Verfuehrung im Walzertakt
kühle Abendluft die gewünschte Erfrischung.“
Begeisterungsrufe und das Pfeifen der Raketen drangen bereits in den Saal, doch zum Glück wie aus weiter Ferne. So ließ es sich ertragen, aus nächster Nähe indes nicht. Den Kopf schüttelnd entzog sie ihm ihre Hand. „Mir macht Feuerwerk keine Freude. Es … es … knallt mir viel zu laut.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Ich meine mich deutlich daran zu erinnern, dass Sie die Feuerwerke in den Vauxhall Gardens immer lachend genossen haben.“
„Das muss ein anderes Mädchen gewesen sein“, sagte Diana fest. „Mir hat es noch nie gefallen.“
Stumm hoffte sie, er würde ihre Lüge glauben.
„Ich bleibe gerne hier bei Ihnen.“
„Nein, gehen Sie nur. Ich werde Mrs. Sarsfield Gesellschaft leisten.“
Er verbeugte sich. „Wie Sie wünschen.“
Diana sank in sich zusammen. Sie war unbeschadet davongekommen. Alles würde gut werden. Sie hatte es überstanden.
10. KAPITEL
Von der Morgensonne geweckt, die ihr direkt in die Augen schien, schaute Diana schläfrig vom Bett aus zum Fenster. Lange hatte es gedauert, bis sie in den Schlaf gefunden hatte, da sie Bretts Gesicht jedes Mal vor sich sah, kaum dass sie die Augen schloss. Immer wieder hatte sie den Walzer mit ihm durchlebt und sich dabei der sanften Berührung seiner Hand auf ihrer Taille erinnert. Ihr Körper verzehrte sich vor Sehnsucht nach ihm. Erst als bereits die Hähne krähten, war sie in einen traumlosen Schlummer gefallen.
Rose trat geschäftig ins Zimmer, ein Tablett mit frischem Tee und Toast in den Händen. „Ihr Bruder ist schon in aller Früh aus dem Haus gestürmt und hat dabei etwas über die Unverschämtheit von Aristokraten gemurmelt, ließ mich sein Kammerdiener wissen“, sagte sie. „Daraus schließe ich, er hat den Ball nicht sehr genossen. Haben Sie wenigstens eine schöne Zeit gehabt? Hat man Bemerkungen über Ihr Kleid gemacht? Gestern Nacht haben Sie gar nichts mehr erzählt.“
„Deine Nähkünste und das Kleid haben mich zur Ballkönigin gemacht, Rose, aber ich habe ganz vergessen, wie ermüdend eine solche Festivität sein kann.“ Unter der Decke rieb sich Diana die schmerzenden Füße.
„Sie weichen mir aus, Miss Diana. Man hat geredet. Also, wer hat Ihnen den Hof gemacht? In dem Kleid sahen Sie wie eine Prinzessin aus. Haben Ihnen viele Herren geschmeichelt? Und was ist mit Ihrem Lord Coltonby?“
„Hat mir in den letzten fünf Jahren irgendjemand den Hof gemacht, Rose? Hör auf, mich zu necken.“ Diana hielt den Blick entschlossen auf den Betthimmel gerichtet, doch Rose gab ein vielsagendes Glucksen von sich, also drehte sie sich zu ihr. „Nun, heraus damit. Welche Neuigkeiten hast du gehört? Was soll ich dir bestätigen?“
„Man schwatzt über Sie und Lord Coltonby. Schließlich hat er Sie ja in der Tat besucht.“
Diana überlegte. Ihre Empfindungen für Brett waren zu frisch, zu verletzlich. Sie wusste nicht recht, wie sie sich darob verhalten sollte. Zudem schien er nur brüderliche Gefühle für sie zu empfinden. Außerdem hatte er sie vor einiger Zeit bereits deutlich wissen lassen, dass eine Heirat für ihn nicht in Betracht kam. Falls er sich überhaupt jemals vermählen sollte, wäre seine Gemahlin gewiss eine Ballkönigin aus London, keineswegs eine blamierte Frau mit bescheidenem Vermögen.
„Lord Coltonby ist nur ein guter Bekannter, Rose. Er war ein Freund meines verstorbenen Verlobten. Das ist alles, mehr verbindet uns nicht.“
„Wenn Sie meinen, Miss Diana, aber warum hat er Ihnen eine Nachricht geschickt? Heute in aller Frühe, sogar mit Eilboten?“ Rose zog ein Schreiben aus ihrer Schürzentasche. „Aber glücklicherweise gibt es ja noch den Dienstbotenklatsch. Auf diese Weise werde ich es letztendlich wohl erfahren, auch wenn gewisse Menschen sich nicht die Mühe machen wollen, mich ins Vertrauen zu ziehen.“
„Meine liebe Rose, es gibt nichts zu erzählen. Du wärst die Erste, der ich mich anvertrauen würde. Habe ich je ein Geheimnis vor dir gehabt?“ Die Ereignisse dieser gewissen Nacht vor fünf Jahren hatte sie allerdings sehr wohl vor Rose geheim gehalten. Sie hatte es oft als Vorsehung angesehen, dass Rose sich immer noch zu Besuch bei ihren Verwandten befand, als sie aus den Vauxhall Gardens zurückkehrte.
„Hm. Ich mache mir Sorgen um Sie, Miss Diana. Ich möchte Sie versorgt sehen.“
„Du kannst deine Schnittmuster für Brautkleider zur Seite legen, Rose.“ Diana schwenkte den Tee in ihrer
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