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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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verschwunden.«
    Aus einem unerklärlichen Grund empfand Ambrose eine tiefe Enttäuschung.
    »Wie bedauerlich.« Er wusste nicht einmal, warum er das sagte. Was scherten ihn Mönche und ihre verlorene Philosophie? Er war schließlich auch ein Mann des modernen Zeitalters.
    »Als ich vor fünf Jahren nach England zurückkehrte, wurde mir klar, dass hier kein Platz mehr für mich war«, fuhr Stoner fort.
    »Warum das?«
    »Vielleicht war ich zu lange fort gewesen. Oder ich war einfach zurückgelassen worden, während sich der Rest der Welt weiterentwickelt hat. Was auch immer zutreffen mag, ich beschäftige mich seitdem nur noch mit meinen Büchern, meinen Forschungen und meinem Schreiben.«
    Schweigen breitete sich in der Küche aus. Ambrose fühlte sich unbehaglich, weil eine Welle von Mitgefühl ihn überschwemmte. Reiß dich zusammen, Mann! Stoner hat dich ausgeknockt und dich an einen Stuhl gefesselt. Er wird dich bestimmt den Constablern ausliefern, wenn er sein seniles Geschwätz zu Ende gesponnen hat. Es ist absolut unnötig, ihn auch noch zu bemitleiden!
    »Ist es schwierig, die Kunst von Vanza zu erlernen?«, hörte er sich jedoch fragen.
    Stoner dachte kurz darüber nach. »Es erfordert gewiss ein Maß an angeborenem Talent, um die Kampftechniken zu meistern. Aber jeder, der so wie Ihr an der Wand eines Hauses hinaufklettern kann, könnte diese Techniken problemlos erlernen, möchte ich meinen.«
    »Huh.« Ambrose trank noch einen Schluck von dem duftenden Tee und dachte darüber nach, wie nützlich die Kunst von Vanza ihm in seinem Beruf sein könnte.
    »Das Problem ist«, fuhr Stoner freundlich fort, »dass die Kampftechniken nur ein Aspekt von Vanza sind. Und zwar, möchte ich hinzufügen, der am wenigsten bedeutungsvolle.«
    »Ich will Euch nicht zu nahe treten, Sir, aber ich kann das kaum glauben. Nicht nach der Art, wie Ihr eben noch in Eurem Schlafzimmer mit mir umgesprungen seid.«
    Stoner lächelte. »Das Herz des wahren Vanza bildet die Selbstbeherrschung. Ein Meister des Vanza ist zunächst und zuallererst ein Meister seiner eigenen Leidenschaften.
    Außerdem lernt er, unter die Oberfläche der Dinge zu sehen und alle Faktoren einer Situation gründlich abzuwägen, bevor er handelt.«
    Ambrose dachte darüber nach. Ihm gefiel die Vorstellung, ein Meister von irgendetwas zu sein, und seien es auch nur seine eigenen Leidenschaften. Und zu lernen, die Fassade der Dinge zu durchschauen war ebenfalls nützlich.
    Wieder schwiegen sie.
    Ambrose bewegte sich auf dem Stuhl und testete den Sitz der Kordel, mit der er an Knöcheln und seinem rechten Handgelenk angebunden war. Sie gab keinen Millimeter nach.
    »Was macht Ihr jetzt mit mir, Sir?«, fragte er nach einer Weile. »Übergebt Ihr mich der Polizei?«
    »Nein, das werde ich wohl nicht tun«, erwiderte Stoner.
    In Ambrose keimte Hoffung auf. »Wenn Ihr mich freilasst, Sir, schwöre ich Euch, dass Ihr mich nie Wiedersehen werdet.«
    Stoner ignorierte das Versprechen und betrachtete Ambrose noch eine Weile.
    »Soweit ich weiß, bin ich der letzte Meister des Vanza in England, vielleicht sogar auf der ganzen Welt«, erklärte er schließlich.
    »Das muss ein merkwürdiges Gefühl sein.«
    »Ist es auch. Als ich heute Nacht beobachtet habe, wie Ihr an der Fassade meines Hauses hinaufgeklettert seid, kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht einen Schüler annehmen sollte.«
    Ambrose rührte sich nicht. »Mich?«
    »Ich glaube, Ihr würdet einen ausgezeichneten Schüler abgeben.«
    Ambrose fühlte sich wie elektrisiert. Es war dasselbe Ge-fühl wie in der Nacht, als er das Haus seines Vaters verlassen und nur das mitgenommen hatte, was er in seinem Beutel tragen konnte. Es war die unumstößliche Gewissheit, dass sich sein Leben ändern würde.
    »Ihr solltet etwas wissen, Sir.« Er wählte seine Worte sehr bedachtsam. »Ich habe sozusagen einen Geschäftspartner.«
    »Ihr meint den jungen Mann, der auf der anderen Straßenseite Wache hält?«
    Ambrose war wie vom Donner gerührt. »Ihr habt ihn auch gesehen?«
    »Selbstverständlich. Ihr beiden habt Euch bemerkenswert geschickt benommen, aber es fehlt Euch an der Weisheit, die nur die Zeit und eine gründliche Ausbildung bieten kann.«
    »Nun, ich kann meinen Partner nicht einfach im Stich lassen, um mich von Euch ausbilden zu lassen.« Ambrose zuckte mit den Schultern. »Wir sind Freunde.«
    Stoner nickte bedächtig. »Ich wüsste nicht, warum ich nicht zwei Studenten annehmen sollte. Immerhin wird meine

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