Verfuehrung im Mondlicht
umarmen?«
»Das reicht.« Concordia tastete sich im Mondlicht zu ihrem Bett. »Ich erkläre diese lächerliche Unterhaltung für beendet. Ich weigere mich ausdrücklich, weiter über das Thema zu diskutieren, ob ich Mr. Wells küssen würde. Gute Nacht, meine Damen.«
»Gute Nacht, Miss Glade«, flüsterte Hannah.
»Gute Nacht, Miss Glade.« Phoebe kuschelte sich in die Kissen.
Concordia zog die Überdecke zurück und glitt unter die Bettdecke.
Sie hörte an den Atemzügen der Mädchen, dass sie beinahe augenblicklich eingeschlafen waren. Sie beneidete sie.
Wie sie es sich schon vor langer Zeit beigebracht hatte, löste sie ihre Gedanken von der Vergangenheit und konzentrierte sich auf die Zukunft. Ihre Lebensumstände hatten sich heute Nacht vollkommen verändert. Es war wahrhaftig nicht das erste Mal, dass ihr so etwas widerfuhr. Sie brauchte einen neuen Plan. Solange sie einen Plan hatte, konnte sie weitermachen.
Aber wie sollte sie Ambrose Wells in ihren neuen Plan eingliedern? Sein Wissen über den geheimnisvollen Alexander Larkin konnte sich als sehr wertvoll erweisen. Und es war offenkundig, dass er seine eigenen Ziele in dieser Angelegenheit verfolgte. Aber was tat ein privater Ermittler genau? Wer hatte ihn engagiert? Konnte sie ihm weiterhin die Sicherheit ihrer Mädchen anvertrauen? Und wenn ja, für wie lange?
Der leise, heisere Schrei von der anderen Seite des Zimmers riss sie aus ihrer Träumerei im Mondlicht.
Hannah fuhr mit einem Ruck hoch und rang nach Luft. »Nein, nein, bitte, schließt die Tür nicht, bitte!«
Phoebe regte sich verschlafen. »Miss Glade?«
»Schon gut, Phoebe, ich bin ja da.« Concordia war bereits aus dem Bett gestiegen.
Sie tappte rasch zu Hannahs Bett, setzte sich auf den Rand und schloss das Mädchen in die Arme, das von seinem Albtraum gerüttelt wurde.
»Beruhige dich, Hannah.«
»Es ist so dunkel,« flüsterte Hannah mit der orientierungslosen Stimme eines Menschen, der zwischen Traum und dem Wachsein gefangen ist. »Ich werde brav sein. Bitte, schließt die Tür nicht.«
»Hannah, hör mir zu.« Concordia strich dem zitternden Mädchen über die Schultern. »Du bist nicht an diesem finsteren Ort. Sieh nur, du kannst den Mond sehen. Es ist ganz hell. Soll ich das Fenster öffnen?«
Hannah schüttelte sich. »Miss Glade?«
»Ich bin bei dir. Und Phoebe auch. Alles ist gut.«
»Es war wieder der Traum«, murmelte Hannah.
»Ja, ich weiß. Ich vermute, dass er von der ganzen Aufregung heute Nacht ausgelöst wurde. Aber jetzt bist du in Sicherheit.«
»Es tut mir Leid, Miss Glade.« Hannah tupfte sich die Augen mit einer Ecke ihrer Decke ab. »Ich wollte Euch und Phoebe nicht wecken.«
»Das verstehen wir. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
Sie sprach weiter leise beruhigend auf Hannah ein, bis das Mädchen wieder normal atmete.
Schließlich ließ Hannah sich auf das Kissen sinken. Concordia stand auf und ging zu ihrem Bett zurück.
»Miss Glade?«, flüsterte Hannah.
»Ja, Liebes?«
»Wenn wir nach London kommen, kann ich dann meiner Freundin Joan in der Winslow-Armenschule für Mädchen eine Nachricht senden? Sie hat auf keinen meiner Briefe geantwortet, die ich ihr von Aldwick Castle geschrieben habe.«
Concordia zögerte, als ihr einfiel, was Ambrose ihr über den mörderischen Alexander Larkin erzählt hatte.
»Es ist vielleicht nicht klug, mit jemandem Kontakt aufzunehmen, Hannah, jedenfalls eine Weile nicht«, erwiderte sie liebevoll. »Mach dir keine Sorgen, sobald wir in Sicherheit sind, kannst du Joan schreiben.«
Phoebe drehte sich auf ihrem Kissen herum. »Sind wir noch in großer Gefahr, Miss Glade?«
»Wir müssen noch eine Zeit lang vorsichtig sein.« Concordia wählte ihre Worte mit Bedacht. »Aber wir genießen jetzt die Hilfe von Mr. Wells, und er scheint sehr kompetent mit solchen Situationen umgehen zu können.«
»Was für eine Situation ist das denn, Miss Glade?« Phoebes neugierige Frage war zu erwarten gewesen.
Ich wünschte, das wüsste ich selbst, dachte Concordia. »Es ist ein wenig kompliziert, Phoebe. Aber wir werden es schaffen, keine Sorge. Und jetzt versucht ein bisschen zu schlafen.«
Concordia lag lange wach und lauschte den ruhigen Atemzügen der beiden Mädchen. Als sie sicher war, dass Hannah und Phoebe tief schliefen, schloss sie selbst die Augen.
... Und sah Rimpton auf Knien, wie er versuchte aufzustehen. Er hielt immer noch die Waffe in der Hand, und etwas mit seinem Hinterkopf war überhaupt
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