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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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seid, die ich jemals getroffen habe.«
    Da Concordia nicht genau wusste, wie sie auf diese Bemerkung reagieren sollte, nickte sie einfach nur und ging zur Treppe. Ambrose hörte das leise Poltern, als der Saum ihres Kleides gegen die erste Stufe schlug.
    »Miss Glade, ich kann nicht umhin zu bemerken, dass Ihr ein bisschen klappert, wenn Ihr geht«, sagte er. »Es ist mir schon vorhin aufgefallen, als Eure Röcke gegen den Türrahmen schlugen. Ich muss zugeben, dass ich ein neugieriger Mensch bin. Handelt es sich vielleicht um eine neue Mode?«
    Concordia blieb in der Tür stehen und warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Wohl kaum, Sir. Ich wusste, dass wir Geld benötigen würden, um zu überleben, sobald wir von der Burg entkommen sind. Im Laufe der letzten Wochen habe ich mich einiger kleinerer Gegenstände aus Silber bemächtigt, die einen gewissen Wert zu besitzen schienen. Ich habe sie in meine Röcke eingenäht.«
    Ambrose senkte den Kopf. Er war wirklich beeindruckt. »Ein sehr gerissener Trick, Miss Glade. Er ist auch unter Taschendieben und Straßenräubern sehr beliebt, glaube ich.«
    Sie richtete sich empört auf. »Ich versichere Euch, dass ich keine gewöhnliche Diebin bin, Sir.«
    Was hatte ihn nur zu dieser dummen Bemerkung veranlasst? Er hätte wissen müssen, dass sie es nicht als Kompliment auffassen würde, obwohl er es so gemeint hatte.
    »Ich wollte damit keineswegs andeuten, dass Ihr eine Diebin seid, Miss Glade«, sagte er rasch.
    Aber es war schon zu spät. Der Schaden war bereits angerichtet.
    »Ich habe nur getan, was ich für nötig hielt, um das Wohl und die Sicherheit meiner Schülerinnen zu gewährleisten. Außerdem hatte ich keine andere Wahl.«
    »Das ist mir vollkommen klar. Ich bitte Euch um Verzeihung, Miss Glade.«
    »Gute Nacht, Mr. Wells«, erwiderte sie hoheitsvoll, stapfte steif und bei jedem Schritt klappernd die Treppe hinauf und verschwand.
    Ambrose ging zu dem Kamin zurück und blickte lange in die Flammen.
    Es war offenkundig, dass diese Lehrerin keine allzu hohe Meinung von Dieben hatte.
    Schade.
    Wo er selbst doch so geschickt in diesem Metier war.

5
    Concordia eilte durch den Gastraum und stürmte durch die Tür zur Treppe. Sie war also kaum mehr als eine gewöhnliche Straßendiebin oder eine Prostituierte für ihn, die ihre Kunden ausraubte. Na und? Warum sollte es sie kümmern, was er von ihr hielt? Ambrose Wells und sie waren einfach nur durch eine Laune des Schicksals zusammengewürfelt worden. Wenn diese Angelegenheit bereinigt war, würden sie getrennte Wege gehen, und damit war der Fall erledigt.
    Und das ist auch gut so, sagte sie sich. Wenn er sie schon deshalb für eine Diebin hielt, weil sie unter solch außergewöhnlichen Umständen einige Dinge an sich genommen hatte, was würde er dann wohl von ihr denken, wenn er erst von ihrer höchst unkonventionellen Vergangenheit erfuhr?
    Versuche, die Dinge in der richtigen Perspektive zu sehen!, ermahnte sie sich. Dieser lächerliche Diebstahl war die kleinste ihrer Sünden. Sie hatte heute Nacht einen Menschen getötet!
    Ihr wurde der Mund trocken. Die Erinnerung an Rimpton, der mit dem Gesicht auf dem Boden lag, während das Blut aus seiner tiefen Wunde sickerte, stieg wie ein Bild aus einem Albtraum in ihr hoch.
    Sie vertrieb es entschlossen aus ihrem Verstand. Ein durchaus angemessener Nervenzusammenbruch musste bis zu einer passenderen Gelegenheit warten. Jetzt hatte sie andere, wichtigere Dinge zu bedenken und sich auf das Wohlergehen von Phoebe, Hannah, Edwina und Theodora zu konzentrieren.
    Sie trat leise in die kleine Kammer, um Hannah und Phoebe nicht zu wecken, mit denen sie das Zimmer teilte.
    »Da seid Ihr ja, Miss Glade.« Phoebe setzte sich auf ihrem Bett in dem dunklen Gemach auf. Sie hatte die Bettdecke bis zu ihrem Hals hochgezogen und knüllte sie zusammen. »Hannah und ich waren schon sehr beunruhigt.«
    »Allerdings.« Hannah stützte sich auf dem anderen Bett auf die Ellbogen auf. »Geht es Euch gut, Miss Glade?«
    »Es geht mir ausgezeichnet, danke.« Sie entzündete die Kerze auf dem kleinen Waschtisch und zog sich die Nadeln aus dem Haar. »Warum um alles in der Welt habt ihr etwas anderes angenommen?«
    »Hannah meinte, dass Mr. Wells Euch vielleicht ausnutzen könnte«, erklärte Phoebe wie gewohnt ohne Umschweife.
    »Mich ausnutzen?« Concordia schwang herum und zuckte leicht zusammen, als die Gegenstände in ihrem Rock mit einem lauten Klicken gegen den Rand des Waschtischs

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