Verfuehrung im Harem
Möglichkeiten.“
„Ich kann dir nur zustimmen. Eine gute Erziehung und Ausbildung sind unbedingt erforderlich.“
„Es muss doch aber möglich sein, dass die Kinder in der Nähe des Elternhauses weiterführende Schulen besuchen, um die Hochschulreife zu erlangen. Man braucht dazu nur Geld, gut ausgebildete Lehrer und Menschen, die sich für eine Sache einsetzen“, erklärte Jessica.
Sie hat recht, aber mein Problem ist, ich trete nicht mehr so leidenschaftlich und begeistert für meine Überzeugungen ein wie früher, überlegte er. „Du bist offenbar dazu bereit, dich für andere einzusetzen. Wenn du auf die Annullierung der Ehe verzichtest und hierbleibst, kannst du dich um dieses spezielle Problem kümmern.“
„Ich kann nicht hierbleiben.“ Sie sah ihn bekümmert an. „Aber du hast das Geld und bist in der Lage, die Situation rasch zu ändern, wenn du es wirklich willst.“
„So einfach, wie du es darstellst, ist es nicht.“
„Nein, wahrscheinlich nicht.“
Da der Pfad schmaler wurde, mussten sie hintereinander reiten, was er als Erleichterung empfand. Jessica konnte ziemlich kompromisslos und zielstrebig sein, wenn sie sich für eine Sache einsetzte. Ihr leidenschaftliches Engagement beschämte ihn. Obwohl sie schon als Kind die Mutter verloren hatte und als Waise aufgewachsen war, glaubte sie immer noch daran, die Welt verbessern zu können. Er hin gegen war im Luxus aufgewachsen und hatte immer gewusst, dass er eines Tages Verantwortung für sein Land übernehmen musste. Dann hatte das Schicksal zugeschlagen, und seit Antonias Tod war er abgestumpft. Ihm fehlte die Begeisterung für seine Aufgaben und seine Arbeit.
Jessica wäre eine Bereicherung für den Mann, der es schaffte, die Schutzmauern zu durchbrechen, die sie um sich her errichtet hatte. Sie hatte einen Mann verdient, der ihrer wert war, denn alles, was sie tat, tat sie von Herzen. Sein Herz war jedoch erkaltet. Er spürte es kaum noch.
8. KAPITEL
Mit einer Tasse Kaffee in der Hand lehnte Jessica sich an die Balkonbrüstung. Das seidene Nachthemd und das dazu passende Negligé fühlten sich herrlich weich auf ihrer Haut an. Was für ein Unterschied zu dem, was ich in den Bergen nachts getragen habe, dachte sie. Während sie hinausblickte auf das Meer, wurde ihr bewusst, was für grundverschiedene Lebensweisen es in diesem Land gab.
Mit einem Mal empfand sie eine seltsame Unruhe. Eigentlich hätte sie in dem breiten, bequemen Bett gut schlafen müssen, aber das Gegenteil war der Fall. Die beiden letzten Tage hatten sie und Kardahl gemeinsam verbracht, und er hatte sie in jeder Hinsicht besser kennengelernt als jemals ein Mann zuvor. Und zwei Nächte hatte sie neben ihm im Bett gelegen und seinen verführerischen Duft wahrgenommen, der ihr unter die Haut gegangen war. Deshalb war es kein Wunder, dass sie ihn vermisste. Sie hatte sich an seine Gegenwart gewöhnt, das war alles, wie sie sich einzureden versuchte.
Als sie ihn noch für oberflächlich und rücksichtslos gehalten hatte, war es ihr leichtgefallen, ihn abzulehnen. Erfahren zu müssen, dass er zu tieferen Gefühlen fähig war, war ein Schock gewesen.
Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch, und ihr Puls fing an zu jagen. Sie wusste, wer gekommen war, und drehte sich um.
„Kardahl“, wisperte sie.
„Guten Morgen“, begrüßte er sie, und sein Lächeln raubte ihr beinah den Atem. Nein, nicht nur sein Lächeln, sondern der ganze Mann. Zu den perfekt sitzenden Jeans trug er ein weißes Baumwollhemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt hatte. Er sah darin genauso umwerfend gut aus wie in den eleganten Anzügen, im Abendanzug und in der Reithose. Er schien gut geschlafen zu haben, denn er wirkte ausgeruht und erholt, wie sie ärgerlich feststellte.
Langsam ließ er den Blick über ihre schlanke Gestalt gleiten, von dem zerzausten Haar bis zu ihren Füßen mit den rot lackierten Zehennägeln. Da man von draußen nicht auf den Balkon blicken konnte, hatte sie nur das Negligé übergezogen, ehe sie hinausging. Als es in Kardahls Augen aufleuchtete, überlief es sie heiß.
Wir haben zu viel Zeit miteinander verbracht, sonst würde ich nicht so auf seine Nähe reagieren, überlegte sie. Das musste aufhören. Sie durften nicht mehr alles gemeinsam machen.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte er.
„Danke, sehr gut“, log sie. „Und du?“
„Ich habe dich vermisst.“
Das konnte sie nicht glauben. „Wir haben doch nur zwei Nächte das Bett
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