Verfuehrung im Walzertakt
ihr aufsteigende Wärme zu ignorieren. „Ich kann Ihnen eine Tasse Tee anbieten.“ Einem Schutzschild gleich hielt sie die Teekanne vor ihre Brust. „Rose hat ihn mir erst vor wenigen Minuten gebracht. Ich habe die Kanne mit einem Handtuch warm gehalten.“
Er zog seine Taschenuhr heraus und warf einen Blick darauf. „Dafür ist nicht genug Zeit. Wir werden nämlich eine Ausfahrt unternehmen, und ich glaube kaum, dass Sie mit Farbflecken im Haar gesehen werden möchten.“
„Glauben Sie denn im Ernst, ich würde wieder mit Ihnen auf der Hauptstraße durch die Stadt fahren? Mein Bruder war fuchsteufelswild darüber.“
„Nein, wir fahren hinaus aufs Land.“ Seine Augen funkelten, seine Stimme glich einem leisen Schnurren. „Dagegen wird Ihr Bruder sicher keine Einwände erheben.“
„Warum sollte ich mit Ihnen kommen wollen?“
„Ich dachte, Sie möchten sich vielleicht nach Mrs. Satterwaites Wohlergehen erkundigen.“ Kurz hielt er inne, bevor er verführerisch fortfuhr: „Denken Sie nur an die Möglichkeiten, Diana.“
„Ich kann auch mit dem Gig fahren. Sie müssen sich wirklich nicht die Mühe machen.“
Ein verführerisches Lächeln auf den Lippen trat Brett einen Schritt näher. „So rasch werden Sie das Angebot, meine Karriole zu fahren, nicht wieder erhalten. Außerdem hat meine Köchin bereits einige Erfrischungen vorbereitet.“
„Sie wollen mich fahren lassen?“ Ein Schauer des Entzückens überlief sie beim Gedanken an die beiden Braunen! „Obwohl ich so leichtsinnig und unvorsichtig bin?“
„Ich möchte sehen, ob Sie mit den Zügeln umgehen können. Es ist indes allein Ihre Entscheidung. Wir können auch hier im Sommerhaus bleiben, wenn dies Ihr Wunsch sein sollte.“ Einen Herzschlag lang berührte er ihre Hand, kurz, aber verheißungsvoll … Seine Augen glitzerten. „Jedoch bin ich der Ansicht, Sie würden die Ausfahrt vorziehen. Stellen Sie sich nur vor, wie der Wind durch Ihr Haar streift, während Sie die Zügel fest in Ihren Händen halten und die Straße vor Ihnen liegt.“
Die Worte trafen sie tief in ihrem Inneren, riefen ein Kribbeln in ihr hervor.
„Sie wollen mich also so lange quälen, bis ich Ihrem Wunsch nachkomme?“ Den Kopf zur Seite neigend versuchte sie, seine Stimmung einzuschätzen.
„Ich gebe zu, es ist ein Bestechungsversuch, wenngleich ich auch annahm, es würde Ihnen gefallen, mir Ihre Fähigkeiten zu zeigen.“
„Heißt das wirklich, ich darf die Braunen lenken?“ Diana legte die Hände aneinander. „Also sind sie nicht annähernd so schwierig zu führen, wie Sie mich glauben machen wollten.“
Brett schüttelte den Kopf. „Erst will ich mich davon überzeugen, ob Sie auch wirklich mit den Zügeln umgehen können. Irgendwann werden Sie vielleicht auch einmal die Braunen führen dürfen, im Augenblick jedoch ist der schwarze Wallach vor meine Karriole gespannt. Er ist ein ruhiges Tier, dennoch ist er für den Anfänger nicht leicht zu lenken. Wenn Sie mit ihm umgehen können, werde ich wissen ob … ob wir weitergehen sollten.“
Diana biss sich auf die Lippe. Er war bereit, ihr die Gelegenheit zu geben, ihm ihre Fähigkeiten an den Zügeln zu beweisen. Gleichzeitig bot er ihr die Möglichkeit, ihrer Pflicht nachzukommen und sich nach Mrs. Satterwaite zu erkundigen. Sie würde also keine Vergnügungsfahrt unternehmen. Die Versuchung, sein Angebot anzunehmen, war groß. Ja, sie konnte es reinen Gewissens tun, denn sie hatte Simon nur versprochen, sich nicht in Lord Coltonbys Begleitung in der Stadt zu zeigen. Die vorgeschlagene Ausfahrt aufs Land war indes etwas völlig anderes.
Sie schaute auf die riesige mit Farbspritzern bekleckerte Schürze, die ihr Kleid ganz bedeckte. So konnte sie sich nicht in der Öffentlichkeit sehen lassen. Sie musste sich umziehen. Das würde ihr auch Gelegenheit geben, die Fassung wiederzugewinnen, zu vergessen, wie es sich anfühlte, von ihm in den Armen gehalten zu werden. „Wenn Sie mir Zeit geben, die Kleider zu wechseln, wäre ich erfreut, Ihnen zu zeigen, dass ich eine Karriole fahren kann.“
„Diana.“ Sie wollte an ihm vorbeieilen, doch er legte ihr die Hand auf den Arm und hielt sie zurück. Beinahe wäre sie über ihre eigenen Füße gestolpert.
„Ja?“, stieß sie atemlos hervor. Sie erkannte kaum ihre Stimme wieder.
Er befeuchtete einen Finger, dann strich er damit über ihre Wange. „Sie haben da einen grünen Farbtupfer, genau hier.“
Die kurze Berührung ließ Schmetterlinge in ihrem
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