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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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blickte Diana ihren Bruder an. „Welche Art von Gefallen?“
    „Achte darauf, solche aufsehenerregenden Vorfälle zukünftig zu vermeiden. Ich möchte nicht in ständiger Sorge leben, ob du dich erneut lächerlich machen und Anlass zu Klatsch geben wirst. Derlei Ablenkungen behindern mich in meiner Arbeit. Gerade jetzt muss ich mich ganz auf die Verbesserung der Konstruktion der Zugmaschine konzentrieren können.“
    Diana kniff die Lippen zusammen. Er war gar nicht besorgt um sie oder ihren Ruf, noch ging es ihm darum, sie zu schützen. Er wollte lediglich ungestört arbeiten können. „Ich hege nicht die Absicht, mich lächerlich zu machen oder Anlass zu Klatsch zu geben, wie du es auszudrücken beliebst. Ich habe nicht einmal vor, den Ball zu besuchen. Geh nur ruhig ohne mich.“
    „Du weißt, was ich damit sagen will. Lass dich nicht noch einmal von Lord Coltonby zu einer Unüberlegtheit wie der heutigen verführen. Liefere den Lästerzungen keinen Grund mehr zu tratschen.“
    Diana zwang sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. „Es ist nichts geschehen, Simon. Überhaupt nichts. Er ist unser Nachbar. Ich hege nicht den Wunsch, einen Nachbarn zu verärgern und hernach mit ihm in Fehde zu liegen.“
    „Das werde ich wohl akzeptieren müssen.“ Simon steckte die Daumen in die Taschen seiner Weste, jeder Zoll der überlegene Bruder.
    „Ja, das wirst du wohl müssen.“ Heftig ließ Diana den Bleistift auf das Papier niedersausen, sodass die Spitze abbrach. Wie konnte er es wagen, sie derart zu maßregeln? Er tat ja gerade so, als besäße sie nicht mehr Verstand als ein Staubwedel. „Du solltest dir die Zeit nehmen und dich gutnachbarlich erweisen, dann wirst du möglicherweise feststellen, dass du Lord Coltonby gar nicht so unähnlich bist.“
    „Es gibt keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen mir und diesem … diesem arroganten Lackaffen. Ich habe für jeden Penny gearbeitet, den wir besitzen, Diana.“
    „Nun, ihr verfügt beide zumindest über einen klugen Verstand. Übrigens bin ich mir der Opfer, die du erbracht hast, wohl bewusst, Simon. Das musst du mir nicht in allen Einzelheiten vor Augen führen.“
    Simon beugte sich zu ihr hinunter, sodass sich sein Gesicht auf gleicher Höhe mit dem ihren befand. Seine Augen glühten förmlich vor grimmiger Entschlossenheit. „Dann verstehst du sicher auch, dass ich alles Notwendige tun werde, um die Ladywell Zeche nicht nur vor dem Bankrott zu bewahren, sondern vielmehr zum profitabelsten und bedeutendsten Bergwerk der Umgebung zu machen. Die Zugmaschine soll meine Hinterlassenschaft an die Welt sein. Niemand wird mich davon abhalten.“

7. KAPITEL
        
    Über die Schulter hinweg betrachtete Diana die sich aneinanderreihenden gemalten Blumen und Blätter. Die Arbeit ging ihr heute Morgen rasch von der Hand. Sie konnte bereits sehen, wie die Bordüre Form annahm. Ihr Plan schien aufzugehen. Sie musste ihrem Geist nur Beschäftigung geben, ihrer Kreativität freien Lauf lassen, damit sie nicht untätig herumsitzend von Dingen träumte, die niemals geschehen würden.
    Sie zog die Nase kraus. Das eine Blatt der ersten Rosenanordnung schien ihr unstimmig. Je länger sie es ansah, desto deutlicher wurde der Fehler in der Schattengebung. Sich auf die Lippe beißend überlegte Diana, ob sie tatsächlich die schwere Leiter neu ausrichten musste, nur um den Schatten zu korrigieren. Wenn sie sich streckte, konnte sie die Stelle bequem erreichen. Sie tauchte den Pinsel in die Farbe und lehnte sich, vorsichtig auf der Leiter balancierend, mit leicht zitternden Knien zur Seite, während ihre Gedanken erneut um ihr Problem kreisten. Brett Farnham, Lord Coltonby, besaß Vermögen und Titel, daher lagen ihm die Frauen zu Füßen. Warum sollte er also an ihr Interesse finden, einer nachweislichen grauen Maus? Wenn sie sich dies nur oft genug vor Augen hielt, würde sie es am Ende vielleicht auch ihr Herz glauben machen können. Vielleicht würde sie dann auch aufhören, angestrengt auf das Geräusch von Kutschenrädern auf dem Kies zu lauschen. Seufzend ergänzte sie eine letzte dunkelgrüne Linie.
    „Gehen Sie immer solch große Risiken ein?“, hörte sie Brett leise fragen.
    Erschrocken drehte sie sich um, worauf die Leiter ins Schwanken geriet und mit ihr nach hinten kippte. Ein leiser Schrei entrang sich ihrer Kehle. Da schlossen sich auch schon seine starken Arme um sie und fingen sie auf. Dumpf schlug die Leiter auf dem Boden auf, gleich darauf ertönte das

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