Verfuehrung im Harem
neben Jessica ins Bett legte. Als er sie versehentlich mit dem Arm berührte, spürte sie sekundenlang seine kalte Haut. Er duftete nach frischer Bergluft.
„Ich weiß, dass du noch nicht schläfst“, stellte er leicht belustigt fest.
„Woher?“
„Weil du vorhin die Augen geöffnet hattest. Außerdem spüre ich, wie angespannt du bist.“
„Du hast recht.“ Was hätte sie auch sonst sagen sollen? „Wie war das Bad im Fluss?“
„Nicht so warm wie deins.“
„Das tut mir leid.“
„Bestimmt nicht so sehr wie mir.“
Als sie darüber nachdachte, löste das einen Lachanfall bei ihr aus, und je mehr sie ihn zu unterdrücken versuchte, desto heftiger wurde er.
„Offenbar hältst du es für lustig“, stellte er fest. In seinem Ton schwang Belustigung mit, und schließlich musste auch er lachen.
„Nein, eigentlich nicht.“ Sie zögerte sekundenlang, ehe sie sich korrigierte: „Doch, ich finde es sehr komisch. Ich muss dir aber ein Kompliment machen: Du nimmst die Sache erstaunlich gelassen hin.“
„Jetzt siehst du selbst, dass Playboys gar nicht so schlimm sind, wie immer behauptet wird“, antwortete er.
„Dazu möchte ich lieber nichts sagen.“ Wenn ich nicht so viel Zeit mit ihm verbringen würde und er mir meinen Kindheitstraum nicht erfüllt hätte, wüsste ich wirklich nicht, was für ein netter, hilfsbereiter Mensch er ist, gestand sie sich ein. „Immer wieder stelle ich mir vor, wie anders mein Leben verlaufen wäre, wenn ich meine Tante und meinen Onkel früher kennengelernt hätte.“
Kardahl verschränkte die Hände im Nacken. „Leider hatten sie keine Ahnung, wo du warst, sonst hätten sie dich nach Bha’Khar geholt und dir das Zuhause gegeben, das du nicht hattest.“
Dessen war auch sie sich sicher. Sie war von den Menschen hier in den Bergen freundlich und herzlich aufgenommen worden. Eine sorgenfreie, unbeschwerte Kindheit ohne Ängste und ohne Unsicherheit war etwas, wonach sie sich gesehnt hatte, doch leider hatte sich dieser Wunsch nie erfüllt.
„Ja, bestimmt.“ Sie seufzte.
„Was beunruhigt dich?“, fragte er prompt.
„Nichts … oder nichts Bestimmtes.“
Sekundenlang schwieg er. Dann ertönte wieder seine tiefe, verführerische Stimme in der Dunkelheit. „Das Leben ist eine einzige Reise. Jeder Mensch hat seine Bestimmung, und es gibt viele Wege, sie zu finden.“
„Dann glaubst du an das Schicksal, oder?“
„Ich glaube, dass es immer Mittel und Wege findet. Wenn es nicht so wäre, wäre der Brief deiner Mutter für immer in den Akten des Jugendamts unentdeckt geblieben.“
„Glücklicherweise ist es anders gekommen.“
„Ja. Und das Auffinden dieses Briefes hat alles Mögliche in Gang gesetzt, was vor langer Zeit so bestimmt worden war.“
„Und hat auch dazu geführt, dass wir jetzt verheiratet sind.“
„Richtig. Du lebst momentan so, wie deine Familie es wollte.“
„Das sehe ich auch so. Ich kann es kaum erwarten, auch meine anderen Verwandten kennenzulernen.“
„Geduld, mein Liebling.“
Er hat gut reden, denn er hat von Anfang an im Kreis seiner Familie gelebt, dachte sie. Seine Angehörigen nicht zu kennen und nicht zu wissen, wer sie waren, wo und wie sie lebten, war eine Erfahrung, auf die sie lieber verzichtet hätte. Jetzt konnte sie es kaum erwarten, die andere Schwester ihrer Mutter und ihre Großeltern zu treffen. Anschließend würde sie die Ehe annullieren lassen und nach Hause zurückfliegen, denn jede Minute, die sie mit Kardahl verbrachte, machte sie unruhiger und gereizter.
Sie hatte ihn so nah an sich herangelassen wie keinen anderen Mann zuvor. Ihr Widerstand erlosch zusehends, und nur ihr Zögern hatte verhindert, dass Kardahl sich zurückgehalten hatte.
In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich nicht vorstellen können, einmal mit einem international bekannten Playboy verheiratet zu sein. Als sie erfahren hatte, dass sie ihre Unterschrift unter ein Dokument gesetzt hatte, das sie an diesen Mann band, hatte sie geglaubt, ihre Vorurteile ihm gegenüber und die Verachtung, die sie aufgrund seines schlechten Rufs für ihn empfand, böten ihr Schutz. Sie hat te nicht damit gerechnet, sich zu diesem attraktiven Mann so sehr hingezogen zu fühlen. Ihre Gefühle für ihn wurden jeden Tag stärker. Je besser sie ihn kennenlernte, desto größer wurde die Versuchung, sich ihm hinzugeben. Jetzt war sie gefährlich nahe daran, jede Vorsicht in den Wind zu schlagen.
Da sie erlebt hatte, wie ihre Mutter von den Männern
Weitere Kostenlose Bücher