Verführung der Unschuld 2
wieder auf sich. Die spannende Frage war, wer von beiden hatte wen um den Finger gewickelt?
Mariella lächelte. »Ich war für ein paar Tage in Rom. Sightseeing, Shoppen, Tapetenwechsel.«
»Allein?«
»Ähm, ja. Das heißt nein, eigentlich mit einer Freundin, aber unsere Interessen stimmten nicht ganz überein.«
Der bestellte Eiskaffee wurde gebracht und wieder schaute Mariella dem Mann hinterher.
»Okay. Und dann?«
»Na ja, wir haben das ganz locker gesehen. Zum Teil haben meine Freundin und ich etwas zusammen unternommen, zum Teil auch nicht.«
Das war der weniger interessante Teil der Geschichte. Viel lieber würde sie etwas darüber hören, wie und wann sie sich in Federico verliebt hatte.
»Nun, jedenfalls habe ich mir an jenem Tag einige Sehenswürdigkeiten angeschaut und bin an der Fontana di Trevi gelandet. Und plötzlich stand er da, Federico, direkt neben mir, gerade als ich nach einer Münze in meinem Geldbeutel suchte, um sie hinein zu werfen. Du weißt ja sicher, das soll Glück bringen.« Mariella zuckte mit den Schultern. »Das mag albern sein, aber irgendwie ist es auch nett. Und wenn du sowieso gerade dort bist, dann machst du das halt auch, wie Hunderte andere Touristen vor dir.« Verträumt nippte sie an ihrem Eiskaffee.
»Okay, und weiter?«, drängelte Giulia.
»Plötzlich hielt er mir eine Münze hin und sagte: Darf ich Ihnen aushelfen? Diese hier bringt Ihnen bestimmt Glück.«
Giulia stockte der Atem. Wie romantisch.
»Und, du hast sie doch genommen, oder?«
»Als ich in seine Augen sah, war ich wie hypnotisiert. Wie ein Trottel habe ich ein Danke gestottert, während er mich angeschaut hat, eine andere Münze küsste und diese dann ganz souverän in hohem Bogen hineinwarf. Und meine ist mir mehr oder weniger einfach aus der Hand gerutscht. Wenigstens ist sie im Wasser gelandet«, lachte Mariella.
Giulia fiel in das erfrischende Lachen ein.
»Nun ja, und danach hat er mich auf einen Kaffee eingeladen, wir haben einen fantastischen Nachmittag zusammen verbracht, und – nun sitze hier mit dir und trinke schon wieder Kaffee.«
»Tolle Geschichte«, stellte Giulia fest. Davon hätte sie gerne noch mehr gehört.
»Und nun du – wo bist du Lorenzo das erste Mal begegnet?«
»Oh, ich dachte, du erzählst noch ein bisschen mehr.«
»Später vielleicht. Jetzt du.«
Giulia schluckte. Das hatte sie bei all ihrer Neugierde nicht bedacht, dass Mariella umgekehrt auch würde wissen wollen, wie die Romanze zwischen Lorenzo und ihr begonnen hatte. Jetzt nur nichts Unbedachtes sagen! Kalter Schweiß sammelte sich in ihrem Rücken.
»Also, das war völlig unromantisch. Zu ihrem 29ten haben die beiden eine große Party im Garten veranstaltet. Etwas ähnlich Aufwändiges habe ich noch nie gesehen, nicht einmal, wenn jemand einen runden Geburtstag feiert! Ich hab dir ja erzählt, dass Onkel Bruno einen Cateringservice hat, und, nun ja, er hat nicht nur für Getränke und kulinarische Köstlichkeiten gesorgt, sondern auch das Personal für den Abend gestellt.«
»Du hast also bedient?«
Giulia nickte. »Du glaubst gar nicht, wie weh meine Füße mir danach getan haben. Ich war das ja schließlich nicht gewöhnt, permanent hin- und herzulaufen, und das bis spät in die Nacht.«
»Und, wann hat Lorenzo dich angesprochen?« Mariellas Blick auszuweichen, war schwer.
Du meine Güte
, sie und Federico würden in Zukunft einige Gefechte austragen, wenn sie alleine mit ihrer Mimik und Gestik soviel Selbstbewusstsein und Dominanz ausstrahlte.
»Na, bald. Als er sich etwas zu trinken bei mir bestellte.«
Mariella verdrehte die Augen. »Du weißt ganz genau, was ich meine, du Schaf.«
Nur wollte Giulia darüber nicht reden. Wie konnte sie ausweichen?
»Komm schon, stell dich nicht so an!«
»Es war nicht so romantisch wie bei euch. Ich … habe leere Gläser eingesammelt …« Herrje, ein Geisterblitz! Sie war gerettet. »… und beim Wegtragen ist mir ein Longdrinklöffel vom Tablett gerutscht und ins Gras gefallen, direkt vor Lorenzos Füße. Mann, war mir das peinlich! Mit dem Tablett in der Hand konnte ich mich ja schlecht danach bücken, und abstellen konnte ich das Ding auch nirgends. Da hat er sich gebückt und mir den Löffel aufs Tablett gelegt.« Etwas leiser fügte sie hinzu: »Und als ich in seine Augen sah, war es um mich geschehen.«
Giulias Herz klopfte zum Zerspringen. In der Regel war sie eine miserable Lügnerin und hoffentlich würde nicht irgendwann die Wahrheit ans Licht
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