Verführung der Nacht (German Edition)

und wie die Augen der Stewardess bei jedem Mal größer werden.

    Als wir landen, müsste Kyles Bruder schon längst an einer Alkoholvergiftung leiden, wenn er ein Mensch wäre. Doch alles, was passiert ist, ist, dass sich seine Gesichtszüge etwas entspannt haben. Als wir das Flugzeug verlassen, schaut die junge Frau nur geschockt während Leon höflich lächelnd an ihr vorbeigeht. Ich sehe wie sie drei Tasten auf einem Telefon drückt und ich vermute, dass sie den Notruf wählt.
    Als auch Kyle es bemerkt, treibt er uns zur Eile an und beschimpft seinen Bruder in Gedanken.
    Gepäck haben wir keines (meine Sachen sind ja alle in Florida), also flitzen wir direkt zum Ausgang, wo zwei Personen auf uns warten. Ich schreie entzückt auf als ich sie erblicke, denn gerade die Beiden hätte ich am wenigsten erwartet. Mein Herz schlägt schneller vor Freude und es fühlt sich gut an, endlich wieder mal ein bekanntes Gesicht zu erblicken.

    „ Dana!“, rufe ich aufgeregt und stürme auf sie zu, bevor die zwei Männer mich aufhalten können. Die mollige Frau umarmt mich freudig und lacht als ich sie fast von ihren Füßen werfe. Ich sehe aus den Augenwinkeln wie Joe neben uns schmunzelt und mich im Geiste begrüßt.

    „ Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich nach deiner Schokoladenspezialität gesehnt habe“, sage ich als Dana mich loslässt.

    Sie lächelt mich mit geröteten Wangen an und umarmt dann Kyle, als er mit seinem Bruder bei uns ankommt. Er sieht zuerst etwas erschrocken aus, erwidert jedoch dann die herzliche Geste. Die Begrüßung bei Leon beschränkt sich auf einen höflichen Knicks.

    „ Der Wagen steht draußen bereit“, sagt Joe und führt uns zum Parkplatz, wo ein weißer Audi Q7 steht.

    Während Leon sich nach vorne setzt, quetschen Dana, Kyle und ich uns auf die Rückbank, mit mir in der Mitte. Wir fahren eine halbe Stunde bis zur Küste und weitere 20 Minuten bis zu Leons Heim. Als ich das Haus, nein, eher die Villa, sehe, verschlägt es mir (wieder mal) den Atem.

    Es ist ein großes grünes Gebäude, bestehend aus zwei Stockwerken mit vielen Fenstern, vor denen sich Fensterläden aus Holz in einem dunkleren Grün befinden. Weiße Linien unter dem Dach und um die Fenster und Türen passen wunderschön zu dem weißen Balkon und der weißen Terrasse, die einen ausladenden Blick auf das Meer bieten. Ein großer blühender Garten schmiegt sich um das Gebäude und eine breite Treppe auf der anderen Seite führt ins Wasser.

    Kyle steigt aus und hilft mir mit seinem hinreißenden Lächeln aus dem Wagen.

    Vorsichtig, deine Augen fallen gleich raus , sagt er und lacht.

    Denn ich kann meinen Blick nicht von diesem großen Gebäude lösen. Es sieht aus wie eine romantische, italienische Märchenvilla. Es ist nicht kitschig, auf keinen Fall, aber es sieht aus wie mein Traumhaus. Wie benommen laufe ich hinter den anderen her.

    Eure Eltern müssen wirklich reich gewesen sein um sich so etwas zu leisten , murmle ich und mein Retter nickt.

    Du hast ja keine Ahnung wie sehr , haucht er.

    Die Mauer, die seine Gedanken abschirmt wird dicker, fester. Er dreht sein Gesicht von mir weg und ich spüre, dass er etwas vor mir verbirgt. Doch ich bin viel zu müde um ihn mit Fragen zu belästigen. Denn ich habe die paar Stunden, in denen ich eigentlich schlafen wollte, mit Kyle verbracht.

    „ Benvenuto indietro ”, begrüßt uns der Butler mit einer leichten Kopfneigung und öffnet die Türen der Villa.

    Er ist ein Mensch und ich sehe in seinem Gesicht, dass er über uns Vampire Bescheid weiß, doch er hat keine Angst. Er ist wie Dana.

    Ich stehe kaum zwei Schritte von der Tür in der Eingangshalle entfernt, als alle in verschiedene Richtungen laufen. Dana stürmt nach rechts in die Küche, wo sie uns einen beruhigenden Tee zubereiten will. Leon telefoniert wieder auf Italienisch und wird dabei immer lauter und aggressiver. Ich vermute er streitet sich gerade. Joe läuft mit einer mir sehr bekannten braunen Ledertasche die Treppen hoch in die erste Etage.

    „ Ich bringe sie in dein Gästezimmer“, sagt er im Vorbeigehen.

    „ Was soll ich damit?“, rufe ich ihm hinterher, doch er antwortet nicht.

    Willst du denn deine Sachen nicht haben, Hübsche? , fragt Kyle.

    Er steht neben mir, die Hände in den Taschen seiner Jeans und sieht mich neugierig an.
    Meine Sachen?
    Kleidung, Schuhe, Kosmetikartikel… Joe hat mir den Gefallen getan und ein paar persönliche Dinge von dir eingepackt, bevor er und Dana