Verfuehrung im Palazzo des Prinzen
mich unterschätzt haben.“
Auf seiner dunklen Wange zuckte ein Muskel. „Ja, das habe ich wohl.“
„Absolut und unverständlicherweise unterschätzt?“
„Ich vermeide grundsätzlich ein Zuviel an überflüssigen Adjektiven.“
Izzy lächelte zufrieden. „Also einfacher: Sie haben einen Fehler gemacht.“
Das ignorierte er geflissentlich. „Waren Sie schon einmal in einem professionellen Studio und haben mit einem Musikproduzenten zusammengearbeitet?“
„Nur bei Singing Star , aber da hatte ich keine Entscheidungsfreiheit. Ich mache lieber alles selbst und habe mir dafür die nötige Software zusammengespart. Natürlich nichts wirklich Professionelles, aber ich darf das Studio eines örtlichen Radiosenders benutzen, wenn ich etwas Spezielles ausprobieren möchte.“
Sehnsüchtig schaute Izzy zum Bad hinüber und suchte nach einer Ausrede, um kurz verschwinden zu können. Mit etwas Make-up würde sie sich gleich viel souveräner fühlen, doch Matteo, der immer noch ihre Hand hielt, stand plötzlich auf und zog sie in Richtung Tür.
„Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“
„Jetzt? Es ist drei Uhr morgens und …“ Ich bin im Pyjama! dachte sie in Panik.
Der Prinz schien sie gar nicht zu hören, sondern zog sie einfach mit sich.
„Wo wollen wir denn hin?“, fragte sie gedämpft, während sie neben ihm herjoggte. „Ich kann nur hoffen, dass wir niemandem begegnen. Das wäre mir wirklich peinlich.“
„Alle schlafen noch. Wir gehen in mein Büro, dort werde ich Ihnen ein paar Musiktitel vorspielen.“ Kaum dort angekommen, machte Matteo Licht und drängte Izzy auf die nächstbeste Sitzgelegenheit. Dann ging er um den Schreibtisch und drückte einen Knopf am PC.
„Ich will Ihre Meinung hören.“ Jetzt nahm er selbst Platz und streckte die langen Beine bequem von sich.
Izzy schluckte trocken. Es war das erste Mal, dass sie ihn leger gekleidet sah, in schwarzen Jeans und ebenfalls schwarzem Poloshirt, was ihn nur noch attraktiver und gefährlicher machte. „Mich hat noch nie jemand um meine Meinung gebeten.“
„Mir liegt sehr daran“, sagte er schlicht.
Izzy lauschte kurz, dann schnitt sie eine Grimasse. „Soll ich ehrlich sein?“
„Unbedingt!“
„Der Song ist grauenvoll.“
„Begründung?“
„Er ist so düster und schwermütig, dass man sich am liebsten die Kehle durchschneiden würde. Ich nehme an, das ist nicht der Effekt, den Sie erzielen wollen?“
An seinen schmalen Lippen erkannte Izzy, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Ich suche etwas sehr Emotionales.“
„Emotional und miserabel sind aber nicht dasselbe.“ Unter seinem eindringlichen Blick fürchtete sie plötzlich, ihr Pyjama könne in dem hellen Licht mehr sehen lassen, als ihr angenehm war. Darum huschte sie zu der bequem wirkenden Couch hinüber, kuschelte sich mit angezogenen Beinen in eine Ecke und schnappte sich ein dickes Kissen, das sie wie ein Schutzschild vor sich aufbaute. „Wenn Ihnen wirklich an meiner Meinung liegt, sollten Sie mir genau erklären, was Sie suchen.“
„Es geht um die Charity-Single, die wir jedes Jahr anlässlich des Rock ‚n‘ Royal Concerts herausbringen.“
Izzys Herz setzte einen Schlag aus, als ihr bewusst wurde, dass sie nun doch mit den Konzertvorbereitungen zu tun hatte. Und dann auch noch bei einer so wichtigen Sache! Sie räusperte sich und rückte das Kissen zurecht. „Also brauchen Sie kein Mainstream-Produkt, sondern etwas Außergewöhnliches, das die Zuhörer animiert, es auf der Stelle runterzuladen. Gibt’s noch Alternativen zu dem Selbstmord-Song?“
Matteo sah aus, als wollte er etwas sagen, doch dann spielte er einen neuen Titel ein, erntete dafür aber nur ein Kopfschütteln. Ein weiterer veranlasste Izzy, mit dem Daumen nach unten zu zeigen, bei den nächsten drei reichte ihr Gesichtsausdruck.
„Es ist ein häufiger Fehler, zu versuchen, einen Song interessanter zu gestalten, indem man den Refrain vermeidet“, dozierte sie nüchtern. „Weder Text noch Melodie bleiben im Gedächtnis. Wenn Sie wollen, dass die ganze Welt Ihren Titel im Auto, unter der Dusche und noch nachts im Schlaf singt, sollten Sie das unbedingt berücksichtigen. Sollte das schon alles gewesen sein, stecken Sie allerdings ziemlich in der Klemme“, lautete ihr abschließendes Urteil.
„Da kann ich Ihnen leider nur beipflichten … aber ich weiß jetzt genau, was ich will.“
Ich auch! dachte Izzy alarmiert und versuchte, ihren flatternden Herzschlag zu
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