Verfuehrung im Mondlicht
ihrer Hüften.
Concordia erschauerte und grub ihre Finger in sein Haar.
Er hob sie auf die Arme und ging mit ihr zum Sofa. Sie blickte ihn an. Ihre Augen waren dunkle Becken voller Träume.
Sanft ließ Ambrose sie auf das Sofa gleiten und nahm ihr die Brille ab.
Ein Stakkato scharfer, lauter Schläge dröhnte gegen die Tür der Bibliothek.
»Miss Glade?« Theodoras Stimme wurde von dem dicken Holz gedämpft. »Bitte kommt schnell. Hannah hat wieder einen ihrer Albträume. Sie weint und will nicht aufhören.«
Ambrose spürte, wie Concordia sich versteifte. Die sinnliche Einladung in ihrem Blick erlosch schlagartig. Sie sprang vom Sofa auf und angelte nach der Schärpe ihrer Robe.
»Ich muss sofort zu Hannah«, erklärte sie. Sie eilte zur Tür und hob die Stimme. »Ich komme, Theodora.«
Ambrose zupfte seine eigene Robe zurecht, während Concordia zum Spiegel hastete und ihr Äußeres überprüfte.
Als sie mit ihrem Aussehen zufrieden war, ging sie zur Tür und öffnete sie.
Theodora stand in Morgenmantel und Hausschuhen im Flur und wirkte ... angemessen beunruhigt. Als sie Ambrose sah, kniff sie die Augen unmerklich zusammen.
»Ich habe an Eure Schlafzimmertür geklopft, aber Ihr wart nicht da«, sagte sie zu Concordia. »Dann habe ich gesehen, dass hier unten Licht war.«
»Mr. Wells und ich haben einige sehr wichtige Dinge be-sprochen, die heute geschehen sind«, antwortete Concordia knapp. Sie trat in den Flur und sah dann zu Ambrose zurück. »Ich gehe davon aus, dass Ihr mich entschuldigt, Sir. Ich hatte gehofft, dass Hannah nicht so bald wieder einen neuen Albtraum bekommt.«
Ambrose betrachtete Theodora. Ihre Miene kam ihm ein klein wenig zu unschuldig vor.
»Der Zeitpunkt dieses besonders schlechten Traumes ist in der Tat höchst interessant«, erklärte er.
Concordia war sichtlich verblüfft. »Wie bitte?«
»Gute Nacht, Miss Glade.« Er senkte leicht den Kopf. »Seid versichert, dass wir unser Gespräch ein andermal zu Ende führen werden.«
Sie errötete. »Gute Nacht, Sir.«
Sie trat in den Flur hinaus und schloss die Tür hastig hinter sich.
Ambrose wartete noch eine Weile. Dann löschte er die Lampe und ging ebenfalls hinaus.
Er stieg die Treppe hinauf und lauschte. Als er den Treppenabsatz erreichte, hörte er ersticktes Flüstern und leises Kichern von dem dunklen Treppenabsatz im nächsten Stockwerk.
Dann tapsten rasche, leise Schritte über den Flur, eine Tür wurde hastig geschlossen, und plötzlich kehrte schlagartig Ruhe ein.
16
Am folgenden Morgen ließ Ambrose seinen Blick von seinem Stuhl am Kopfende der Tafel durch das bevölkerte Frühstückszimmer gleiten. Concordia saß am anderen Ende des Tisches. Ambrose fand, sie wirkte sehr passend auf diesem Platz, als gehöre sie genau dorthin, wo er sie als Erstes jeden Morgen sehen konnte.
Sie hatte ihr Haar zu einem eleganten Knoten aufgesteckt und trug eines der neuen Gewänder, das er bei der Schneiderin in Auftrag gegeben hatte. Dieses war aus einem hübschen bronzefarbenen Stoff gefertigt, der von Streifen in der Farbe von rotem Siegelwachs durchzogen war.
Die Mädchen waren, wie er bemerkte, heute Morgen ausgezeichneter Laune. Ein Lob der Spannkraft der Jugend, dachte er.
Vor allem Hannah wirkte nach ihrer angeblich so schrecklichen Nacht ausgesprochen fröhlich. Phoebe saß neben ihr, strahlend und glücklich in ihrer Jungenhose und ihrem Hemd. Er nahm sich vor, seinen Schneider anzuweisen, mehr männliche Kleidung von besserer Qualität für sie anzufertigen.
Edwina und Theodora saßen auf der anderen Seite des Tisches. Sie sahen himmlisch aus in Türkis und Blau. Und sie sprachen begeistert über den Besuch des Gewächshauses, den Oates ihnen versprochen hatte.
Ambrose aß seine Eier und den Toast und lauschte der lebhaften Unterhaltung am Tisch. Seine Reaktion auf die Anwesenheit Concordias und der Mädchen amüsierte und verwirrte ihn gleichermaßen. Schon seit Jahren war er es gewohnt, diese Stunde des Tages allein mit seinen Zeitungen zu verbringen. Doch heute Morgen blieben die Zeitungen unberührt auf dem kleinen Tisch liegen. Es wäre ohnehin unmöglich gewesen, sich angesichts des Geplappers der Mädchen darauf zu konzentrieren.
»Ich beabsichtige, heute Morgen unsere Studien wieder aufzunehmen«, erklärte Concordia entschieden.
Ihre Ankündigung wurde mit sichtlicher Verblüffung und erheblicher Bestürzung aufgenommen.
»Aber Miss Glade«, wandte Theodora ernsthaft ein. »Wir verfügen weder über
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