Verfuehrung im Walzertakt
Tasse. „Die Zukunft sieht keine Ehe für mich vor.“
„Aber, Miss …“
„Er ist ein Freund, er ist nett. Indes behandelt er mich wie eine jüngere Schwester, mehr sieht er nicht in mir.“
Rose verschränkte die Arme. „Er ist ein unverheirateter Earl. Ganz bestimmt hält er Ausschau nach einer Gemahlin, das ist doch offensichtlich. Sie sollten endlich aufhören, Ihr Licht unter den Scheffel zu stellen, Miss Diana.“
Dianas Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte es Rose nicht erklären, nicht nach all den Jahren. „Ich habe mir geschworen, niemals zu heiraten. Schließlich muss ich auch an Robert denken. Also gib deine Kuppelversuche auf, Rose“, erwiderte sie deshalb nur, während sie den Brief nahm, das Siegel brach und die Zeilen überflog. Einige Wörter sprangen ihr förmlich entgegen und nahmen ihr den Atem.
… in dringlicher Angelegenheit …
„Gibt es Schwierigkeiten, Miss Diana? Sie sind aschfahl geworden.“
„Ich denke, ich werde einen Besuch machen.“
„Sind Sie immer noch sicher, dass er nicht an Ihnen interessiert ist?“
Diana wischte einige Krümel vom Bett. „Bitte Jenkins darum, das Gig vorfahren zu lassen“, sagte sie, während sie sich unaufhörlich fragte, was Simon nun wieder angestellt hatte. Warum sonst wollte Brett so dringend mit ihr sprechen?
„Sie baten doch um mein schnellstmögliches Kommen?“ Diana hielt den zerknitterten Brief hoch, kaum dass Brett den Salon betrat. Nachdem der Butler gegangen war, hatte sie einige unbehagliche Minuten mit Warten auf ihn verbringen müssen.
Ärgerlicherweise schien Brett bemerkenswert gelassen. Es gab keinerlei Anzeichen, dass etwas vorgefallen war oder er gar eine Wut hegte.
Sie hingegen war sich peinlich bewusst, dass ihr Hut leicht schräg auf dem Kopf saß und sie das trug, was ihr als Erstes in die Hände gefallen war – ein altes burgunderfarbenes Kleid mit farblich passender Pelisse. Und das Haar hatte sie nur in einem einfachen Knoten hochgesteckt. Inständig wünschte sie nun, sie wäre nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn losgestürmt und hätte sich etwas mehr Zeit für ihr Aussehen genommen.
„Sie kommen spät“, sagte er. „Ich hatte gehofft, Sie früher zu sehen. Ein Jammer, nun bleiben uns nur noch wenige Stunden Tageslicht.“
„Sie haben gehofft?“ Dianas Finger zerdrückten das Blatt zu einem Ball.
„Natürlich, schließlich habe ich Ihnen eine Nachricht geschickt, in der ich um Ihren Besuch bat“, erwiderte er, neigte den Kopf und ließ seinen Blick über sie schweifen.
„Sie haben meinen Besuch verlangt.“
„Ich habe eindeutig darum gebeten.“
„Einige höfliche Zeilen hätten diesen Zweck erfüllt. Ihr Schreiben jedoch war in einem höchst alarmierenden Ton abgefasst.“ Diana schluckte schwer. Nach dem Lesen seiner Nachricht waren ihr mehrere Möglichkeiten durch den Kopf geschossen, die seinen Brief veranlasst haben konnten, und sie hatte das Schlimmste befürchtet. „Also, was ist geschehen?“
„Ich wollte Ihnen keinen Schrecken einjagen. Allerdings benötige ich Ihren Rat in einer gewissen Angelegenheit.“
„Sie haben eine seltsame Art, darum zu ersuchen. Ich war mir sicher, Ihnen müsse etwas Fürchterliches zugestoßen sein, oder es hätte einen grässlichen Zwischenfall gegeben.“ Diana verschränkte die Arme.
„Nichts dergleichen. Ich möchte lediglich einige Dinge mit Ihnen besprechen, für die Ihr Kommen unabdingbar vonnöten war.“ In Bretts Lächeln zeigte sich keinerlei Reue.
„Aber ich nahm an, Simon hätte Sie aufgesucht, und es hätte Unannehmlichkeiten gegeben …“, erklärte Diana stockend.
Bretts Mundwinkel zuckten verräterisch. „Kann ich etwas dafür, wenn die Menschen falsche Schlüsse ziehen?“
„Sie wussten, dass ich aufgrund Ihrer Formulierung dieser Annahme sein würde!“ Diana biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall wollte sie sein immer breiter werdendes Schmunzeln erwidern. „Sie sind wahrlich unerträglich! Ich lege Wert auf meinen guten Ruf, wenngleich Sie dies nicht zu kümmern scheint.“
„Sie haben nichts zu befürchten. Ich werde die Situation nicht ausnutzen. Was zwischen uns geschieht, bleibt zwischen uns.“ Mit ernster Miene blickte er sie an. „Ein Ruf wird nur dann geschädigt, wenn man sich taktlos und indiskret verhält. Niemand hat mich je der taktlosen Indiskretion bezichtigt.“
„Ich weiß Diskretion zu schätzen.“ Die Hände aneinanderdrückend wünschte sie, sie wüsste, was in seinem Kopf vorging, aber
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