Verführung der Unschuld 2
kommen. Und wenn schon, wichtig war doch nur, Mariella glaubte ihr für diesen Augenblick, und sie fand, sie hatte ihre Sache gar nicht so schlecht gemacht.
»Und weiter, was ist dann passiert?«
Giulia lächelte. »Ich hab ihn ein wenig zappeln lassen, weil er mich gleich für den nächsten Tag einladen wollte. Aber du weißt ja, einem Moreno kann man nicht lange widerstehen. Die können ziemlich überzeugend sein.«
»Allerdings«, lachte Mariella. »Und, wie lebt es sich so im Haus von Ilaria? Ist es nicht öde, mit einer alten Frau zusammen unter einem Dach zu leben? Meistens sind die doch schrecklich neugierig und erteilen ständig gute Ratschläge.«
Giulia atmete auf. Mehr wollte Mariella nicht über sie und Lorenzo erfahren? Vermutlich war es ratsam, dann auch bei ihr nicht weiter zu bohren, obwohl Giulia schon gerne mehr darüber erfahren hätte, warum die beiden so schnell und vor allem nicht im Kreis der Familie geheiratet hatten. Warum sie Ilaria eine alte Frau nannte, war ihr unverständlich. Die Tante sah gut aus, war fit und eloquent, alles andere als alt. Überhaupt – alt war für Giulia jemand der achtzig plus war, und die Tante war gerade mal Mitte fünfzig. Konnte es sein, dass Mariella generell keinen Respekt für andere empfand?
»Nein, Tante Ilaria ist sehr zurückhaltend, sie nervt überhaupt nicht.«
»Hättet ihr nicht lieber ein eigenes Zuhause?«, fuhr Mariella fort.
»Schon, träumt nicht jeder von einem Haus nach eigenen Vorstellungen? Aber wir wollen in Ruhe suchen oder selber bauen, und zum Planen hat bisher einfach die Zeit gefehlt.«
Mariella schmunzelte. »Ich hab schon gehört, dass ihr beiden ziemlich schnell heiraten musstet. Du bist ganz schön raffiniert und hast dir Lorenzo gesichert, indem du es darauf angelegt hast, schwanger zu werden. So war es doch, oder?«
Für einen Moment war Giulia sprachlos. War dieser Gedanke auf Federicos Mist gewachsen oder auf Mariellas? Immerhin schien dies die Bestätigung dafür zu sein, dass Mariella tatsächlich über die erotischen Spiele zwischen Giulia und den
Gemelli
ahnungslos war. Das würde hoffentlich auch so bleiben.
»Nein, so war das nicht«, gab sie entrüstet zurück. »Du wirst es nicht glauben, aber mir ist etwas total Blödes passiert. Da meint man ja immer, so was kommt nur in Spielfilmen vor. Aber – mir war mal einen Abend so schlecht, dass ich mich übergeben habe. Und da muss es wohl passiert sein, dass ich die Pille mit ausgekotzt habe.«
»Hmm. Und, was hat Lorenzo dazu gesagt, dass du plötzlich schwanger warst?«
Daran erinnerte sich Giulia nur allzu gerne. Eigentlich hatte sie davonlaufen wollen, ohne den Morenos überhaupt von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. Vollkommen kopflos, ohne konkretes Ziel. Am liebsten wollte sie sterben. Denn mit einem unehelichen Kind durfte sie ihren Eltern nicht unter die Augen treten. Sie hatte ihnen durch eine abgebrochene Lehre schon genügend Kummer bereitet. Die Situation erschien ihr damals aussichtslos, denn Federico hatte ihr beizeiten klar gemacht, dass sie das Haus verlassen müsse, falls sie schwanger würde. Noch heute war sie Antonella dafür dankbar, dass diese sie aufgehalten und zur Patrona gebracht hatte. Diese hatte entschieden, dass Giulia erstmal bei Ilaria, ihrer Schwester, am besten aufgehoben wäre und hatte anschließend ein ernstes Wort mit ihren Söhnen geredet. Während Federico völlig ausgeflippt war, wie ihr später erzählt wurde, war Lorenzo sofort zu Giulia gefahren und hatte ihr im Rosengarten einen sehr romantischen Heiratsantrag gemacht.
»Lorenzo liebt Kinder, und er liebt mich. Er hat sich sofort gefreut und Pläne gemacht. Und wie sieht es bei euch aus? Wollt ihr noch warten?«
»Nein, wir wollen so schnell wie möglich eine Familie gründen.«
»Und später? Willst du in deinen Beruf als Ärztin zurückkehren?«
Mariella zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Eigentlich habe ich keine Lust, zehn, zwölf Stunden am Stück zu arbeiten, wenn es nicht unbedingt sein muss. Wir beide haben doch Glück«, schmunzelte sie. »Unsere Männer bringen genügend Geld nach Hause, um bequem davon zu leben. Und dabei sehen sie noch attraktiv aus – und sind gute Liebhaber. Das einzige, was wir beide tun müssen: uns nicht langweilen, Kinder kriegen und für unsere Männer sexy bleiben.«
Irgendwie klang das komisch, ein wenig altmodisch und völlig unbefriedigend. Eigentlich wirkte Mariella warmherzig und unkompliziert, weswegen
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