Verführung der Nacht (German Edition)
hierher nach Italien geflogen sind.
Meine Sachen, meine Sachen sind hier!
Oh Kyle, du bist ein Schatz! , rufe ich entzückt aus und bevor ich mich bremsen kann, habe ich sein Gesicht in meinen Händen und küsse ihn auf die weichen Lippen.
Er ist so überrascht von meinem Verhalten, dass er immer noch wie erstarrt in der großen Halle steht während ich die Treppen hoch laufe und zu meinem Gästezimmer sprinte. Erstaunt muss ich feststellen, dass Joe gerade dabei ist einige T-Shirts und Jeanshosen in die Regale einzusortieren.
Joe, dass musst du doch nicht machen! , sage ich und bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn so betrachte. Meine Lieblingsschuhe und das schöne hellblaue Kleid blitzen zwischen den anderen Sachen hervor und ich bin total aus dem Häuschen.
„ Stimmt, das musst du wirklich nicht machen“, sagt Leon plötzlich hinter mir und ich schreie erschrocken auf. „Miss Evans kann das bestimmt auch alleine.“
Joe sieht ihn an und sagt nichts. Sein Blick ist… leer, doch man kann deutlich erkennen, dass er etwas hinter dieser Leere verbirgt. Ohne ein Wort zu sagen, geht er an uns vorbei und Kyles Bruder schließt die Tür hinter ihm. Er packt mich an den Hüften, so schnell, dass ich seinen Bewegungen nicht folgen kann, und schmeißt mich über die Schulter.
„ Was soll das?!“, fahre ich ihn an als er mich auch schon auf das Bett wirft.
Er zieht seine Anzugjacke aus und krempelt die Ärmel seines Hemdes hoch, worauf ich erschrocken quieke.
„ Was hast du vor?“
„ Weißt du, was eine Gedankenmauer ist?“, fragt er mich ohne meine Frage zu beantworten.
„ Ja“, sage ich nach einigem Zögern. Ein kalter Schauer läuft meinen Rücken, hinunter als ich ihn so ansehe, wie er bedrohlich vor mir steht und auf mich hinunter sieht.
„ Du weißt es?“, sagt er verblüfft und seine Stimme wird lauter. „Du weißt es und benutzt sie nicht? Verdammt, wieso denn nicht?!“
„ Weil ich sie ständig vergesse!“, verteidige ich mich.
„ Weißt du wie nervig es ist, immer deine Gedanken zu hören?“, beginnt er und sieht mich wütend an. „Ständig denkst du über meinen Bruder nach, ständig machst du dir Gedanken, ob er dich liebt oder nicht. Was glaubst du, warum ich mich so betrunken habe im Flugzeug? Damit ich deine scheiß Gedanken nicht mehr hören muss! Du treibst mich damit in den Wahnsinn!! Deshalb sollten wir es jetzt üben.“
„ Üben?“, frage ich ihn überrascht.
Hat er mir denn nicht zugehört? Ich weiß doch, wie ich die Gedankenmauer aufbaue, ich vergesse es nur immer. Ich bin es nicht gewöhnt, dass ich meinen Geist nun vor anderen verschließen muss.
In einem Moment höre ich Leon wild knurren, im nächsten hockt er über mir, die Hände an meinem Hals. Er packt so fest zu, dass es schmerzt. Doch der Schmerz ist noch nicht so stark, dass Kyle es durch unsere Verbindung spüren könnte.
„ Weißt du, warum ich dir in Amalias Palast geholfen habe?“, haucht er an meinem Ohr und ich rieche den verbrannten Geruch der Wut, der mich erstickt, mich überschwemmt.
Ich höre auf zu atmen um es nicht riechen zu müssen.
Als ich mit brennenden Augen meinen Kopf schüttle, fährt er fort: „Ich kann es nicht zulassen, dass du deine Zeit im Hause des Herrn verbringst und zu Tode gefoltert wirst. Denn du bist das, was Kyle will. Ich kenne ihn, ich weiß, dass er dich begehrt, dich liebt. Doch ich werde dich ihm wegnehmen. Denn einst hat mein Bruder mir alles weggenommen. Er hat mich von dem fortgerissen, was ich liebte. Und ich werde mich an ihm rächen. Seit zwei Jahrhunderten will ich ihm den Schmerz, den er mir bereitet hat, zurückzahlen.
Als ihr euch kennen gelernt habt, war mein Plan perfekt. Ich kann dich nicht töten, denn ich will meinen Bruder nicht töten. Aber ich kann dich solange von ihm fernhalten, bis er wahnsinnig wird vor Sorge, Wut und Eifersucht. Er wird den Rest seines Lebens damit verbringen dich zurückzuholen, doch er wird nie gewinnen.
Er wird es solange tun bis ihn der Schmerz blind macht und er sich den Tod wünscht. Und erst wenn er sich selbst umbringt, erst wenn er wahnsinnig und verrückt ist, erst dann wirst du frei von mir sein. Und versuche es erst gar nicht, in die Arme des Todes zu flüchten. Denn ich werde es verhindern, ich werde dein Leben zur Hölle machen.“
Panik durchflutet mich. Wellen der Angst überschwemmen mich und nehmen mir die Sicht. Kyle, ich muss zu Kyle! Zu irgendjemandem! Ich muss ihm alles
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