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Verführung Der Unschuld

Verführung Der Unschuld

Titel: Verführung Der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Grünberg
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dem Badewannenrand stand. Von der Figur des Mannes war ein Bein abgebrochen, von
der Frau der Kopf.
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Giulia wahrheitsgemäß. Sie befürchtete Schreckliches und
fühlte sich, als hätte Antonella sie unter eine kalte Dusche gestellt. »Als ich heute Morgen
geputzt habe, war sie noch ganz.«
»Das musst du doch gemerkt haben, dass sie heruntergefallen ist! Sie lag in der
Badewanne!« Antonella war sichtlich wütend, und Giulia hätte sich nicht gewundert, wenn
sie zu einer Ohrfeige ausgeholt hätte. »Hast du eigentlich irgendeine Ahnung, wie wertvoll
die ist? Was ist los mit dir? Wieso bist du neuerdings ungeschickt?«
»Aber – ich habe die Figürchen nicht kaputt gemacht! Ehrlich!«, beteuerte Giulia
nachdrücklich.
»Lüg nicht! Das wird noch Folgen haben! Signor Federico wird wohl kaum darüber erfreut
sein, dass du schon wieder etwas angestellt hast!« Ohne Giulias Antwort abzuwarten drehte
sie sich um und ging mit schnellen Schritten den Flur entlang.
»Aber – ich bin unschuldig! Ich habe die Figur heute früh nach dem Putzen wieder
ordentlich hingestellt!« Giulia rief ihr vergeblich hinterher. Antonella reagierte nicht.
Mutlos setzte Giulia sich auf den Stuhl und grübelte, wie der Morgen verlaufen war. Aber
wie sehr sie auch nachdachte, sie war sich hundertprozentig sicher, dass das Pärchen aus
kunstvoll glasiertem Porzellan beim Verlassen des Bades unbeschädigt an seinem Platz
gestanden hatte. Es war ihr schleierhaft, was in diesem Haus vor sich ging. Wollte ihr etwa
jemand schaden?
Der Gedanke schoss wie ein stechender Blitz in ihren Kopf. Seit dem letzten Vorfall verhielt
sich Antonella ihr gegenüber wieder weniger freundlich – oder bildete sie sich das nur ein?
War es denkbar, dass sie von Antonella und Giovanni erneut als Eindringling in ihr Reich
betrachtet wurde, und die beiden ihr etwas in die Schuhe schoben, um sie loszuwerden?
Die Tür des gegenüberliegenden Zimmers wurde geöffnet. Vera zog energisch den
Staubsauger hinter sich her und lief mit dem langen Kabel in der Hand ein Stück den Gang
hinunter bis zur nächsten Steckdose. Als sie zurückkehrte, schaute sie Giulia fragend an:
»Was machst du denn für ein Gesicht? Ist irgendwas?«
Giulia hatte sich mittlerweile eine Ausrede zurechtgelegt. Sie wusste, dass sie ihren Frust
nicht verbergen konnte. »Mm, findest du es etwa lustig, dreckige Rahmen abzuwischen? Ich
finde diese Arbeit total ätzend. Die sind teilweise recht locker aufgehängt, dass ich echt Angst
habe, sie fallen mir dabei herunter!«, versuchte sie ihre mürrische Miene zu erklären.
Glücklicherweise war Vera selten gesprächig. Sie zuckte mit den Schultern und begann den
Teppich zu saugen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
Giulia stand seufzend auf, nahm den Stuhl, stellte ihn unter den nächsten Bilderrahmen und
fuhr ebenfalls mit ihrer Arbeit fort. Aber ihre Gedanken waren woanders. Signor Federico
würde wütend sein, soviel war sicher. Was würde passieren, wenn er nicht ihr glaubte,
sondern Antonella? Giulia konnte nichts beweisen, aber sie musste trotzdem überzeugend
auftreten, nicht ängstlich, um ihn davon zu überzeugen, dass sie unschuldig war.
Während ihre Hand automatisch über den Rahmen hin- und herwischte, legte sie sich Sätze
zurecht, verwarf sie wieder, überlegte sich neue, wiederholte sie mit tonlos bewegten Lippen,
um sie sich einzuprägen. Sie zuckte zusammen, als plötzlich die Stimme der Mamsell in ihr
Bewusstsein vordrang.
»Giulia!«
Fast wäre sie vor Schreck vom Stuhl gefallen. Im letzten Moment stützte sie sich mit einer
Hand an der Wand ab, dann sah sie auf die Mamsell herab.
»Was hast du diesmal angestellt?«
Giulia sprang vom Stuhl herunter. Stotternd bemühte sie sich, Concetta von ihrer Unschuld
zu überzeugen. Aber die Worte, die sie für ihre Verteidigung eingeübt hatte, waren in ihrem
Gedächtnis plötzlich unauffindbar.
Die Mamsell war sich nicht im Klaren, was sie von alledem halten sollte. Giulias
Gestammel klang alles andere als überzeugend, doch ihre Miene wirkte sehr verstört. Sie war
daher geneigt, Giulia zu glauben, solange nichts Gegenteiliges bewiesen war.
»Hoffen wir, dass Signor Federico dir deine Geschichte abkauft!«, meinte sie, als Giulia mit
ihrer Verteidigung fertig war.
Die nächsten Stunden vergingen wie in Zeitlupe. Es war nicht bekannt, wann die Signori
nach Hause kommen würden. Beim gemeinsamen Abendessen der Dienstboten in der Küche
kaute Giulia lustlos

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