Verführung der Unschuld 2
Versteckspiel.«
Federico starrte eine Weile auf das Bild und steckte es schließlich kommentarlos in die Innentasche seines Jackets.
»Also, Herztöne, Ultraschall – alles vom Feinsten. Sie sollten sich keine Sorgen machen, Signora Moreno. Ihr Baby gedeiht prächtig und entwickelt sich völlig normal. Wahrscheinlich werden Sie im Moment von einer Art Babyblues heimgesucht, ein wenig Panik vor der Entbindung. Das ist völlig normal bei Erstgebährenden.«
Als sie die Praxis verließen, fühlte Mariella sich erleichtert. Zwar war es ihr nicht gelungen, etwas für ihre und Giulias Rettung einzufädeln. Aber wenigstens hatte der Arzt nichts gesagt, was Federico ihr kleines Geheimnis verraten hätte, von dem sie ohnehin noch nicht wusste, wie sie dies am Tag X erklären sollte, wenn das Kind das Licht der Welt erblickte …
Auf der Rückfahrt war Federico wiederum sehr schweigsam, was Mariella nur recht war. Beim Aussteigen war er ihr nicht behilflich und wartete auch nicht ab, ob sie ihm die Treppe hinauf folgte.
Mariella ließ sich Zeit. Sie hatte es nicht eilig damit, wieder im ersten Stock gefangen zu sein. Sie beschloss stattdessen das Wohnzimmer aufzusuchen, läutete und bat, als Antonella kam, ihr eine Eisschokolade zu bringen.
Kurze Zeit später, sie hatte es sich gerade so richtig auf dem Sofa bequem gemacht und die Augen geschlossen, kam jemand herein. »Bitte stell die Schoki einfach auf den Tisch«, sagte sie in der Annahme, es wäre Antonella.
»Ich glaube, du hast den Verstand verloren!«
Erschrocken riss Mariella die Augen auf. Mit Federico hatte sie in diesem Moment nicht gerechnet. Mit bedrohlich finsterer Miene stand er neben ihr am Sofa. Jedoch weckte diese Haltung im Augenblick eher ihren Zorn, als ihr Angst einzujagen. Konnte er sie nicht einfach dem Kind zuliebe in Ruhe lassen?
»Nun mach mal nicht so einen Aufstand, ob ich mich hier unten aufhalte oder oben. Du hast mir eindringlich genug gedroht, was passiert, wenn jemand erfährt, was hier los ist! Also lass mich in Ruhe.«
»Darum geht es hier nicht!«, fauchte er barsch. »Was fällt dir ein, mich derartig zu hintergehen?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst!« Ihr schlechtes Gewissen allerdings schon. Meinte er ihre Liaison mit Giovanni?
Wortlos legte Federico das Ultraschallbild auf ihren gewölbten Bauch. Mariella brauchte es nicht anzuschauen. Sie ahnte bereits, worauf er hinaus wollte und Übelkeit stieg die Speiseröhre empor.
»Ich habe nochmal bei deinem Arzt angerufen. Ich wollte sicher gehen, dass ich nichts übersehe.« Seine Stimme nahm einen beißenden Tonfall an. »Ein Junge? Du sagst mir ohne mit der Wimper zu zucken, mit einer geradezu bodenlosen Frechheit ins Gesicht, dass du mir einen Jungen gebären wirst?« Er schnaubte ungehalten. »Lass mich raten, auf dem ersten Ultraschallbild, das du mir untergejubelt hast, ist gar nicht unser Kind zu sehen, sondern – Giulias?« Er gab ein kurzes böses Lachen von sich. »Dein Glück, dass ich einen Schritt weitergedacht und vorgesorgt habe. So werden wir wenigstens einen Sohn haben.« Er beugte sich über sie und sie spürte seinen warmen Atem auf der Haut, als er weiter sprach. »Ich hätte große Lust, dich zu erwürgen. Und glaube mir, es würde mir nicht das Geringste ausmachen. Dein Glück, dass du tatsächlich schwanger bist und nicht auch noch das versucht hast vorzutäuschen.«
Was für eine bescheuerte Idee. Wie hätte sie ihm denn einen dicker werdenden Bauch vortäuschen sollen?
»In jeder Generation vor uns gab es wenigstens einmal Zwillinge. Wir haben fruchtbare Vorfahren.«
Es lief ihr eiskalt den Rücken herunter, als er laut lachte, als hätte er einen tollen Witz erzählt. Wieso war ihr nicht schon früher aufgefallen, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun hatte?
»Nun, ein gemischtes Zwillingspärchen wird den Patrone auch erfreuen, womit ich im Gegensatz zu meinem Bruder die Familientradition fortsetze. Der Arme, so früh schon ein Witwer.«
Sein Lachen erstarb genauso abrupt wie es begonnen hatte.
»Du –«, sagte er, und tippte mit dem Zeigefinger auf das Ultraschallbild, als wolle er es auf ihrem Bauch festnageln, »Du wirst ab sofort auf deinem Zimmer bleiben und dich in Nichts mehr einmischen. Sonst …«
Seine Stimme bebte vor Zorn und sie sah ihm an, dass er sich nur mit Mühe kontrollierte. Mit einer zur Maske gefrorenen Miene richtete er sich auf, und sie hielt innerlich zitternd seinem Blick stand. Endlich wandte er sich
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