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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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seines Bewusstseins, der ausgebildet war, selbst das kleinste störende Geräusch wahrzunehmen, das die Harmonie der Nacht störte, versicherte ihm, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gab.
    Daraufhin sank er zufrieden an den ruhigen Ort in seinem Verstand zurück. Vor Tagesanbruch würde er keinen Schlaf finden, aber in seinem inneren Reich fand er so etwas ähnliches wie Erholung. Und dort konnte er auch Probleme erörtern und Möglichkeiten abwägen.
    Im Moment jedoch kam ihm nichts so dringlich und beunruhigend vor, wie Concordia Glades Worte von vorhin. Ich dachte, ich hätte Euch hier draußen gehört.
    Das war nicht möglich. Er wusste genau, dass er kein Geräusch gemacht hatte. Und ebenso sicher war er, dass er auch keinen Schatten unter den Türen hindurchgeworfen
    hatte, als er lautlos über den Flur geschlichen war. Er wusste sehr genau, wie man sich durch die Nacht bewegte. Dafür besaß er eine Gabe.
    Ich dachte, ich hätte Euch hier draußen gehört.
    Er gab sich der Erinnerung an eine andere Nacht hin ...
    Der Junge stand zitternd in dem tiefen Dunkel auf dem Treppenabsatz. Er lauschte den ärgerlichen, gedämpften Stimmen, die aus dem Arbeitszimmer drangen. Sein Vater stritt mit dem geheimnisvollen Besucher. Der Junge konnte zwar die meisten Worte nicht verstehen, doch die wachsende Wut der beiden Männer war unverkennbar. Sie wogte wie eine gefährliche, dunkle Welle durch das ganze Haus.
    Die Stimme seines Vaters klang beinah erstickt von Wut.
    »... Ihr habt sie kaltblütig ermordet, hab ich Recht? Ich kann es nicht beweisen, aber ich weiß, dass Ihr es getan habt!«
    »Sie war nicht von Bedeutung.« Der Fremde sprach leise und ärgerlich. »Sie war nur ein Zimmermädchen, das mehr in Erfahrung gebracht hat, als gut für sie war. Vergesst sie. Wir stehen kurz davor, ein Vermögen zu machen ...«
    »... ich will mit dieser Angelegenheit nichts mehr zu schaffen haben...«
    »Ihr könnt nicht so einfach aussteigen ...«
    »Genau das werde ich tun.«
    »Ihr überrascht mich, Colton«, sagte der Besucher. »Ihr wart Euer ganzes Leben lang ein gewiefter Schwindler und Betrüger. Ich hätte Euch für pragmatischer gehalten.«
    »Einen wohlhabenden Gentleman übers Ohr zu hauen, der es sich leisten kann, ein paar tausend Pfund zu verlieren, ist das eine. Mord ist etwas ganz anderes. Ihr wusstet genau, dass ich niemals dabei mitmachen würde.«
    »Aus diesem Grund habe ich es Euch natürlich auch nicht erzählt«, erwiderte der Fremde. »Ich hatte so ein Gefühl, dass Ihr Schwierigkeiten machen würdet.«
    »Glaubt Ihr wirklich, ich hätte nicht geahnt, was passiert ist ? Sie war nur eine unschuldige junge Frau.«
    »Ganz so unschuldig war sie nun auch wieder nicht.« Der Fremde lachte erbarmungslos. Das Lachen endete in einem bellenden Husten. »Seid versichert, dass mein Bett nicht das erste war, das sie gewärmt hat.«
    » Verschwindet hier und kommt niemals wieder. Habt Ihr verstanden?«
    »Ja, Colton, ich verstehe Euch sehr gut. Ich bedaure, Euch als Partner verloren zu haben. Aber ich respektiere Euren Wunsch und ich versichere Euch, dass Ihr mich nie mehr Wiedersehen werdet.«
    Plötzlich hallte eine kurze Explosion durch das Haus.
    Der Knall der Pistole lähmte den Jungen einige Sekunden lang. Er wusste, was passiert war, aber er brachte es nicht fertig, diese Wahrheit zu akzeptieren.
    Im Erdgeschoss wurde die Tür des Arbeitszimmers abrupt aufgerissen. Der Junge stand wie erstarrt im Schatten auf der Treppe und sah, wie der Fremde durch den Lichtkegel der Gaslampe schritt, die auf dem Schreibtisch im Zimmer hinter ihm brannte.
    Trotz seines Entsetzens registrierte der Junge automatisch die Einzelheiten der Erscheinung des Mörders. Er war blond, hatte einen Backenbart und trug einen teuren Mantel.
    Der Mann warf einen Blick zur Treppe.
    Der Junge war sicher, dass der Fremde die Treppe hinaufkommen und ihn ebenfalls töten würde. Er wusste es mit derselben Gewissheit, mit der er wusste, dass sein Vater tot war.
    Der Fremde setzte einen Fuß auf die unterste Stufe.
    »Ich weiß, dass du da oben bist, junger Mann. Bedauerlicherweise ist soeben ein tragischer Unfall geschehen. Dein Vater hat sich das Leben genommen. Komm herunter, dann kümmere ich mich um dich.«
    Der Junge hielt den Atem an und versuchte, mit den Schatten zu verschmelzen.
    Der Mörder kam langsam noch einige Stufen die Treppe hinauf, dann hielt er plötzlich inne.
    »Verdammt, die Haushälterin!«, knurrte er und hustete

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