen hübschen Kopf abgeschlagen haben.
Ich schaue ihn an und weiß nicht, was ich sagen oder denken soll. Ich höre in meinem Kopf immer noch Kyles Stimme, die sagt, dass ich seine Freundin bin. Dass ich zu ihm gehöre und dass er nicht will, dass Dorian mich kriegt.
Ich fühle mich wie betäubt, als ich einen weiteren Schluck aus meiner Teetasse nehme. Die brennende Flüssigkeit läuft meinen Hals hinunter und wärmt meine kalten Glieder. Die Tasse ist halbleer als Lilly wieder in die Küche kommt und meine Hand nimmt.
Komm mit , sagt sie und zieht mich hektisch zum Flur, wir beide müssten ungefähr dieselbe Größe haben .
Ich stolpere hinter ihr die Treppe hoch und kann gerade noch links abbiegen und ins erste Zimmer fliegen, bevor ich gegen die Wand laufe.
Ich stehe in einem interessant eingerichtetem Schlafzimmer: die Decke ist geschmückt mit vielen bunten Tüchern und die Fenster sind verhüllt mit dicken schwarzen Decken. Das Bett ist rund, der Spiegel am Kopfende groß, der Boden ist ein kunstvolles Puzzle aus schwarzem Marmor.
Kerzen an der Wand spenden ein wenig Licht und verströmen einen angenehmen Duft. Meine Begleiterin verschwindet in einem kleinen Nebenraum, der als begehbarer Kleiderschrank genutzt wird und kommt mit einem großen Kleiderhaufen auf ihren Armen zurück. Sie wirft die Sachen auf das Bett und teilt sie in drei Gruppen auf: Jeanshosen, Röcke und T-Shirts.
Such dir einfach was aus , fordert sie mich auf und setzt sich an ihr weißes Schminktischchen. Während sie beginnt ihr langes rotes Haar zu kämen, lasse ich mir Zeit und entscheide mich schließlich für eine dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt auf dem ein schwarzer Schmetterling aufgedruckt ist.
Doch als ich es anziehen will, muss ich feststellen, dass ich den Stoff nicht über meine Oberweite ziehen kann. Mir fällt erst jetzt auf, dass Lilly viel schmaler und zierlicher ist als ich. Sie hat nicht meine Brüste und meine kurvige Hüfte; ein Wunder, dass ich die Jeans so einfach anbekommen habe.
Ähm, Lilly? Hast du vielleicht ein Oberteil, was ein bisschen weiter ist? Ich schätze, meine Brüste sind zu groß.
Wenn vielleicht einige Frauen nun neidisch gewesen wären, so lacht die Angesprochene nur fröhlich und verschwindet im Schrank um mir etwas anders zu holen. Sie kommt mit einer weißen Strickjacke zurück, von der ich die ersten drei Knöpfe nicht zu kriege.
Tut mir leid, was größeres habe ich leider nicht , entschuldigt sie sich und mustert mich. Obwohl ich gestehen muss, dass dir dieser riesige Ausschnitt steht.
Hm, na ja, danke.
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