Verfuehrung im Palazzo des Prinzen
Chemie.
Selbstverständlich war sie schon öfter geküsst worden, aber nie so. Und welche Frau mit Verstand würde sich gegen etwas wehren, was sich derartig gut anfühlte? Oder gegen eine mögliche Fortsetzung der aufwühlenden Erfahrung?
„Nie wieder …“, stöhnte Izzy und griff nach der Wasserflasche, die ein freundlicher Geist aufs Tischchen neben ihrem Bett gestellt hatte. „Nie wieder Champagner, ohne vorher anständig gegessen zu haben.“ Nach einem Blick auf ihre Uhr richtete sie sich schockiert auf.
Halb elf! Noch nie hatte sie derart lange geschlafen! Egal, was am Abend vorher geschah, der Wecker klingelte um sieben Uhr morgens, und Ausnahmeregelungen kannte Izzy Jackson nicht. Vorsichtig setzte sie die immer noch schmerzenden Füße auf den Boden und tappte ins angrenzende Bad. „Kein Wunder, dass er keine Lust hatte, länger zu bleiben“, murmelte sie mit einem Blick in den Spiegel und schnitt eine Grimasse. Sie war blass, das Make-up hatte sich verabschiedet und ein roter Fleck auf der Wange verriet, auf welcher Seite sie geschlafen hatte.
Während Izzy überlegte, wie der Schaden am schnellsten zu beheben war, sah sie sich neugierig in Bad und Zimmer um. Zumindest in dieser schicken Turm-Suite hatte der Palazzo nichts Altertümliches oder Historisches an sich. Durch schmale, hohe Fenster schien strahlend die Sonne herein, und Izzy spürte, wie sich trotz Kopfschmerzen ihre Stimmung hob. Auf jeden Fall war das mediterrane Klima eine willkommene Abwechslung zum meist grauen, regnerischen London.
Entschlossen, den Tag nicht komplett zu verschwenden, griff sie nach ihrem Notizbuch und schlug eine neue Seite auf. Ziel des Tages: ‚Look at me‘ fertig schreiben , notierte sie fein säuberlich.
Eine weitere Inspektion des Zimmers erbrachte, dass jemand freundlicherweise ihren Koffer ausgepackt hatte. Ihre spärliche Garderobe wirkte in dem opulenten Kleiderschrank allerdings ziemlich verloren. Rasch schlüpfte sie in knappe Jeansshorts und ein pinkfarbenes Top.
Nebenbei absolvierte sie das gewohnte Vokaltraining, um ihre Stimme aufzuwärmen. Allerdings war ihre Freude heute wegen des dicken Kopfes etwas gedämpft. Trotzdem gab sie nicht auf. Izzy summte, sang und trällerte, bis sie mit dem Zusammenspiel zwischen Text und Melodie zufrieden war. Daraufhin beschloss die Künstlerin, sich etwas Frischluft zu gönnen. Gerade als sie das Turmzimmer verlassen wollte, klopfte es an der Tür, und ein Mädchen mit einem Tablett in der Hand trat ein.
„ Buon giorno, Signorina, Seine Hoheit dachte, Sie könnten hungrig sein, da Sie das Frühstück verpasst haben.“
Izzy spürte, wie sich ihr Magen hob. Na großartig! Wenn sie fast starb vor Hunger, war nichts da und jetzt, wo ihr übel war …
„Danke, sehr freundlich von Ihnen“, erwiderte sie lächelnd.
Das junge Mädchen sah verträumt aus. „ Seine Hoheit ist so fürsorglich.“
Instinktiv schaute Izzy auf ihr Handgelenk, um zu sehen, ob man vielleicht noch die Abdrücke seiner Finger erkennen konnte, weil er sie so grob von der Bühne gezerrt hatte. Aber die Kleine konnte kaum älter als achtzehn sein, warum ihr also die Illusion nehmen?
„Er ist ein Prachtstück, kein Zweifel.“ Arrogant, grimmig, sexy. Kalt und distanziert in einer Sekunde, wild und leidenschaftlich in der nächsten. „Ich bin sicher, er ist gut zu kleinen Kindern und alten Ladies.“
Das Mädchen lächelte strahlend und hieß die englische Signorina offenbar begeistert im Prinz Matteo Fan-Klub willkommen. „Das stimmt. Er sammelt so viel Geld für wohltätige Zwecke und kennt einfach jeden . Er muss nur zum Telefon zu greifen, und schon hat eines der Kinder am nächsten Tag eine Verabredung mit seinem Lieblings-Fußballhelden.“
„Großartig, und wo ist er im Moment?“
„ Seine Hoheit verbringt den ganzen Vormittag mit Geschäftsbesprechungen, bittet Sie aber, ihm beim Lunch Gesellschaft zu leisten. Zwölf Uhr dreißig im Rosenzimmer. Von dort aus hat man nämlich einen fantastischen Blick über den englischen Rosengarten auf der Südseite des Palazzo.“ Das Mädchen zögerte einen Moment, dann sagte es schüchtern. „Sie sind die erste Frau, die hier im Palazzo übernachtet hat, Signorina . Wir sind alle so aufgeregt!“
Wenn sie an die Sympathiekundgebungen seines Personals dachte, als sie gestern Abend hier angekommen waren, fühlte sich Izzy wie eine Heuchlerin, während sie die Kleine mit einem strahlenden Lächeln hinauskomplimentierte. Dann trat
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