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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Jahren ständigen Gebrauchs wohl kaum anders zu erwarten.«
    Er verzog spöttisch die Lippen. »Was immer ich heute bin, verdanke ich John Stoner.«
    »Wer ist er, Ambrose?«
    »Man könnte sagen, dass er in demselben Beruf arbeitet wie du.«
    »Er ist ein Lehrer?«
    »Ich glaube, so könnte man ihn bezeichnen, ja. Wäre ich ihm nicht begegnet, würde ich immer noch Juwelen, Gemälde und kleine Antiquitäten stehlen.«
    »Das bezweifle ich.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn kurz auf die Lippen. Dann drehte sie sich herum und ging zur Tür. »Gute Nacht, Ambrose.«
    »Concordia ...«
    Sie schloss die Tür auf und öffnete sie. »Wer auch immer John Stoner sein mag«, sagte sie über die Schulter gewandt zurück, »er ist kein Magier. Er hätte dich nicht zu einem Helden machen können, wenn du nicht das Rohmaterial dafür in dir getragen hättest.«

29
    Nachdem Concordia gegangen war, schenkte Ambrose sich noch ein Glas Brandy ein. Dann setzte sich mit gekreuzten Beinen vor das erlöschende Kaminfeuer, starrte in die Glut und dachte an das Gespräch in John Stoners Küche, das schon so viele Jahre zurücklag. Er erinnerte sich noch so deutlich daran, als wäre es erst gestern gewesen.
    »Als ich in Eurem Alter war, fand ich mich in einer Lage wieder, die der, in welcher Ihr Euch jetzt befindet, nicht unähnlich war.« Stoner goss noch etwas von dem duftenden Tee in die kleinen Schalen. »Ich war allein und auf mich selbst gestellt. Ich schlug mich in Spielhallen durch. Manchmal, wenn ich meine Miete nicht zahlen konnte, suchte ich mein Heil auch im Falschspiel. Das beherrschte ich ganz ausgezeichnet.«
    »Das Betrügen beim Kartenspiel?«
    Stoner zuckte mit den Schultern. »Was soll ich sagen, es ist einfach ein Talent. Aber beim Kartenspiel zu betrügen ist eine äußerst riskante Angelegenheit. Damals war es keineswegs ungewöhnlich, dass sich Männer im Morgengrauen duellierten, weil sie bei einem Whistspiel in Streit geraten waren.«
    »Mein Großvater hat mir davon erzählt. Ich glaube, er sagte immer: >Pistolen für zwei, Frühstück für einen.<«
    Stoner lächelte. »Damals war die Welt noch eine andere. Die Königin, Gott segne sie, hatte den Thron noch nicht bestiegen. Waterloo lag noch frisch in der Erinnerung der Menschen, und die Kleider der eleganten Damen waren erheblich freizügiger und wesentlich charmanter, als es die heutige Mode zulässt.«
    »Freizügiger?« Ambrose war sichtlich interessiert.
    »Lassen wir das.« Stoner räusperte sich. »Jedenfalls sah meine unmittelbare Zukunft äußerst trist aus, bis ich zufällig einem Gentleman begegnete, der Meister einer geheimen Loge war, die auf den Prinzipien einer uralten Philosophie gründete, welche auch Kampftechniken und gewisse Meditationsübungen beinhaltete.«
    Neugier flackerte in Ambrose auf. »Wer hat ihn solche merkwürdigen Dinge gelehrt?«
    »Er hat sie von einer Gruppe von Mönchen auf einer entlegenen Insel im Fernen Osten gelernt. Ich möchte Euch nicht mit den Einzelheiten langweilen. Es genügt zu sagen, dass dieser Gentleman mir die Möglichkeit bot, auf diese Insel zu reisen, die Philosophie zu studieren und die Kampftechnik zu lernen, welche diese Mönche unterrichteten.«
    »Seid Ihr gesegelt?«
    »Ja«, sagte Stoner. »Ich habe fast fünf Jahre in den Gartentempeln von Vanzagara gelebt. Anschließend habe ich mir etwas von der Welt angesehen. Ägypten, Amerika, die Südsee. Ich war sehr lange von England fort. Als ich zurückkam, stellte ich fest, dass sich hier vieles geändert hatte.«
    »Ihr meint, außer den Veränderungen in der Damenmode?«
    »Allerdings.« Stoner blickte melancholisch ins Leere. »Ich erfuhr, dass sich niemand mehr für die Künste von Vanza interessierte.«
    »Was ist aus dem Gentleman geworden, der für Euch die Reise zu dieser Insel arrangiert hat?«
    »Zweifellos haben er und vielleicht auch die anderen, die Vanza in ihren jüngeren Jahren studiert hatten, die Geheimnisse dieser Gesellschaft gehütet und wahrscheinlich auch die Gebräuche ihres Zirkels an ihre Söhne weitergegeben. Aber ihre Erben betrachteten sich als Männer des modernen Zeitalters. Sie hatten keine Geduld mehr für Geheimgesellschaften und dergleichen.«
    »Ist es noch möglich, nach Vanzagara zu reisen und in den Gartentempeln zu studieren?«
    Stoner schüttelte den Kopf. »Vor zwanzig Jahren wurde die Insel von einem Seebeben zerstört. Das Kloster, in dem ich diese Künste erlernte, ist für immer

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